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Der Mann, der sich in Luft auflöste

Der Mann, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Mann, der sich in Luft auflöste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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nicht.«
    »Sie haben vorhin gesagt, dass er trinkt. Viel?«
    »Ja, zumindest manchmal. In der letzten Zeit, in der er hier wohnte, ist er oft betrunken nach Hause gekommen. Wenn überhaupt.«
    Der bittere Zug um ihren Mund war wieder da. »Hat sich das denn nicht auf seine Arbeit ausgewirkt?«
    »Eigentlich nicht. Jedenfalls nicht sehr. Als er bei dieser Illustrierten anfing, bekam er oft Sonderaufträge.
    Reiseberichte und so. Dazwischen hatte er recht wenig zu tun und häufig frei. Er musste nicht so oft in die Redaktion. Dafür hat er dann umso mehr gesoffen. Manchmal hing er mehrere Tage lang ununterbrochen in Kneipen herum.«
    »Ich verstehe«, sagte Martin Beck. »Können Sie mir die Namen von Leuten geben, mit denen er in der Regel zusammen war?«
    Sie nannte Martin Beck drei ihm unbekannte Journalisten, und er notierte sich die Namen auf einer Taxiquittung, die er in der Innentasche seiner Jacke stecken hatte. Sie schaute ihm zu und sagte:
    »Ich dachte, Polizisten hätten immer kleine Notizbücher mit schwarzem Einband dabei, in denen sie alles aufschreiben. Aber das ist wohl nur in Büchern und im Kino so.« Martin Beck erhob sich.
    »Wenn Sie etwas von ihm hören, würden Sie mich dann bitte anrufen?«, fragte sie.
    »Natürlich«, erwiderte Martin Beck.
    Als sie in der Diele waren, fragte er:
    »Wo, sagten Sie, wohnt er jetzt?«
    »In der Fleminggatan. Nummer 34. Aber das habe ich gar nicht gesagt.«
    »Haben Sie einen Schlüssel zu der Wohnung?«
    »Wo denken Sie hin! Ich war nie dort.«
    An der Tür war ein Stück Pappe befestigt, auf dem mit schwarzer Tusche in Blockbuchstaben MATTSON stand. Das Türschloss war simpel und bereitete Martin Beck keine Schwierigkeiten.
    Sich des Dienstvergehens bewusst, drang er in die Wohnung ein. Auf der Fußmatte lag Post: Reklame, eine Ansichtskarte aus Madrid von einer gewissen Bibban, eine englische Motorsportzeitschrift und eine Stromrechnung über 28,45 Kronen. Die Wohnung bestand aus zwei großen Zimmern, Küche, Diele und Toilette. Ein Badezimmer gab es nicht, aber zwei große Kleiderschränke. Die Luft in den Räumen war dumpf und stickig.
    Im größeren Zimmer, das zur Straße lag, standen ein Bett, ein Nachttisch, Bücherregale, ein niedriger runder Tisch mit einer Platte aus Kathedralglas, zwei Sessel, ein Schreibtisch und zwei Stühle. Auf dem Nachttisch stand ein Plattenspieler, und in dem Fach darunter lag ein Stapel Langspielplatten. Martin Beck las auf dem obersten Cover »Blue Monk«. Das sagte ihm nichts. Auf dem Schreibtisch lagen ein Stoß Schreibmaschinenpapier, eine Morgenzeitung vom 20. Juli, eine Taxiquittung über 6,50 Kronen vom 18. Juli, ein deutsch-schwedisches Wörterbuch, ein Vergrößerungsglas und das hektografierte Schreiben eines Jugendklubs. Außerdem waren noch ein Telefon, ein Telefonbuch und zwei Aschenbecher auf dem Tisch. Das Schubladenschränkchen enthielt alte Zeitungen, Reportagebilder, Quittungen, ein paar Briefe und Ansichtskarten sowie etliche Manuskriptdurchschläge.
    Das Zimmer zum Hof war nur mit einer schmalen Couch mit blassrotem Uberwurf, einem Stuhl und einem Hocker möbliert, der als Nachttisch diente. Am Fenster hingen keine Gardinen.
    Martin Beck öffnete die Türen der beiden Kleiderschränke. Der eine enthielt einen nahezu leeren Wäschesack, und in den Fächern lagen Hemden, Pullover und Unterwäsche, zum Teil noch mit ungeöffneter Wäschereibanderole. Im anderen Schrank hingen zwei Tweedblazer, ein dunkelbrauner Flanellanzug, drei Hosen und ein Wintermantel. Drei Kleiderbügel waren leer.
    Auf dem Boden standen ein Paar derbe braune Schuhe mit Gummisohlen, ein Paar feinere schwarze, ein Paar Stiefel und ein Paar Überschuhe. Im Hutfach des einen Schranks lag ein großer Koffer, das des anderen Schranks war leer. Martin Beck ging in die Küche. Im Spülbecken war kein schmutziges Geschirr, aber auf dem Abtropfgestell standen zwei Gläser und ein Becher. In der Speisekammer war nichts als ein paar leere Weinflaschen und zwei Konservendosen. Martin Beck dachte an seine eigene Speisekammer, die er völlig umsonst so gründlich aufgeräumt hatte.
    Er ging noch einmal durch die Wohnung. Das Bett war gemacht, die Aschenbecher waren ausgeleert, in den Fächern des Schubladenschränkchens unter dem Schreibtisch fanden sich weder Pässe noch Geld, noch Sparbücher, noch andere Wertsachen. Überhaupt deutete nichts darauf hin, dass Alf Matsson noch einmal in der Wohnung gewesen war, nachdem er zwei Wochen zuvor die

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