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Der Mann, der sein Leben vergaß

Der Mann, der sein Leben vergaß

Titel: Der Mann, der sein Leben vergaß Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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einverstanden?«
    »Mit allem!« Dr. Albez blickte auf das Meer. Wie ein roter Ball spiegelte sich die Sonne in ihm. »Ich wünsche Ihnen alles Glück, Selvano«, sagte Dr. Albez. »Auch ich will endlich wieder in meinem Leben eine helle Sonne lieben lernen.«
    Wie ein erträumtes Märchen liegt Teneriffa mitten in den rollenden Wogen des weiten Atlantik. Eine steile, hafenlose Küste schützt es rundum vor lästigen Besuchern, und nur von der Hauptstadt Santa Cruz aus führt der Weg in das Innere der größten und volkreichsten Insel der Kanarischen Gruppe. Steil erhebt sich im Süden der über 3.700 Meter hohe Vulkan Pik von Tenerife, in dessen oberem Teil die berühmte, in der Welt in solch bezaubernder Schönheit einmalige Eishöhle – die Cueva del velo – liegt. Drachenbäume gewaltigen Ausmaßes umgeben den Berg mit der zuckerhutartigen Kuppe, die der Eingeborene Pan de azúcar oder Pitón nennt. Hier am Fuße des Vulkans fand der deutsche Forscher Humboldt den fast 6.000 Jahre alten Drachenbaum, den ältesten Baum der Welt überhaupt!
    Große Dattel-, Bananen- und Weinplantagen strecken sich in dem äußerst gesunden subtropischen Seeklima über die ganze Insel hin. Sie sind der Reichtum Teneriffas und die Quelle eines üppigen Fruchtexportes nach allen Ländern der Erde.
    Besitzer einer solchen riesigen Plantage und Mittelpunkt der Exporteure war der auf geheimnisvolle Weise mit großem Reichtum plötzlich in Teneriffa aufgetauchte Baron v. Pottlach. Seit erst zehn Jahren am Pik de Tenerife wohnend, hatte er sich durch zähen Fleiß und umsichtige Geschäftsmethoden zu einem der angesehensten Händler emporgeschwungen, und sein palastähnliches Herrenhaus mitten in seinen Plantagen wurde von Jahr zu Jahr mehr der Brennpunkt des exklusiven gesellschaftlichen Lebens und einer in seinen Händen zusammenlaufenden fruchtbaren Handelspolitik.
    Baron v. Pottlach galt als der Diktator der kanarischen Wirtschaft. Groß, breit, bullig, stets nur mit einem Monokel im linken Auge und bekleidet mit einem schneeweißen Leinenanzug, verkörperte er die seltene Synthese des geborenen Aristokraten mit der Sicherheit eines zielbewußten Handelsherrn. Sein auf dem breiten Körper schmal wirkender Kopf mit der engsatteligen Nase, die dunkelbraunen, leicht angegrauten, stets kurz geschnittenen Haare, und vor allem die sehnigen, eine ungeheuere Energie ausstrahlenden Hände gaben ihm den Ruf eines Mannes, den nichts erschüttern könnte als der eigene Tod.
    Und doch saß Baron v. Pottlach an diesem Tage starr und sprachlos hinter seinem Schreibtisch und merkte nicht, daß ihm das Monokel aus dem Auge geglitten war. Ungläubig, erschreckt fast, als sähe er eine übersinnliche Vision, glitt sein Blick an der Gestalt des vor ihm sitzenden Besuchers hinunter und wieder hinauf, ehe er mühsam die Worte wiederfand.
    »Sind Sie es wirklich, Doktor Albez?« fragte er leise. »Soviel ich weiß …«
    Dr. Albez hob leicht die Hand. Ein verwundertes Lächeln machte einer fast maskenhaften Strenge Platz.
    »Ich heiße José Biancodero, Herr Baron«, sagte er laut und fest. »Ich glaube, Ihnen früher auch nie einen anderen Namen genannt zu haben!«
    Von Pottlach nickte. Er nahm sein Monokel auf und klemmte es ein.
    »Wie Sie wünschen, Señor!« Seine Stimme klang wieder gleichförmig und höflich. »Ich dachte, es spricht sich leichter über die Dinge, die Sie bestimmt zu mir führen, wenn wir eben die Dinge beim richtigen Namen nennen und im vertrauten Kreise Ihre kleine Mimikry fallenließen.«
    »Konsul Manolda hat Sie also eingeweiht?« fragte Dr. Albez erstaunt.
    »Selbstverständlich! Ich pflege nur mit solchen Partnern Geschäftsverbindungen aufzunehmen, die mich von ihrer absoluten Ehrlichkeit überzeugt haben. Das mag vielleicht eine Marotte sein, aber sie hat sich in mancher ausweglosen, verzweifelt erscheinenden Lage bestens bewährt.«
    Dr. Albez sah zu Boden. Er hatte das unangenehme Gefühl, daß dieser Mann vor ihm mehr wußte und nun gewollt mit ihm Katze und Maus spielte, bis er eine Lücke entdeckte, die ihn zum Beherrscher der Situation werden ließ. Merkwürdig, dachte Dr. Albez, ich kann zu ihm als Geschäftsfreund freundlich sein, und mit Freundlichkeit treten wir uns gegenüber, aber schon die ersten Worte offenbaren eine innere Gegnerschaft. Äußerst merkwürdig … und ich kenne ihn doch kaum …
    Dr. Albez beschloß, mit allem, was er sagte, vorsichtig zu sein und jedes Wort genauestens abzuwägen. Er setzte

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