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Der Mann, der niemals lebte

Titel: Der Mann, der niemals lebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ignatius David
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    »Anscheinend ging es ja bei der Amary-Operation genau darum, Süleyman so weit aus der Deckung zu locken, dass wir ihn abhören können«, sagte Hoffman. »Hanis Mann in Berlin sollte Amarys Tarnung stützen, und anschließend wollten wir ihn Nachrichten verschicken lassen, die wir dann möglicherweise bis zu Süleyman hätten verfolgen können. Gezinkte Karten. Wenn das nicht funktioniert hätte, wären wir noch einen Schritt weitergegangen und hätten so getan, als ob wir wüssten, wo Süleyman sich aufhält. Dann wäre er vielleicht in Panik geraten, hätte das Versteck gewechselt oder mit irgendwem Kontakt aufgenommen. So was gehört zu den Spezialitäten unseres Doktor Azhar hier. Na los, erzählen Sie es ihm, Professor.«
    Der Ägypter nickte. »An der Wall Street hatte ich es immer nur mit beobachtbaren Größen zu tun. Wenn ich etwas beobachten konnte, dann war es auch möglich, Verbindungen zu anderen Beobachtungen herzustellen – zum Beispiel zwischen der Wettervorhersage und der künftigen Höhe des Maispreises oder zwischen den Gewinnspannen und dem Ölpreis, um nur zwei simple Beispiele zu nennen. Bei meiner Arbeit als Analyst habe ich versucht, Informationen, die bisher weder quantifiziert noch beobachtet wurden, so umzuarbeiten, dass man sie im Auge behalten und aus ihren Veränderungen bestimmte Schlüsse ziehen konnte. Damit habe ich damals mein Geld verdient, und jetzt wende ich diese Methode auch in Eds Auftrag an, um seine Zielpersonen besser zu kontrollieren.«
    »Ist er nicht ein Hammer?«, fragte Hoffman mit echter Bewunderung in der Stimme. »Erzählen Sie weiter, Sami.«
    »Nun gut. Die größte Herausforderung beim Kampf gegen die al-Qaida liegt darin, sie in Bereiche zu bringen, die wir überwachen können. Wenn sie zum Beispiel alte Handys haben, die wir nicht abhören können, dann ist es unsere Aufgabe, sie irgendwie dazu zu bringen, sich neue zu kaufen. Wenn sie das dann tun, wissen sie nicht, dass man in ganz Pakistan keine neuen Telefone oder Telefonkarten mehr kaufen kann, die wir nicht so präpariert haben, dass sie uns jederzeit mitteilen, wo sich ihr Benutzer gerade aufhält. Oder sie werden nervös wegen ihres Computers und beschließen, sich einen neuen anzuschaffen, ohne auch nur zu ahnen, wie sehr wir diesen ganzen Sektor schon unter Kontrolle haben. Dank unserer Bemühungen gibt es auf der ganzen Welt keinen einzigen E-Mail-Server, zu dem wir keinen Zugang hätten. Und was die einzelnen Computer betrifft, muss ich richtiggehend lachen. Wir können jederzeit an jedem beliebigen Ort auf jedermanns Festplatte zugreifen. Und auf jeden USB-Stick. Die Kuriere lieben diese Dinger, aber jedes davon hat eine elektronische Signatur. Alles hat eine solche Signatur. Das gefällt mir so an der digitalen Welt, dass sie so präzise und eindeutig ist.«
    »Wir ziehen das Netz immer enger.« Jetzt übernahm Hoffman wieder selbst das Wort. »Uns gehört der komplette Kommunikationsraum, und wenn wir diese Typen unter Druck setzen, geschieht das zum Teil auch, um sie nervös zu machen und zu einer Kommunikation zu drängen, die wir dann abfangen können. Stellen wir uns zum Beispiel mal vor, wir nehmen irgendeine Gruppe in London, Usbekistan oder Bumfuck, Indiana, fest. Was glauben Sie, worauf wir es abgesehen haben?«
    »Wir verhören sie«, sagte Ferris. »Wir schicken sie nach Guantanamo. Vielleicht auch zu Hani. Oder sonst wohin.«
    »Klar, verhören tun wir sie auch«, sagte Hoffman. »Das kann manchmal ganz nützlich sein, aber es ist nur ein Abfallprodukt. Selbst wenn der Eingebuchtete schweigt wie ein Grab, müssen seine Kumpels doch davon ausgehen, dass er gesungen hat, und ihre Handynummern, ihre Internetadressen und sogar ihre Hardware austauschen und sich alles neu besorgen. Damit rufen sie früher oder später jemanden an, der auf einer unserer Überwachungslisten steht, und sei es bloß ein Kebab-Lokal in Karatschi. Und dann – wumm – wissen wir auch schon, was für ein neues Kommunikationsgerät sie benutzen. Sie müssen nur einmal einen heißen Draht berühren, schon leuchtet der ganze Schaltkreis auf. Ein gutes Mittel ist auch, sie zu einem Ortswechsel zu zwingen. Ist nämlich verdammt gefährlich, sich von A nach B zu bewegen, wussten Sie das? Wir sind vielleicht blöd, aber so blöd sind wir auch wieder nicht, dass wir auch nur ein Flugzeug, einen Bus oder Zug aus dem Auge lassen würden, der eine Landesgrenze überquert.«
    »Aber trotzdem haben Sie Süleyman

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