Der Mann, der niemals lebte
das für Sie heißt.«
Ferris nickte. »Das heißt, dass ich diese Informationen an niemanden weitergebe, nicht einmal innerhalb der CIA.«
»Klar, das versteht sich ja wohl von selbst. Ich meinte aber etwas anderes. Wenn wir hier fertig sind, gehen Sie wieder hinaus an die vorderste Front. Das ist übrigens auch ein Grund, warum ich Ihnen bisher noch nichts von dem Laden hier erzählt habe. Ein solches Wissen ist eigentlich zu gefährlich für jemanden, der dem Feind in die Hände fallen könnte, aber inzwischen bin ich zu der Erkenntnis gekommen, dass ich Sie trotzdem einweihen muss. Das bedeutet aber, dass Sie, wenn es ganz beschissen läuft und Sie gefangen genommen werden, auf gar keinen Fall etwas über diese Einrichtung hier verraten dürfen. Und dafür müssen Sie die nötigen Maßnahmen ergreifen. Können Sie mir folgen?«
Ferris sah erschrocken auf. Er glaubte zu verstehen, was Hoffman meinte, wollte aber sichergehen. »Die nötigen Maßnahmen?«, wiederholte er.
»Maßnahmen, die Sie ergreifen müssen, wenn Sie gefangen genommen werden und das Gefühl haben, einem Verhör nicht standhalten zu können. Und seien wir ehrlich: Kein Mensch hält einem echten Verhör lange stand, egal, was sie Ihnen auf der Farm erzählt haben. Darum geben wir Ihnen, wenn Sie wieder ins Ausland gehen, eine Zahnschiene mit einem speziellen Gelpolster mit, die Sie in den Mund schieben können, wenn es brenzlig wird. Falls Sie in eine aussichtslose Situation geraten, brauchen Sie nur fest draufzubeißen, und das Ding setzt ein Gift frei. Das geht ganz schnell und schmerzlos, und es soll nicht mal schlecht schmecken. Heißt es zumindest. Ich hatte noch nie das Vergnügen, obwohl ich so ein kleines Mistding immer bei mir habe, wenn ich unterwegs bin. Aber egal. Sind wir uns da einig? Ich halte Sie nicht für ein Weichei, wenn Sie nein sagen. Aber dann ist unser Gespräch hier beendet.«
Ferris dachte einen Augenblick nach. Hoffman hatte ihn in eine Welt hineingezogen, von deren Existenz er eine Viertelstunde zuvor noch keine Ahnung gehabt hatte. Vielleicht war damit der Höhepunkt seiner Geheimdienstkarriere erreicht – vielleicht auch der Tiefpunkt, aber das spielte keine Rolle. Weiter konnte er es jedenfalls nicht mehr bringen. Er dachte flüchtig an Alice, aber dann verschwand ihr Bild wieder aus seinem Kopf.
»Ich bin dabei«, sagte Ferris.
»Braver Junge.« Hoffman schüttelte ihm die Hand. »Ehrlich gesagt hätte ich Sie gar nicht gefragt, wenn ich nicht überzeugt gewesen wäre, dass Sie ja sagen. Okay, dann lassen Sie uns mal unsere kleine Verschwörung planen. Nur Sie, ich und Sami, sonst niemand. Außer uns dreien kennt kein Mensch alle Stücke dieses Puzzles. Ist das klar?« Seine beiden Mitverschwörer nickten, und Hoffman fuhr fort.
»Ich habe Sami schon kurz mit Ihrer Idee vertraut gemacht, Roger. Und wissen Sie was? Er findet sie klasse. Und er glaubt, dass der Gegner den Köder schlucken wird. Stimmt’s, Sami?«
Azhar nickte. »Das ist ein wirklich kreativer Einfall.«
»Was wir jetzt also als Erstes brauchen, liegt auf der Hand. Einen Toten. Haben Sie diesbezüglich vielleicht irgendwelche Vorschläge, Roger?«
»Er muss wie ein CIA-Agent aussehen, das ist das Wichtigste. Etwa in meinem Alter, Anfang bis Mitte dreißig, jemand, dem man abnimmt, dass er Süleymans Netzwerk zu infiltrieren versucht. Es sollte ein Weißer sein. Gesund, durchtrainiert. Und man sollte ihm ansehen, dass er Christ ist.«
»Das heißt?«
»Das heißt, er darf nicht beschnitten sein. Wenn unsere Gegner keine Vorhaut finden, halten sie ihn für einen Israeli.«
Hoffman zuckte die Achseln und wandte sich an Azhar. »Stimmt das, Sami?«
»Ja. Die meisten Araber leiden unter einer Art Juden-Paranoia. Da kann man nichts machen.«
»So müsste der Tote also aussehen«, fuhr Ferris fort. »Aber wo sollen wir ihn herkriegen? Kann ihn uns das FBI vielleicht aus irgendeiner Leichenhalle organisieren?«
»Lieber Himmel, wo denken Sie hin?«, rief Hoffman. »Das FBI findet doch nicht mal nen entlaufenen Hund. Aber wozu haben wir unsere Sondereinheiten beim Militär? Unsere Brüder und Schwestern dort beschaffen uns alles, was wir brauchen, auch eine Leiche. Und sie stellen keine neugierigen Fragen.«
»Ist mir auch recht«, sagte Ferris mit breitem Grinsen. Es sah ganz so aus, als würde seine Idee tatsächlich Wirklichkeit werden. »Fragen Sie die Brüder und Schwestern.«
»Schon passiert. Ich habe gestern meinen Kontaktmann auf
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