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Der Mann, der sich in Luft auflöste

Der Mann, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Mann, der sich in Luft auflöste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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den Balkon. Es regnete nicht mehr. Er schaute aufs Thermometer, sechzehn Grad. Bereitete sich aus Tee und Zwieback ein trauriges Strohwitwerfrühstück. Setzte sich und wartete.
    Kollberg kam um neun. Er hatte Stenström im Auto. Sie fuhren zum Polizeipräsidium.
    »Wie lief es?«, fragte Martin Beck.
    »So einigermaßen«, antwortete Stenström.
    Er blätterte in seinem Notizbuch.
    »Molin hat am Samstag gearbeitet, so viel ist klar. Er war ab acht Uhr morgens in der Redaktion. Am Freitag scheint er zu Hause gewesen zu sein und seinen Rausch ausgeschlafen zu haben. Wir stritten eine Weile über die Sache mit dem Schlaf. Er sagte, er habe nicht geschlafen, sondern flachgelegen und gelitten. (Weißt du, was es heißt, einen Moralischen zu haben, du Milchgesicht? Nein? Dann ist es gut, dann bist du bei der Polizei genau richtig, weil du nämlich nicht die Bohne kapierst.) Ich habe mir seine Antwort aufgeschrieben, wortwörtlich.«
    »Warum hatte er denn einen Moralischen?«, fragte Kollberg. »Das wurde nicht deutlich. Er schien es selbst nicht zu wissen, und was er in der Nacht vom Donnerstag auf den Freitag gemacht hat, weiß er auch nicht mehr. Dafür sei er dankbar, sagte er. Er war übrigens unglaublich frech und arrogant.«
    »Weiter«, sagte Martin Beck.
    »Ja, also leider habe ich mich gestern geirrt, als ich sagte, Lund und Kronkvist seien geklärt. Es stellte sich nämlich heraus, dass nicht Kronkvist, sondern Fors mit zu diesen Mädchen nach Lidingö gefahren ist. Kronkvist hat Lund vielmehr nach Karlstad begleitet, aber nicht am Freitag, sondern am Samstag. Das Ganze ist ein gewaltiges Durcheinander, aber ich glaube nicht, dass Lund bewusst gelogen hat, als er uns die ersten Versionen auftischte. Er konnte sich wahrscheinlich nicht mehr so genau erinnern. Er und Kronkvist scheinen von der ganzen Bande am besoffensten gewesen zu sein. Lund brachte alles durcheinander. Fors war klarer im Kopf, und als ich ihn zu fassen bekam, klärte sich die Sache. Lund war auf der Stelle zusammengebrochen, als sie zu diesen Mädchen nach Hause kamen, und sie brauchten den ganzen Freitag, um ihn wieder auf die Beine zu kriegen. Am Samstagmorgen rief er dann Fors an, der holte ihn ab, und dann sind sie in die Kneipe, aber nicht ins Tennstopet, wie Lund dachte, sondern in die Operabar. Nachdem Lund etwas gegessen und einige Biere getrunken hatte, erholte er sich wieder, fuhr nach Hause und holte Kronkvist und seine Fotoausrüstung ab. Der war zu dem Zeitpunkt zu Hause.«
    »Was hat Kronkvist bis dahin gemacht?«
    »Zu Hause gelegen und sich krank und einsam gefühlt, sagt er. Sicher ist nur, dass er am Samstagnachmittag um halb fünf dort war.«
    »Ist das überprüft worden?«
    »Ja, sie sind am Abend in Karlstad im Hotel eingetroffen. Kronkvist hatte ebenfalls einen fürchterlichen Katzenjammer, behauptet er. Lund sagt, er sei zu blau gewesen, um irgendwas Derartiges zu bekommen. Lund trägt übrigens keinen Bart. Das habe ich mir notiert.«
    »Aha.«
    »Jetzt zu Gunnarsson. Der konnte sich besser erinnern. Er war am Freitag zu Hause und hat geschrieben. Am Samstag war er zuerst vormittags und dann abends in seiner Redaktion und hat verschiedene Artikel abgeliefert.«
    »Bist du sicher?«
    »Das möchte ich nicht behaupten. Die Redaktion ist groß, und ich habe niemanden gefunden, der sich an etwas Besonderes erinnern konnte.
    Fest steht, dass er einen Artikel abgeliefert hat, aber das kann genauso gut am Abend wie am Morgen gewesen sein.«
    »Und die Pässe?«
    »Warte. Pia Bolt war ebenfalls noch einigermaßen bei Sinnen.
    Sie hat sich allerdings geweigert zu sagen, wo sie in der Nacht auf Freitag war. Ich hatte den Eindruck, dass sie mit irgendjemandem ins Bett gestiegen ist, aber nicht sagen wollte, mit wem.«
    »Klingt glaubhaft«, sagte Kollberg. »Es war ja Donnerstag.«
    »Was meinst du damit?«, fragte Stenström. »Nichts. Es war vielleicht kein besonders ruhmreicher Fick.«
    »Weiter«, sagte Martin Beck.
    »Am Samstag war sie jedenfalls ab elf Uhr vormittags bei ihrer Mutter.
    Ich habe das diskret überprüft. Es stimmt. Ja, dann also zu den Pässen.
    Molin hat sich geweigert, seinen zu zeigen. Er brauche sich in seinen eigenen vier Wänden nicht auszuweisen, sagte er. Lund hat einen fast ganz neuen Pass. Er ist Fotograf und reist viel. Der letzte Stempel stammt vom 16. Juni, Flughafen Arlanda. Da ist er aus Israel gekommen. Das scheint zu stimmen.«
    »Hat sich geweigert, seinen Pass zu zeigen«, sagte Kollberg.

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