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Der Mann, der sein Leben vergaß

Der Mann, der sein Leben vergaß

Titel: Der Mann, der sein Leben vergaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Prospekte der neuen Obst-Export-Gesellschaft schicken, kaufte selbst eine Kiste Obst … alles negativ, nirgends ein Anhaltspunkt – die Äpfel und Apfelsinen waren köstlich, mehr aber auch nicht. – Da kam mir plötzlich ein verwegener Gedanke: Ich ließ mir die Akten des Rauschgiftschmuggelringes geben. Sie wissen, Selvano, auf einer Karte von Europa sind alle bekannten Plätze verzeichnet, an denen im Laufe der letzten 15 Jahre Rauschgift in größeren Mengen gehandelt wurde. Diese Karte verglich ich mit der Karte der Niederlassungen im Prospekt der neuen Obst-Export-Gesellschaft … wie Schuppen fiel es mir da von den Augen. Selvano, fast 70 Niederlassungen stimmten mit den Städten des Rauschgifthandels überein!«
    »Wunderbar!«
    »Das sage ich auch! Aber Primo Calbez ist gewöhnt, ganze Arbeit zu leisten. Ich brauchte noch einen Beweis, nicht einen theoretischen, sondern einen praktischen, einen Beweis in flagranti! – Ich jagte meine Spitzel durch Lissabon mit dem Auftrag, einen Rauschgiftsüchtigen zu entdecken. Nach knapp drei Tagen hatten wir ihn: im Vertrauen – Direktor Bonheas von der portugiesischen Nationalbank! Ich ließ ihn beobachten und stellte fest, daß in seinem Hause seit einigen Wochen auffallend viel Obst gegessen wurde … kistenweise wurden die Äpfel, Pampelmusen, Bananen und Apfelsinen in die Villa gefahren … die Familie Bonheas mußte in Obst ersticken. Die gedankliche Folgerung war klar: Las Palmas – Obst – Jacht Anita – Niederlassungen decken sich mit Rauschgifthandelsstellen – Bonheas ist Rauschgiftler und ißt neuerdings viel Obst, das aus Las Palmas kommt … mein Plan stand fest! Vorgestern nacht machte ich unseren schweren Jungens Konkurrenz und brach bei Direktor Bonheas kunst- und gewerbegerecht ein. Die gute Polizei stand draußen Schmiere und sorgte dafür, daß mich niemand störte. Alles mußte rasend schnell gehen. Mit drei kräftigen Polizisten in Zivil schleppte ich aus der großen Küche je eine Kiste Pampelmusen, Äpfel und Apfelsinen heraus und begann dann, Frucht um Frucht aufzuschneiden. Bei den Pampelmusen und Apfelsinen muß ich mich vergriffen haben, die ›wertvolle‹ Kiste scheint besonders gezeichnet zu sein … das Ergebnis war Null! Aber bei den Äpfeln, da hatte ich Glück. Bis jetzt schon fünf Ampullen – und fast 40 ungeprüfte Äpfel sind noch in der Kiste. – Eins ist jedenfalls klar: Die Obst-Export-Gesellschaft ist die frechste und tollste Rauschgiftschmuggelbande, die es überhaupt gibt!«
    Selvano betrachtete wieder die kleine Ampulle Morphium und zog die Mundwinkel herab. Es sah aus, als wolle er resignieren.
    »Eine meisterhafte Arbeit, die Sie da geleistet haben, Calbez«, sagte er anerkennend. »Aber eine Lücke hat Ihre Beweiskette: Wissen Sie, daß die Obstkisten in Bonheas Haus von der Jacht Anita kamen?«
    Erstaunt blickte Primo Calbez auf und schwieg einen Augenblick.
    »Es ist doch klar, daß die Kisten …« meinte er. Doch Selvano winkte ab.
    »Klar ist nur, was wir beweisen können«, sagte er. »Haben Sie Beweise?«
    »Es ist doch logisch …«
    »Mit Logik allein können Sie nichts, aber auch gar nichts anfangen! Alle Indizien sind Seifenblasen, dumme Windeier, wenn der reale Beweis fehlt! Und haben Sie den? Haben Sie eine Rechnung Biancoderos an Bonheas? Haben Sie einen Bestellzettel? Sind die Kisten irgendwie signiert?«
    »Nein«, sagte Primo Calbez kleinlaut. »Nichts von alledem …«
    Selvano betrachtete wieder die Ampulle Morphium und blickte dann mit einem Lächeln auf den traurigen Detektiv.
    »Calbez, seien Sie nicht entmutigt.«
    »Danke.«
    »O bitte! – Ich werde morgen selbst die Jacht Anita untersuchen und anschließend der Felsenfestung Biancoderos einen Besuch abstatten. Die Akten des Handelsregisters über die Gründung der Obstfirma lasse ich mir gleich kommen – vielleicht erfahren wir, wer der ›stille Teilhaber‹ in Las Palmas und weiterer Interessent an dem Geschäft ist!«
    »Und was soll ich tun?« fragte Calbez kleinlaut. Er spielte mit den Apfelstücken.
    »Für Sie habe ich etwas ganz Entzückendes.« Selvano begann seine Fröhlichkeit wiederzugewinnen. »Sie werden heute nacht noch einmal bei Direktor Bonheas einbrechen. Unsere Polizei wird wieder fachmännisch Schmiere stehen. Aber diesmal brechen Sie nicht in die Küche, sondern in das Arbeitszimmer ein. Vielleicht finden Sie im Schreibtisch etwas, was uns gegen Biancodero vorgehen läßt. – Sie verstehen es doch, einen

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