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Der Mann, der niemals lebte

Titel: Der Mann, der niemals lebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ignatius David
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Überläufer. Er ist ein Sunnit aus Samara und hat in Saddams Geheimdienst gearbeitet. Jetzt ist er beim irakischen Zweig der al-Qaida, oder sagen wir besser, er war es bis vor ein paar Tagen, als sie ihn auf eine Bombenmission schicken wollten. Seither ist er auf der Flucht. Er hat mir gerade etwas sehr Interessantes erzählt.«
    »Tatsächlich? Also, reden Sie schon.«
    »Er sagt, dass die al-Qaida ihn zu dem Mann schicken wollte, der die Autobombenattentate in Europa koordiniert. Da entsteht ein neues Netzwerk, behauptet er zumindest. Und er hat mir den Decknamen des Mannes genannt. Süleyman.«
    »Sie haben recht, das ist wirklich hochinteressant.« Hoffman ließ ein aufgeregtes Knurren hören. »Und was hat er sonst noch so erzählt?«
    »Reicht Ihnen das etwa noch nicht? Ich will den Mann so schnell wie möglich außer Landes bringen, Ed. Wir müssen ihn gründlich verhören.«
    »Wie bitte? Jetzt habe ich Sie nicht verstanden.«
    »Ich sagte, dass ich ihn außer Landes bringen will. Wenn er hierbleibt, wird er das nicht lange überleben. Ich habe ihm versprochen, dass wir ihn rausbringen, wenn er mir alles erzählt.«
    »Kommt nicht in Frage. Der Mann ist Gold wert, aber nur im Irak. Holen Sie alles aus ihm heraus, aber lassen Sie ihn da, wo er ist. Über kurz oder lang wird er uns zu dem Netzwerk führen. Setzen Sie eine Drohne auf ihn an, dann können wir überwachen, mit wem er spricht, und die Kerle später hochnehmen.«
    »Aber die werden ihn umbringen. Das habe ich Ihnen doch gesagt. Der Mann ist auf der Flucht.«
    »Sein Pech. Wenn sie ihn töten, dann sehen wir wenigstens, wer es getan hat.«
    Ferris blickte durch das Fenster auf Nizar, der draußen in der Sonne stand. Auf seinem Gesicht lag der Anflug eines Lächelns. Bestimmt glaubte er fest daran, dass die Amerikaner ihn nun unter ihre Fittiche nehmen würden.
    »Ich habe kein gutes Gefühl dabei, Ed. Das ist mein Fall. Lassen Sie mich das auf meine Weise erledigen.«
    »Tut mir leid, ist nicht drin. Verhören Sie ihn sofort, und holen Sie so viel wie möglich aus ihm heraus für den Fall, dass die ihn tatsächlich kaltmachen. Aber schicken Sie ihn heute noch wieder raus. Dann beobachten wir ihn noch eine Weile, bevor wir ihn außer Landes bringen. Ich versalze Ihnen ungern die Suppe, Roger, aber genau so werden wir es machen.«
    »Mann!« Ferris nahm den Hörer eine Weile vom Ohr. Es hatte keinen Sinn, mit Hoffman zu diskutieren. »Darf ich ihm dann wenigstens Geld und eine neue Identität anbieten?«
    »Klar doch. Kein Problem. Versprechen Sie ihm, was Sie wollen.« Hoffman fragte nicht einmal nach, wie viel Geld Ferris dem Iraker anbieten wollte. Er wusste anscheinend genau, dass es ohnehin niemals ausgezahlt werden würde.
    Ferris holte Nizar zurück ins Haus und sagte, dass er noch ein paar Fragen an ihn habe. Der Iraker war jetzt guter Stimmung, er entspannte sich und war ganz offensichtlich der Meinung, dass dieser Albtraum für ihn bald vorbei sein würde. Ferris stellte ein kleines digitales Diktiergerät auf den Tisch, mit dem er das Verhör aufnehmen wollte, und fing an zu fragen. Er fragte Nizar nach den Namen seiner al-Qaida-Kontakte im Irak, er fragte nach den Orten, an denen er sie getroffen hatte, er fragte, wo man ihn angeworben habe. Der Iraker erzählte, das sei in Amman geschehen, in einem sicheren Haus in der Nähe des Jebel Akhtar am südlichen Stadtrand. Er nannte die Adresse, die Ferris sich in sein Notizbuch schrieb. Vielleicht konnten sie, wenn sie dieses Haus observierten, irgendwann einmal das ganze Netzwerk aufrollen. Ferris bat Nizar um die SIM-Karte seines Handys, und der stämmige Iraker gab sie ihm, ohne zu zögern.
    Dann redete er mehrere Stunden lang wie ein Wasserfall. Ferris schickte Bassam los, um etwas zu essen zu holen. Als der bald darauf mit Kebab und in Ägypten gebrautem Heineken zurückkam, stürzte sich Nizar darauf wie ein hungriger Wolf. Erst Mitte des Nachmittags waren sie mit dem Verhör fertig, und Ferris wurde unruhig, weil er befürchtete, sie wären schon zu lange im Haus von Bassams Onkel gewesen. Womöglich hatten die Nachbarn etwas bemerkt und sagten es weiter, dann konnte es nach Einbruch der Dunkelheit gefährlich für sie werden.
    Als Ferris alle seine Fragen gestellt hatte, sah Nizar ihn erwartungsvoll an.
    »Fahren wir jetzt in die Grüne Zone, Sir?«, fragte er.
    »Noch nicht, Nizar«, antwortete Ferris, worauf das hoffnungsfrohe Lächeln des Irakers sofort erstarb. »Meine Freunde

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