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Der Mann, der sein Leben vergaß

Der Mann, der sein Leben vergaß

Titel: Der Mann, der sein Leben vergaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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ersten Worten war Prof. Destilliano zusammengezuckt und starrte entgeistert den Rücken des Fremden an. Diese Stimme, dieser Tonfall, dieses vorzügliche, geschliffene Portugiesisch, diese Haltung der Gestalt und die Bewegung der Hände – alles kannte er, hatte er jahrelang beobachtet und gehört … alles war genau wie bei dem seit zwei Jahren toten Dr. Albez.
    Der Professor wischte sich mit der Hand über die Augen, als wolle er eine Vision vertreiben. Doch das Bild blieb, und die unverkennbar zu Dr. Albez gehörende Stimme sprach weiter.
    »Sie haben mich unter dem Vorwand zurückgehalten, daß Sie meinen alten Bekannten Professor Doktor Ricardo Destilliano als Zeugen herbitten.« Destilliano durchfuhr es wie ein elektrischer Schlag. Bebend vor Erregung stand er auf und machte dem Konsul aufgeregte Zeichen. »Er sollte mit dem Flugzeug kommen! Meine Geduld ist nun zu Ende, ich bin ausgeplündert und entführt worden und will nun endlich nach Lissabon zurück. – Wo ist Professor Destilliano?«
    »Hier!«
    Ehe Manolda antworten konnte, hatte es der Professor gerufen und trat einen Schritt näher.
    Auf dem Absatz wirbelnd drehte sich Dr. Albez herum. Ein kurzer Blick – und ein Leuchten ging über sein Gesicht. Mit ausgestreckten Händen eilte er auf den Gelehrten zu und ergriff dessen schlaff herabhängende Hände.
    »Mein lieber Professor!« rief Dr. Albez in heller Freude. »Endlich sind Sie da! Bitte, helfen Sie mir! Man scheint mir hier nicht zu glauben!«
    Destilliano blinzelte, rang nach Fassung und suchte nach Worten. Was er sah, war ein völlig fremdes Gesicht mit der Stimme Dr. Albez', ein Gesicht, das in der Zeitung stand und einem Pieter van Brouken gehörte. Der vor zwei Jahren gestorbene Dr. Albez hatte schwarze Locken und eine kühne Hakennase – dies hier war das blasse Gesicht eines Beamten und das fahle Haar eines typischen kleinen Mannes.
    Aber diese ungeheuer bekannte Stimme, dieser leicht näselnde Tonfall, dieses wunderbar artikulierte Portugiesisch, diese vertrauten Bewegungen …
    Prof. Destilliano schluckte erregt und starrte den Fremden an.
    »Mein lieber Doktor Albez«, stotterte er, während Manolda die Augen weit aufriß, sich an die Stirn faßte und in den Schreibtischsessel fallen ließ. »Wie kommen Sie denn nach Amsterdam?!«
    Dr. Albez, glücklich, endlich erkannt worden zu sein, sprudelte sein einmaliges Erlebnis heraus und brachte damit den Professor völlig aus der Fassung.
    »Auf einer Bank, denken Sie sich, auf einer Bank an einer Wasserstraße finde ich mich wieder!« rief Dr. Albez leidenschaftlich. »In fremden Sachen, mit falschem Paß und einem Gummiäffchen in der Rocktasche! Eine Geschichte, wie sie typischer, amerikanischer in keinem Wild-West-Reißer zu lesen wäre. Und ich habe keine Ahnung. Ich lege mich vergangenen Sonntag auf eine Wiese und schlafe ein. Und ich wache auf in Amsterdam!«
    Destilliano lief es eiskalt über den Rücken. Er fror förmlich und kroch vor Entsetzen in sich zusammen.
    Auf einer Wiese starb vor zwei Jahren Dr. Albez. Während er einen Sonntagsbummel machte, traf ihn ein Herzschlag.
    Unfähig, eine Antwort zu geben, sank Destilliano auf seinen Stuhl zurück und starrte mit weit aufgerissenen Augen den Fremden an.
    Ein Schwindler, schrie es in ihm. Ein genialer Schwindler? Oder ein Phantom? Oder bin ich irrsinnig? Aber Manolda starrt mich ja auch an – er müßte demnach auch wahnsinnig sein?! – Er hat die gleiche Stimme … ach was, es ist die Stimme von Dr. Albez … und die Bewegungen hat er auch … und er kennt mich, das ist das Grauenhafteste … er kennt mich!!
    Plötzlich schoß ein Gedanke durch das langsam wieder klar werdende Gehirn Destillianos. Der Arzt wurde in ihm wach, der berühmte Arzt von Lissabon, und als er den plötzlichen Gedanken weiterspann, atmete er tief, wie erlöst, auf und fühlte sich auf einmal von dem Bann dieses fremden Menschen befreit.
    Das muß es sein, sagte er sich. Es gibt nur eine Lösung … so selten, so verwirrend, so geheimnisvoll für alle Wissenschaft sie auch ist … es kann nur eins sein, was in hundert Jahren bei 2 ½ Milliarden Menschen nur ein- bis zweimal vorkommt.
    Der Wissenschaftler in ihm begann zu arbeiten. Der rätselhafte Fall begann für ihn seine Maske zu verlieren. Klar und überdeutlich schälte sich aus dem Nebel des Unbegreiflichen die erschreckende Wahrheit.
    Um eine Probe auf seine plötzliche Erkenntnis zu machen, stand er freudig auf und klopfte dem Fremden auf die

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