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Der Mann, der sein Leben vergaß

Der Mann, der sein Leben vergaß

Titel: Der Mann, der sein Leben vergaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Schreibtisch lautlos aufzuknacken?«
    »Mit allen Raffinessen«, nickte Calbez. »War doch in Ihrer Schule, Chef! Und wenn man mich überrascht? Man wird durch den ersten Einbruch gewarnt sein.«
    »Dann wird die Polizei, die draußen Schmiere steht, kommen und Sie pro forma verhaften wie einen echten Dieb. Das ist überhaupt der beste Trick! Sie machen absichtlich Lärm, Bonheas holt die Polizei, und man führt Sie sicher ab! Einen gefahrloseren Einbruch gibt es gar nicht! Außerdem schöpft Bonheas keinen Verdacht und hält Sie für einen richtigen kleinen Dieb. – Viel Glück, lieber Calbez.«
    Es war eine ziemlich helle Nacht, als Antonio de Selvano mit drei Beamten der Zentralstelle zur Bekämpfung des Rauschgiftschmuggels im Hafen von Lissabon erschien und sich dem dritten Becken näherte, wo, am Pier vertäut, mit gelöschten Positionslichtern und wie ausgestorben, die schlanke, weiße Luxusjacht Anita ankerte.
    Selvano war sich der Tragweite bewußt, die eine ergebnislose Untersuchung mit sich bringen mußte, denn die kühne Gedankenkette Primo Calbez' rechtfertigte noch lange nicht einen Eingriff in das geheiligte Privatleben. Hinzu kam, daß auch die Auskunft des Handelsregisters mehr als dürftig war und nichts Unbekanntes zu bieten hatte: Gesellschafter der Firma waren José Biancodero in Azenhas do Mar und Konsul Manolda aus Lissabon, Hotel España. Manolda wiederum, dem Kommissar bestens bekannt und als ehemaliger Konsul des Landes ein Ehrenmann ohne jeglichen Verdacht, schied von vornherein als Teilhaber eines Rauschgiftschmuggels aus und war über jeden leisen Zweifel erhaben. Undenkbar war es auch, daß sich Konsul Condes de Manolda mit einem zweifelhaften Geschäftsmann assoziierte oder diese dunklen Geschäfte duldete. Allein seine Teilhaberschaft mußte für die Unbescholtenheit des Unternehmens bürgen!
    Selvano war es gar nicht wohl in seiner Haut, als er das dritte Hafenbecken betrat und die Jacht Anita im ungewissen milchigen Mondlicht liegen sah.
    Das rohe Kopfsteinpflaster des Ufers blinkte schwach, als sei es mit Silber überstrichen. Tiefe Stille lag über dem Hafen, nur das leise Plätschern und Klatschen der Wellen an die Bordwand des Schiffes oder das ächzende Knacken der Taue unterbrachen die lautlose Nacht.
    Selvano gab sich einen innerlichen Ruck. Er nickte den begleitenden drei Beamten zu und wollte aus dem Schatten der langgestreckten Lagerschuppen hinauf auf die Uferstraße treten, als er plötzlich mitten im Schritt innehielt und zurück in den deckenden Schatten der Schuppen sprang.
    Auf der Straße, nahe an die Baracken und in den Schatten gefahren, parkte mit abgeblendeten Lichtern eine breite, dunkle Limousine.
    Ein Wagen fremder Bauart und Nationalität, das hatte Selvano im Zurückspringen noch mit einem Blick erfaßt. Blitzschnell erinnerte er sich an den fremden Besuch bei Biancodero in Azenhas do Mar und der falschen Amsterdamer Autonummer des unbekannten Wagens.
    Was hatte des Nachts ein ausländischer Wagen am Pier der Jacht Anita zu suchen?
    Sollte hier doch irgendwie ein geheimnisvoller Zusammenhang bestehen, von dem selbst Konsul Manolda nichts wußte? Sollte sein guter Name etwa als Schutzschild für dunkle Geschäfte mißbraucht werden?
    Selvano wechselte mit seinen drei Begleitern einen schnellen Blick. Dann glitt er an der Längswand des Schuppens entlang, immer im Schatten bleibend, und näherte sich langsam der großen, dunklen Limousine. Mit entsichertem Revolver beobachteten die drei Beamten das Anschleichen ihres Kommissars.
    Es dauerte nur wenige Minuten, bis Selvano so nahe an den Wagen herangeschlichen war, daß er im trüben Mondlicht mit viel Mühe das Nummernschild erkennen konnte.
    Erstaunt pfiff er leise durch die Zähne.
    077 915!
    Es war der Wagen, den Primo Calbez in Cintra bei der Felsenvilla José Biancoderos gesehen hatte!
    Der Wagen mit der gefälschten holländischen Nummer!
    Katzenhaft schob sich Selvano an den Wagen heran, trat dann mit einem schnellen Schritt aus dem schützenden Schuppenschatten und sprang auf die Limousine zu.
    In dem gleichen Augenblick sprang die breite, schwere Tür des Autos auf und krachte mit voller Wucht gegen den Kopf des anspringenden Selvano. Der Kommissar wankte, vor seinen Augen wirbelte der Hafen durcheinander, er hörte noch das Aufheulen eines schweren Kompressormotors und sank dann auf dem Pflaster zusammen.
    Die drei Begleiter Selvanos erfaßten in der Schnelligkeit nicht, was geschehen war. Sie sahen

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