Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman

Titel: Der Mann, der niemals schlief: Ein Tom-Sawyer-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost
Vom Netzwerk:
versperrt hatte.
    Jim zischte: »Tja, deine kleine Rettungsaktion für Huck war zwar schlau gedacht von dir, Tom, aber dein dicker Major konnte leider nichts machen.«
    Huck!
    Toms Magen zog sich zusammen. Er würde sich gleich wieder übergeben müssen. Hollis, der Hilfssheriff, grinste, während Hollis, der Hund, ihn finster anknurrte, aber vorsichtig lauernd auf Abstand blieb.
    »Ein paar Männer und ich haben Crittenden und seine Lieutenants verjagt. Wir wollten Huck gerade aufknüpfen, aber dann erzählt einer von den Fallenstellern von einer Hütte hinter dem Cardiff Hill und von einer hübschen Lady, die etwas von einem Verwundeten gesagt hat. Ich dachte gleich an dich, und ich finde, zwei Verbrecher am Strick machen einfach mehr her als einer. Also lassen wir Huck erst mal am Friedhof zurück, und ich reite mit George zur Hütte. Und wen treffe ich da? Die stinkende Rothaut, mit der zusammen du Joe Harper umbringen wolltest!«
    »Bist du verrückt? Das war ich nicht, das war –«
    Wieder rammte Jim ihm das Gewehr in den Bauch. Tom ging zu Boden und krümmte sich abermals.
    Jim stand über ihm, spie seine Worte aus. »Glaub bloß nicht, ich bin so dumm und fall auf dich rein, Tom. Um Joe steht’s ganz beschissen, und wenn wir nicht gekommen wären, hätte die Rothaut ihm wahrscheinlich vollends das Licht ausgeblasen. Wir haben das Schwein zusammengeschlagen, bis es ausgespuckt hat, auf wen es da wartet. ›Sprechen mit Tom Sawyer‹, hat der Kerl immer wieder gewinselt, ›sprechen mit Tom Sawyer‹. Der Bastard hat immer wieder deinen Namen genannt. Dann hat er uns erzählt, wo wir dich finden können. Und jetzt werde ich dich zum Friedhof bringen und neben deinem versoffenen Kumpel Huck und der Rothaut aufhängen. Los! Raus mit dir!«
    Tom stand mühsam auf. »Es war Dobbins, du Idiot!«, keuchte er. »Er hat Joe mit dem Hammer das Gesicht eingeschlagen! Er hat Polly und Jeb ermordet, und er wird Becky töten, wenn du nicht endlich Vernunft annimmst! Sieh dir doch das da unten mal an! Dieser Keller! Der Mann ist wahnsinnig, Jim!«
    Jim Hollis war krebsrot angelaufen, er holte mit dem Gewehr aus und wollte Tom den Lauf ins Gesicht schmettern, aber Tom sah den Schlag kommen und duckte sich weg. Jim schnaubte, legte das Gewehr an und richtete es auf Toms Beine und lud durch. Plötzlich schrie er auf, veriss das Gewehr und schoss in den Boden.
    Hollis hatte die Zähne in Jims Unterschenkel geschlagen. Er zog und zerrte und machte keine Anstalten, je wieder loszulassen.
    »Hau ab! Hau ab, du Biest!«, schrie Jim, riss die Waffe herum und legte auf Hollis an, doch der Hund fetzte vor seinen Füßen hin und her, und Jim zögerte abzudrücken. Tom warf sich nach vorn und schmetterte Hollis die Faust ins Gesicht. Der Hilfssheriff stöhnte auf und schlug mit dem Hinterkopf auf den Boden.
    Tom wollte nach der Waffe greifen, doch dann sah er durch das Fenster, dass George seinen Posten bei den Pferden verlassen hatte und auf das Haus zustürmte. Tom schnappte den Hund unter dem Bauch und rannte die Treppe hinauf, genau in dem Moment, als George durch die Tür kam und Jim auf dem Boden liegen sah.
    »Bleib stehen, oder ich schieße!«, schrie George.
    Tom rannte weiter, seine Stiefel hämmerten auf den Treppenstufen. Der Schuss traf die Holzwand einen Schritt hinter ihm, und Tom schlug auf dem Treppenabsatz der Länge nach hin. »Ich mach dich kalt, wenn du hochkommst!«, schrie er, doch das schien George nicht im Geringsten zu beeindrucken.
    Tom hörte die Schritte des Mannes auf den Stufen. Das Holz knarrte, George schob sich langsam die Treppe hinauf, während Tom, das Gesicht zur Treppe gewandt, rückwärts den kurzen Gang entlangtappte. Hollis winselte.
    »Du sitzt in der Falle, Cowboy. Komm lieber runter, sonst knall ich dich ab!«
    Gehetzt blickte Tom sich um. George hatte recht. Die Zimmer hatten nicht einmal Fenster. Das einzige Fenster war das am Ende des Ganges im Giebel.
    Das einzige Fenster. Über dem Schuppen.
    Als Georges Hut bereits über der obersten Treppenstufe erschien, drehte Tom sich um und riss das Fenster auf.
    Schon spähte George über den Treppenabsatz. »Bleib stehen, verdammt noch mal!«
    Tom stemmte sich auf den Holm. »Tut mir leid, Kumpel!« Er warf Hollis aus dem Fenster, und als der Schuss krachte, sprang er hinterher.
    ~~~
    Er kam hart mit den Füßen auf dem Schindeldach auf. Das Holz barst unter ihm. Die Knie wurden ihm in die Brust gestaucht, und die Luft wurde ihm aus den Lungen

Weitere Kostenlose Bücher