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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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teures Auto …«
    Angela starrte ihn mit offenem Mund an. »Und warum arbeitest du überhaupt noch in der Firma?«
    »Weil es mir Spaß macht. Weil ich gern arbeite. Und weil ….«
    »Weil ich da bin?«, fragte Angela vorsichtig.
    Röhrdanz kratzte sich am Kinn: »Kann schon sein.«
    Das Essen kam, und die beiden stocherten gedankenverloren darin herum.
    »Wir haben wohl keine Chance, wir zwei?«, tastete sich Röhrdanz weiter vor.
    »Dein älterer Sohn ist fast so alt wie ich …«

    »Na ja. Fast. Christian ist sechs Jahre jünger als du.« Er tupfte sich mit der Serviette den Mund ab: »Du hast recht. Ich bin ein bekloppter Spinner.«
    »Nun übertreib mal nicht, Chef. Du bist ein sehr attraktiver, sympathischer Mann, und ich würde vorschlagen …« Sie nahm einen Schluck Wasser, bevor sie sehr ernsthaft sagte: »Wir können doch einfach Freunde sein!«
    Er schüttelte den Kopf. »Das funktioniert nicht. Zwischen uns funkt es, das spüre ich, und das geht nicht nur von mir aus.« Er hob ihr Kinn und zwang sie, ihm in die Augen zu sehen: »Stimmt’s?«
    Sie errötete, und der Blick, den sie jetzt tauschten, brachte die Luft zum Knistern.
    »Ich will nicht, dass wir Freunde sind«, sagte er heiser.
    »Warum nicht? Sollen wir etwa … Feinde sein?«, flüsterte Angela unsicher.
    »Weil ich mehr will als Freundschaft. Zumindest, wenn wir uns außerhalb der Firma treffen.«
    Angela wusste nicht, was sie darauf sagen sollte. Sie dachte fieberhaft nach.
    »Und ich glaube, du würdest auch nicht mit mir befreundet sein wollen. Es wäre nicht gut für deine Beziehung zu Holger, weil du dich letzten Endes doch in mich verlieben würdest. Und dann würdest du Dinge tun, die du später bereust. Anschließend würdest du mir Vorwürfe machen und irgendwann kündigen, weil dich die ganze Situation komplett überfordert.«
    »All das bezweifle ich. Ich möchte nur nichts mit meinem Vorgesetzten anfangen …«

    »Und wenn wir dich in eine andere Abteilung versetzen?«
    Angela richtete sich auf. »Wenn du nicht mehr mein direkter Vorgesetzter wärst …?« Sie entnahm seinem Tonfall, dass er es wirklich ernst meinte. »Anscheinend hast du bereits alles genau durchdacht.«
    »Stimmt.« Röhrdanz lächelte ein sehr warmes Lächeln.
    Angela senkte den Kopf. Sie wandte den Blick ab und flüsterte: »Ich bin aber gerne in Ihrer … in deiner Abteilung. Ich freue mich jeden Tag auf die Arbeit.«
    Schweigend starrte er aus dem Fenster.
    »Wir sollten allmählich zurückfahren, meinst du nicht auch?«, sagte sie nach einer Weile mit einem Blick auf die Uhr. »Meine Eltern können wahnsinnig sauer werden, wenn ich nicht pünktlich zu Hause bin.«
    Röhrdanz seufzte. »Du bist achtzehn. Du bist erwachsen …«
    Angela sah ihm fest in die Augen, schien auf seine kleine Provokation nicht eingehen zu wollen: »Bitte, mach nicht alles kaputt, okay?«
    »Was soll ich nicht kaputt machen?«
    »Das hier. Das, was mich so glücklich macht. Ich schreibe alles in mein Tagebuch, damit ich nichts vergesse. Ich kann mich an jede Sekunde erinnern, die ich mit dir verbracht habe …«
    »Ehrlich?« Röhrdanz schob seinen Teller weg, um ihre Hände greifen zu können.
    Sie holte tief Luft. »Dieser Ausflug mit dir bedeutet mir sehr viel. Ich habe lange davon geträumt, dich einmal
ganz allein für mich zu haben.« Sie schwieg einen Moment, um ihre Gedanken zu sortieren. »Obwohl es mir eigentlich nicht zusteht, den Chef für mich alleine zu haben …« Sie zögerte einen Moment, bevor sie gestand: »Ich glaube, die anderen merken schon was. Neulich, an der Bushaltestelle, haben sie gar nicht mit mir gesprochen.« Sie fröstelte, machte ihre Hände los und rieb ihre Oberarme.
    Da wurde Röhrdanz klar, dass er die junge Frau mit der Situation überforderte. Sie hatte ihn gern, war offensichtlich sogar in ihn verliebt. Aber mehr konnte er zu diesem Zeitpunkt noch nicht von ihr erwarten.

13
    Zu Röhrdanz’ blankem Entsetzen brachte sie beim nächsten Mal ganz arglos ihren Holger, Mister Karohemd, mit. Er hatte sie zu einem Popkonzert in die Philipshalle eingeladen, und jetzt kam er sich furchtbar blöd vor in seiner Familienvater-Kluft mit Sakko, Hemd und Krawatte, während Angela und ihr dürrer Hampelmann im Takt mitwippten.
    Das heißt, der Leukoplastbomberfahrer wippte. Völlig enthemmt. Offensichtlich wollte er seinem spießigen Nebenbuhler mal zeigen, wie cool er war. Er warf den Kopf hin und her und sang mit kieksender Stimme die Refrains mit.

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