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Der Mann, der niemals lebte

Titel: Der Mann, der niemals lebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ignatius David
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immer noch nicht am Haken«, warf Ferris ein. »Das heißt dann wohl, dass er anders ist. Die Techniken, die Sie und Sami mir gerade beschrieben haben und die bei anderen wunderbar funktioniert haben, taugen bei ihm nicht. Er bewahrt strenge Funkstille. Und genau deshalb müssen wir uns etwas Neues einfallen lassen.«
    »Sie sagen es«, meinte Hoffman. »Jetzt sind wir am Kern des Problems. Aber Sie kennen auch schon die Antwort.«
    »Taqiyya«, sagte Ferris.
    »Genau. Als Sie mir neulich davon erzählt haben, war das etwa so, als hätte jemand in einem stockdunklen Raum das Licht angeknipst. Sie haben vollkommen recht. Wir müssen Süleyman weismachen, dass wir genau das geschafft haben, was uns bisher unmöglich war: in sein Netzwerk einzudringen. Wenn wir ihn davon überzeugen, können wir ihn ganz einfach manipulieren. Eifersucht, Eitelkeit, verletzter Stolz – die drei werden Süleyman knacken wie eine fette Auster. Wir werden ihm Informationen zuspielen, die so verwirrend und bedrohlich sind, dass sie ihn völlig aus der Fassung bringen, und dann muss er einfach herausfinden, was es damit auf sich hat. Dazu muss er mit anderen Kontakt aufnehmen. Das geht gar nicht anders. Und dadurch wird er beobachtbar. Quantifizierbar. Zerstörbar.«
     
    In der Kaffeepause erhielt Hoffman eine Nachricht vom Direktor, dass er ihn dringend wegen Frankfurt anrufen solle. Hoffman entschuldigte sich, ging in sein Büro, das direkt neben dem von Azhar lag, und schloss die Tür. Ferris nutzte die Pause und ließ sich von Azhar die Operationszentrale zeigen.
    »Sie müssen sich immer vor Augen halten, dass wir hier hauptsächlich Illusionen fabrizieren«, sagte der Ägypter, während er Ferris durch den großen Raum führte. »Das hier ist gewissermaßen das Hinterzimmer eines großen Kaufhauses für al-Qaida-Mitglieder, das sämtliche Wünsche eines Untergrundkämpfers befriedigt. Dadurch erreichen wir, dass sie unvorsichtiger werden und ihre Geschäfte über uns erledigen. Fangen wir mit dem Reisebüro an.«
    Azhar führte Ferris zu ein paar Tischen am Ende des Raumes, wo drei junge Agenten saßen, von denen keiner über dreißig zu sein schien. Ihren teigig blassen Gesichtern nach zu schließen hatten sie monatelang kein Tageslicht mehr gesehen. Ferris musste an die Superstreber denken, die auf der George Marshall High School sämtliche Naturwissenschaftswettbewerbe gewonnen hatten. Azhar wandte sich an die Älteste von ihnen, eine junge Frau mit unreiner Haut und so viel Gel im Haar, dass es stachlig abstand wie bei einer Punkerin.
    »Adrienne, erklären Sie unserem Gast doch bitte, was Sie hier genau tun. Ich habe ihm schon gesagt, dass Sie drei unser Reisebüro sind.«
    »Okay …« Adrienne schien wenig begeistert darüber, einen Fremden in ihre Geheimnisse einzuweihen, aber Azhar bedeutete ihr mit einer Handbewegung, dass es in Ordnung war. »Also, die Typen von der al-Qaida reisen viel rum, klar? Aber sie wissen natürlich, dass wir alles überwachen können, was über den Computer läuft. Darum suchen sie nach einer Methode, Buchungen tätigen zu können, die man nicht zurückverfolgen kann. Und da kommen wir ins Spiel.«
    »Geben Sie ihm ein Beispiel«, sagte Azhar. Adrienne führte Ferris zum nächsten Computer, an dem ein junger, dunkelhäutiger Mann eifrig auf der Tastatur herumtippte.
    »Das hier ist Hanif. Er kümmert sich um unseren Strohmann in Karatschi, von dem wir den richtigen Namen gar nicht kennen. Wir nennen ihn Ozzy, wie Ozzy Osbourne. Fragen Sie bloß nicht, warum. Jedenfalls ist unser Ozzy in Karatschi so eine Art Spezialist für nicht nachverfolgbare Reisen. Er ist ein Meister darin. War auf einer Madrassa und hat gute Verbindungen zum Untergrund in Kaschmir. Wenn Sie ein Dschihadist sind und unter falschem Namen einen Flug von Karatschi nach London buchen wollen, dann ist er Ihr Mann. Er erledigt alles für Sie und ist nicht mal teuer. Die Leute im Untergrund sagen das weiter. Alle lieben Ozzy. Die Sache ist nur die, dass wir uns alle Buchungen ansehen und die Leute mit denen auf unseren Überwachungslisten vergleichen. In Ozzys Laden sind mehrere digitale Videokameras installiert, mit denen wir jeden, der reinkommt, in Echtzeit sehen können. Zeig’s ihm doch mal, Hanif.«
    Mit einem Mausklick zauberte der junge Mann ein Fenster auf den Bildschirm, in dem sie übers Internet die Bilder der versteckten Kamera in Karatschi sehen konnten. Ein dunkelhäutiger Mann mit pockennarbigem Gesicht verlangte von

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