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Der Mann, der nicht geboren wurde

Der Mann, der nicht geboren wurde

Titel: Der Mann, der nicht geboren wurde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tobias O. Meißner
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reinschlagen und dann runterklettern. Da brauchen wir aber
wirklich eine Laterne.«
    Rodraeg war skeptisch. »Ein Loch reinschlagen. Da brauchen wir Äxte
und Hämmer und Stemmeisen, und alles macht Lärm. Vielleicht … sollten wir hier
aufhören. Sonst lastet uns die Garde hinterher noch Einbruch und Plünderei an.
Wir erzählen unserem Wachtposten, dass wir uns hier umgesehen und eine Falltür
gefunden haben. Warum sollen die nicht die Drecksarbeit selbst machen?« Niemand
widersprach ihm. Nur eine wispernde Stimme in ihm selbst: Was
ist, wenn dort unten weiteres Belastungsmaterial gegen das Mammut zu finden war? Wenn es dort unten gar nicht gebrannt hatte und
unversehrte Notizen herumlagen über Eljazokad, Bestar und Tjarka, wie sie sich
durch eine andere Welt voller rotem Schnee kämpften, um in einem verheerenden
Feuerball in diese Welt zurückzukehren? Was, wenn dort unten also der
entscheidende Fallstrick für das Mammut herumlag? DMDNGW s beste Waffe, selbst wenn sie gar nicht von DMDNGW hergestellt wurde? Und wenn sie jetzt die Chance vertaten, diese
Waffe zu entfernen, bevor sie Schaden anrichten konnte?
    Bestars große Hand legte sich Rodraeg auf die Schulter. »Du willst
da runter, oder?«
    Â»Ja.«
    Â»Dann machen wir es so: Ich stemme diese Luke mit Skergatlu auf und
ziehe sie immerhin hoch genug, dass ihr dünnen Wichtel drunter durchschlüpfen
könnt.«
    Â»Ich will nicht, dass du Skergatlu zerbrichst.«
    Â»Skergatlu wird nicht zerbrechen. Das ist Riesenerz.«
    Â»Na gut. Aber wir werden trotzdem Licht brauchen da unten.«
    Â»Ich habe zwei Fackeln und meinen Zündkasten mit. Ich habe immer
alles dabei. Man weiß ja nie, was kommt.«
    Â»Bestar, du bist großartig. Wir helfen dir mit dem Hochstemmen. Sag
uns, wo wir ansetzen müssen.«
    Zuerst verteilte Bestar die Fackeln und das kleine Funkenkästchen,
das so alt aussah, dass es womöglich schon seinem Großvater gehört hatte. Dann
legte er mit Skergatlus Spitze die Fuge richtig frei und wählte einen
Stemmpunkt. Als er die Tür ein wenig aufgebogen hatte, schoben Tjarka und
Rodraeg Bretter in die Öffnung. Jetzt konnte Bestar seine Finger in den Spalt
quetschen, die Luke richtig zu fassen bekommen und an ihr ziehen. Breitbeinig
stand er da und strengte sich an, bis ihm beinahe die Stirnadern platzten.
Tjarka schob weiterhin Schutt und Geröll in die aufklaffende Öffnung – und
plötzlich glitt sie gewandt wie ein Aal darunter hindurch. Rodraeg traute sich
nicht so recht. Falls Bestars Finger den Halt verloren, würde er zerquetscht
werden. Außerdem war er größer als Tjarka und nicht so leicht wie sie. Er würde
feststecken und nicht vor- und nicht zurückkommen.
    Tjarka zündete unten eine Fackel an. »Götter!«, entfuhr es ihr.
Rodraeg schaute in Bestars Gesicht und sah, dass den Klippenwälder die Kräfte
verließen. Also häufte er nur noch mehr Schutt in den Spalt und gab Bestar die
Erlaubnis, die Luke vorsichtig abzusetzen. Die mit Eisenbändern verstärkte
Holzklappe stauchte knirschend den Schutt, blieb aber beinahe eine Handspanne
weit offen stehen. Rodraeg und dann auch Bestar konnten hindurchspähen und
einen Ausschnitt von dem sehen, was Tjarkas Fackel beleuchtete.
    Im Keller hatte es gar nicht gebrannt. Das Versuchslabor des
verrückten Forschers war noch weitgehend intakt, allerdings hatte hier eine vermutlich
systematische Säuberung stattgefunden. Die Tierkäfige, die in allen möglichen
Größen überall herumstanden, waren leer. Wissenschaftliche Versuchsaufbauten
waren teilweise zerlegt, teilweise aber auch zerschlagen worden. Notizen waren
nirgendwo zu finden. Der Kellerraum stank nach Tod, Exkrementen, Angstschweiß
und Schmerz.
    Â»Erkennst du das wieder, Bestar? Diesen Gestank?«, fragte Tjarka mit
flacher Stimme. »Das ist genauso wie im Thost. Derselbe Falltürspinnenwahnsinn.
Rodraeg? Das war kein Unfall. Hier ist sorgfältig ausgeräumt und aufgeräumt
worden, in aller Ruhe. Alles Schriftliche ist weg. Erst danach wurde Feuer
gelegt, im Erdgeschoss. Wahrscheinlich sind dort auch die ganzen Tierkadaver
verbrannt. Das Mistschwein hat Angst bekommen. Als es seinen Bruder von innen
heraus zerrissen hat, fürchtete er wohl, dass ihm dasselbe blühen könnte, und
brach seine Zelte in Warchaim ab. Dabei war ihm egal, wer in den Flammen umkam.
Oder besser noch:

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