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Der Mann, der sich in Luft auflöste

Der Mann, der sich in Luft auflöste

Titel: Der Mann, der sich in Luft auflöste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maj Sjöwall;Per Wahlöö
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ausgenommen hat, also einer der Kunden ihn gewissermaßen satt hatte? «
    »Doch, das könnte schon sein«, bestätigte Martin Beck ernst. »Vor allem im Kino«, sagte Kollberg. »In Amerika.« Stenström steckte den Zettel in die Tasche und stand auf. In der Tür drehte er sich um und sagte beleidigt: »Irgendwann kann hier doch auch mal was Neues passieren.«
    »Schon möglich«, erwiderte Kollberg. »Du hast allerdings vergessen, dass Matsson in Ungarn abhandengekommen ist, als er dabei war, noch mehr für seine armen Kunden zu besorgen. Nun hau schon ab!«
    Stenström ging.
    »Das war jetzt gemein von dir«, sagte Martin Beck.
    »Er kann ja wohl auch selbst mal ein bisschen nachdenken«, erwiderte Kollberg.
    »Das hat er doch.«
    »Ach was.«
    Martin Beck trat auf den Gang hinaus. Stenström zog gerade seinen Mantel an.
    »Schau dir ihre Pässe an.« Stenström nickte. »Und fahr nicht allein.«
    »Sag bloß, die sind gefährlich«, sagte Stenström spitz. »Routine«, erwiderte Martin Beck.
    Er ging wieder zu Kollberg hinein. Sie saßen schweigend da, bis das Telefon klingelte. Martin Beck nahm ab. »Das angekündigte Gespräch aus Budapest kommt um neunzehn Uhr statt um siebzehn Uhr«, sagte die Telefonistin von der Telefonvermittlung.
    Sie ließen diesen Bescheid eine Weile auf sich einwirken. Dann sagte Kollberg:
    »Mein lieber Mann, das ist nicht lustig.«
    »Nein«, sagte Martin Beck.
    »Das wird nicht lustig.« Ohne die Sache näher miteinander diskutieren zu müssen, ahnten beide, was in etwa geschehen war und was noch geschehen würde.
    »Zwei Stunden«, sagte Kollberg. »Wollen wir ein bisschen durch die Gegend fahren und uns umsehen?«
    »Ja, warum nicht.«
    Sie fuhren über die Västerbron. Der Samstagsverkehr hatte nachgelassen, und die Brücke war fast leer. Auf halber Strecke überholten sie einen langsam fahrenden deutschen Reisebus. Martin Beck sah, wie die Leute in dem Bus von ihren Plätzen aufstanden und auf den silbrig glänzenden Riddarfjärden und die regenverhangene Silhouette der Stadt starrten.
    »Molin ist der Einzige, der außerhalb wohnt«, sagte Kollberg. »Den nehmen wir uns zuerst vor.«
    Sie fuhren weiter über die Liljeholmsbron, vorbei am Arstafältet, wo der Nebel tief über dem Boden hing, und kamen zum Sockenvägen. Kollberg bog in das Villenviertel ein und kurvte eine Weile durch die kleinen Straßen, bis er die richtige fand. Er ließ das Auto langsam an der Reihe der Hecken und Zäune entlangrollen und las dabei die Namen auf den Torpfosten.
    »Hier ist es«, sagte er. »Molin wohnt links. Das da ist seine Außentreppe.
    Das Haus war wahrscheinlich mal ein Einfamilienhaus, ist jetzt aber geteilt. Der andere Eingang liegt auf der Rückseite.«
    »Wer wohnt im anderen Teil des Hauses?«, fragte Martin Beck.
    »Ein pensionierter Zollbeamter mit seiner Frau.«
    Der Garten vor dem Haus war groß und ungepflegt, mittendrin standen ein paar knorrige Apfelbäume und Sträucher voller Beeren. Die Hecke ringsum war dagegen sauber gestutzt, und die weiße Lattentür wirkte frisch gestrichen.
    »Ein großer Garten«, sagte Kollberg. »Und gut gegen Einblicke geschützt. Willst du noch mehr sehen?«
    »Nein, fahr weiter.«
    »Dann geht's jetzt in die Svartensgatan«, sagte Kollberg. »Zu Gunnarsson.«
    Sie fuhren den Nynäsvägen hinunter nach Södermalm und parkten auf dem Mosebacketorg.
    Das Haus Svartensgatan 6 lag gleich an dem Platz. Es war ein altes Mietshaus mit gepflastertem Hof. Gunnarssons Wohnung lag im dritten Stock zur Straße hin.
    »Er wohnt noch nicht lange hier«, sagte Martin Beck, als sie wenig später weiterfuhren. »Seit dem i. Juli.«
    »Und davor hat er in Hagalund gewohnt. Weißt du, wo?« Kollberg hielt bei der Jakobs-Kirche an der roten Ampel. Er nickte zu den großen Eckfenstern der Operabar hinüber. »Die sitzen jetzt vielleicht gerade alle da drin«, sagte er. »Alle außer Matsson. In Hagalund? Ja, die Adresse weiß ich.«
    »Dann machen wir nachher einen Abstecher dahin«, sagte Martin Beck.
    »Fahr mal den Strandvägen entlang, ich möchte mir die Schiffe ansehen.«
    Sie fuhren den Strandvägen, und Martin Beck sah sich die Schiffe an. Am Kai von Blasieholmen lag eine große Hochseeyacht mit amerikanischer Flagge am Heck, und an der Djurgärdsbron, eingeklemmt zwischen zwei äländischen Seglern, hatte ein polnisches Motorschiff festgemacht.
    Vor dem Eingang zu Pia Bolts Haus in der Strindbergsgatan schob ein kleiner Junge in kariertem Regenoverall und

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