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Der Mann, der niemals lebte

Titel: Der Mann, der niemals lebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ignatius David
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Kopf. Er sagte so lange nichts, bis das Schweigen in der sicheren Leitung fast zu einer weiteren Stimme wurde, die klarer mit ihm sprach, als Hoffman es je vermocht hätte. Auf einmal wusste er genau, was er tun musste.
    »Ja«, sagte er. »Sie können auf mich zählen.«
    »Guter Junge. Ich weiß, wie schlimm das alles für Sie ist, aber es wird zu einem guten Ende kommen, glauben Sie mir. Sie kriegen Ihre Freundin wieder und einen Orden dazu.«
    »Einen Orden«, wiederholte Ferris leise, aber er war mit den Gedanken schon ganz woanders.
     
    Ferris steckte den Zettel mit der syrischen Mobilfunknummer in seine Brieftasche und sagte seinem Stellvertreter, dass er jetzt nach Hause gehen und sich ein wenig hinlegen werde. Dann verließ er die Botschaft und fuhr zum Hauptquartier des jordanischen Geheimdienstes. Dort sagte er dem diensthabenden Offizier, der dem unangemeldeten Besucher entgegengeeilt war, dass er unverzüglich mit Hani Pascha sprechen müsse. Man bat ihn zu warten, aber es dauerte nur ein paar Minuten, bis er in Hanis weitläufiges Büro gebracht wurde.
    Als Ferris den Raum betrat, musterte der Jordanier ihn aufmerksam. Anstatt eines Kusses gab es diesmal einen Händedruck, was aber fast noch intimer war.
    »Sie sehen furchtbar aus, Roger«, sagte Hani. »Es tut mir entsetzlich leid, dass es Ihnen so schlecht geht.«
    »Danke für Ihr Mitgefühl, aber um mich brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Mag sein, dass ich das Problem bin – aber sehr viel lieber wäre es mir, wenn ich die Lösung sein könnte. Und deshalb bin ich hier.«
    Hani sah den Amerikaner fragend an. »Was meinen Sie damit, mein Freund? Irgendwie verstehe ich Sie heute nicht.«
    Aber Ferris wusste ganz genau, was er meinte. Es war ihm in einem Augenblick absoluter Klarheit bewusst geworden, als wäre in seinem Kopf ein Licht angegangen, das ihn die Dinge in einer ganz anderen Konstellation sehen ließ. Ein völlig neues Koordinatensystem hatte sich vor ihm aufgetan, und daran wollte er sich fortan orientieren.
    »Erst ein paar Grundregeln«, sagte Ferris. »Erstens: Dieses Gespräch hat niemals stattgefunden. Ich spreche mit Ihnen als Privatmann, nicht als Angestellter der amerikanischen Regierung. Zweitens: Sie werden niemals mit einem Mitarbeiter der CIA über diesen Besuch oder den Inhalt unseres Gesprächs reden. Niemals. Versprechen Sie mir das?«
    »Das sind ziemlich außergewöhnliche Regeln, aber vielleicht kann ich ihnen ja zustimmen, wenn Sie mir erzählen, was Sie vorhaben.«
    »Ein Vielleicht genügt mir nicht. Ich brauche ein Ja oder ein Nein. Was ich von Ihnen will, wird Ihrem Land nicht schaden. Im Gegenteil, es wird ihm höchstwahrscheinlich sogar nützen. Außerdem würden Sie viele Informationen über mich und meine Arbeit bekommen, die Sie nach eigenem Gutdünken verwenden dürfen. Ich will dafür im Gegenzug einzig und allein die Zusicherung, dass Sie mich vorbehaltlos unterstützen.«
    Hani legte den Kopf schief, zündete sich eine Zigarette an und dachte über Ferris’ Vorschlag nach. Dabei musterte er den Amerikaner von Kopf bis Fuß und wirkte merkwürdig zufrieden.
    »Mein lieber Roger«, sagte er, »ich habe Ihnen ja schon oft gesagt, dass Sie eigentlich einer von uns sind. Das bedeutet, dass Menschen für Sie wichtiger sind als Operationen und dass Sie die persönliche Ehre höher schätzen als alles andere. Bisher war das nur so ein Gefühl, aber jetzt bin ich mir sicher, und deshalb lautet meine Antwort: Ja. Natürlich werde ich diese Unterredung vertraulich behandeln. Dieser Raum gehört nur uns allein. Aber jetzt müssen Sie mir sagen, was Sie von mir wollen.«
    Ferris trat ganz nahe an Hani heran und senkte die Stimme. Soviel er wusste, hatte die CIA in Hanis Büro noch keine Wanzen angebracht, aber andererseits konnte man nie wissen.
    »Können Sie mich verschwinden lassen?«, fragte er. »Und zwar so, dass mich niemand findet? Nicht einmal – und ganz besonders nicht – der amerikanische Geheimdienst? Und können Sie mich dann nach Syrien bringen, ohne dass jemand etwas davon mitbekommt?«
    »Ich denke schon. Das ist nicht schwierig. So etwas machen wir praktisch jeden Tag. Aber was wollen Sie in Syrien?«
    »Ich möchte mit den Entführern von Alice Melville Kontakt aufnehmen und mich ihnen zum Tausch anbieten. Mit Alice können sie nichts anfangen. Mit mir schon.«
    »W’Allah!«, rief Hani und drehte die Handflächen nach oben. »Sind Sie verrückt, mein Freund?«
    »Nein. Ich war verrückt,

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