Der Mann, der niemals lebte
sagte er zu Bassam, während er die Verbindung mit dem Stützpunktkommandeur in Balad aufbaute und ihn bat, CHILI, SPECK oder NITRAT zu dem Haus zu schicken. Er gab dem Kommandeur die Koordinaten durch und schärfte ihm ein, sich zu beeilen. Das war ein heißes Ziel, die durch eine Aussage bestätigte Operationsbasis einer Terrorzelle.
Bassam hatte den Mercedes auf zwanzig Stundenkilometer heruntergebremst. «Soll ich umdrehen?», fragte er.
«Warum? Jetzt, wo wir schon fast da sind, können wir uns das Haus doch auch ansehen.»
«Aber Boss, da kommt ein Auto auf uns zu!» In Bassams Stimme schwang ein Zittern mit, das Ferris noch nie bei ihm gehört hatte.
Ferris schaute wieder auf die Staubwolke. Sie war größer geworden, und jetzt konnte man auch den Wagen erkennen, der sie aufwirbelte. Bassam hatte recht. Wer immer in dem Wagen saß, er fuhr direkt auf sie zu. Obwohl Ferris nicht wusste, was es mit dem Wagen auf sich hatte, musste er rasch eine Entscheidung treffen.
«Dreh um», sagte er und fügte auf Englisch hinzu. «Und dann Vollgas!» Bassam trat auf die Bremse, wendete den Mercedes, so schnell er konnte, und trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch. Der schwere Wagen wirbelte nun seinerseits eine Staubwolke auf, die ihnen die Sicht auf ihre Verfolger versperrte.
Als sie sich wieder der großen Straße näherten, wurde Ferris klar, dass sie in ernsten Schwierigkeiten steckten: Auf dem Seitenstreifen wartete dort bereits ein weiteres Auto auf sie, ein alter Chevrolet mit stumpf gewordenem, gelbem Lack. Ferris öffnete das Handschuhfach und holte Bassams Pistole heraus, eine kleinkalibrige Automatik, die in dieser Situation praktisch nutzlos war. Sie näherten sich der Kreuzung.
«Was soll ich tun, Boss?», fragte Bassam.
«Fahr nach Süden», sagte Ferris. «Nach Balad.»
Bassam steuerte den Mercedes in einer scharfen Kurve auf die Teerstraße, wo er fast mit einem herandonnernden Mülllaster zusammengestoßen wäre. Der gelbe Chevy auf dem Standstreifen setzte sich in Bewegung und fuhr ihnen hinterher, gefolgt von dem anderen Wagen, der nun ebenfalls die Schotterstraße verlassen hatte. Ferris nahm sein Satellitentelefon und rief wieder in der Basis in Balad an.
«Habt ihr den Vogel schon in der Luft? Wir haben hier ein Problem auf dem Highway One.»
«Verstanden, Sir», antwortete der diensthabende Offizier. «SPECK ist auf dem Weg zu den Koordinaten, die Sie uns durchgegeben haben. In ein paar Minuten ist er da.»
«Hören Sie, wir sitzen hier richtig in der Scheiße. Ein paar ziemlich schlimme Jungs sind hinter mir und meinem Agenten her. Wir sitzen in einem alten roten Mercedes, südlich von Samara auf dem Highway One, und werden von zwei Wagen verfolgt. Der vordere ist ein gelber Chevy. Wenn ihr uns schnell einen Kampfhubschrauber schickt, könnt ihr Uncle Sam zwei Agenten retten.»
«Verstanden», erwiderte der Offizier. «Bleiben Sie am Telefon. Ich tue, was ich kann.»
Ferris schaute nach hinten auf den gelben Wagen und sah, dass ein Mann sich aus dem hinteren Fenster auf der Fahrerseite lehnte. Er hielt etwas in den Händen, das auf den ersten Blick wie eine Fernsehkamera aussah, aber Ferris erkannte schnell, dass es eine Panzerfaust war. Scheiße.
«Gib Gas», rief er Bassam zu. «Fahr so schnell du kannst.» Bassam trat das Gaspedal bis zum Anschlag durch, und die Tachonadel kletterte erst auf 130, dann auf 140 Stundenkilometer, aber dann musste er wieder bremsen, um nicht auf ein langsameres Fahrzeug vor ihnen aufzufahren.
Das ist das Ende, dachte Ferris. Er hörte nicht, wie das Geschoss der Panzerfaust abgefeuert wurde, doch er sah links von sich, auf Bassams Seite des Wagens, einen grellen Lichtblitz. Mit einem ohrenbetäubenden Knall explodierte das Geschoss direkt am linken Radkasten, und dann war auf einmal alles in grelles weißes Licht getaucht und lief wie in Zeitlupe. Die Detonation schleuderte den schweren Wagen in die Luft, wo er ein paar Mal schwankte, bevor seine Reifen wieder auf dem Asphalt aufsetzten. Ferris hörte einen gellenden Schrei auf Arabisch und sah, wie Blut aus einer klaffenden Wunde an Bassams Unterleib spritzte. Scheiße, dachte Ferris. Er streckte eine Hand aus und zog sie dann gleich wieder entsetzt zurück. Wo Bassams Bauch gewesen war, sah er nur noch eine blutige Masse zerfetzter Eingeweide. Ein Granatsplitter hatte ihm wie ein riesiges Skalpell die Bauchdecke aufgeschlitzt. Bassam schrie wie am Spieß, hatte aber immer noch die Hände am
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