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Der Mann, der sein Leben vergaß

Der Mann, der sein Leben vergaß

Titel: Der Mann, der sein Leben vergaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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war drückend und atembeklemmend.
    So saß er eine ganze Weile und starrte auf die sich in Violett verfärbende Burg. Als er sich umwandte, um weiterzuschreiben, stand Anita vor ihm und lächelte. Er hatte sie nicht kommen hören und war verblüfft und doch seltsam beglückt.
    »Sie, Anita?« fragte er, und seine Stimme war ungewollt leise.
    »Ich ging durch den Garten und sah in der Laube etwas Weißes. Da trat ich näher und sah, daß Sie es sind.«
    Das mühsam angefangene Gespräch stockte. Es fehlte die Verbindung zu weiteren Worten. Endlich, nachdem sie sich schweigend und verlegen gegenüberstanden, sagte sie: »Können Sie denn hier draußen in der Hitze arbeiten?«
    »Ich sammle nur Gedanken«, antwortete er. »Wissen Sie, ich stelle die Handlung zusammen und notiere mir den Verlauf.«
    »Und woran dachten Sie eben, als Sie auf das Castello blickten? An ferne Länder, an Sonnenuntergang im Meer, an grenzenlose Weiten?«
    »Nein … An die Liebe und an eine herrliche, schöne Frau.«
    Anita blickte zu Boden und spielte mit den Knöpfen ihres Kleides. Jetzt erst sah Dr. Albez, daß sie ein luftiges, tief ausgeschnittenes Sommerkleid trug.
    »Sie sind ein Märchen«, sagte er leise … »Ein Traum sind Sie, Anita …«
    »Das sollten Sie nicht sagen«, antwortete sie verschämt. »Ich könnte es glauben …«
    »Anita!«
    Er riß das bebende Mädchen an sich, hob ihren Kopf zu sich hoch und blickte ihr in die flatternden Augen.
    »Anita … nenne es Wahnsinn, nenne es den Impuls einer Leidenschaft … es ist alles nicht wahr … Ich weiß es selbst nicht, wie es geschah … Ich liebe dich!«
    »Fernando!« Anita legte ihre weichen Arme um seinen Hals. »Fernando … seit ich dich sah, schlafe ich keine Nacht, ohne an dich zu denken …«
    Wild küßte er ihre heißen, feuchten Lippen, fühlte, wie sie ihn wiederküßte, spürte ihre kleinen, spitzen Zähne an seinen Lippen und das wollüstige Drängen und Aufbäumen ihres Leibes, ihre Knie drückten sich an ihn, und weit sich in seinen Armen zurückbeugend, schloß sie die Augen.
    »Anita«, stammelte er da … »Göttliche, herrliche Anita …«
    Er sank mit ihr in den Armen zu Boden, das heiße Gras kitzelte in seinem Nacken.
    Ihr heißer, junger Körper blühte auf unter seinen stammelnden Küssen …
    Als die fahlen Schatten des Abends vom Monte do Castello in den Garten krochen, lagen sie nebeneinander im Gras und hielten sich an den Händen. Schwer atmend starrten sie in den graugelben Himmel, und ihren verbrannten Herzen fiel es schwer, weiterzuschlagen.
    Langsam pflückte Anita einige abgerissene Blüten von ihrem zerwühlten Kleid, während Fernando sich seiner Tollheit schämte und weiter schweigend in den sich ständig verfärbenden Himmel starrte.
    »Du bist der erste Mann, dem ich gehöre«, sagte sie zart.
    »Ich weiß es«, antwortete Fernando leise.
    »So sehr liebe ich dich, daß ich dir alles schenke. Ich schenke es nur einmal. Jetzt gehören wir zusammen, für immer, du und ich, und nur der Tod kann uns trennen.«
    »Nur der Tod …« murmelte Fernando und schloß die Augen.
    Sie beugte sich über ihn und küßte seine Lider. Als er Anita greifen wollte, fühlte er ihre Brust in seinen Händen. Ein Zittern durchlief ihn.
    »Du Engel«, flüsterte er. »Du Zauberin … deine Liebe macht mich ängstlich vor meiner Glut …«
    »O brenne doch, flamme auf und verbrenne mich mit deinem Feuer«, flüsterte sie heiß zurück. Und als er sie zu sich herunterriß und seine Arme um sie schlang, stammelte sie mit erlöschender Stimme: »Ein Kind möchte ich haben … Fernando … von dir ein Kind …«
    Etwa um die Mitte des September machte Professor Destilliano Dr. Albez den Vorschlag, ihn auf eine Reise nach Las Palmas auf den Kanarischen Inseln zu begleiten. Er hätte dort geschäftlich zu tun, und für ihn, Dr. Albez, sei eine Erholung nach der anstrengenden Schriftstellerei äußerst notwendig. Das sage er nicht als Freund, betonte Destilliano, sondern als Arzt. Vier bis sechs Wochen in der milden Seeluft könnten Wunder wirken, und er lasse nicht ab, auf diese Erholung zu drängen. Schon sein guter Ruf als Arzt zwänge ihn dazu, keinen kranken Gast zu haben.
    Lachend willigte Dr. Albez ein. Er wußte und ahnte nicht, welchen wirklichen Zweck diese Reise hatte. Konsul Don Manolda hätte bei der Erwähnung Las Palmas wieder gefroren. Mit wachen und zwinkernden Augen hatte Destilliano nämlich die flammende Leidenschaft Anitas und Dr. Albez' bemerkt

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