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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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die gelb-weiß bezogene Sitzbank und vertiefte sich gleich in die ausliegende Speisekarte. »Mann, ist das viel! Das kann ich unmöglich schaffen!«
    »Darum lässt man sich ja Zeit! So eine bergische Kaffeetafel dauert gut und gern zwei Stunden.«
    Er legte den Arm um ihre Schultern und genoss es einfach, bei ihr zu sein. Er atmete den Duft ihrer Haare, und als er sein Gesicht darin vergrub, hörte er sich plötzlich mit rauer Stimme sagen:

    »Ich liebe dich, Angela, und das meine ich ernst!«
    Sie schmiegte sich an ihn. »Ich liebe dich auch, Michael«, flüsterte sie, so leise, dass er sie fast nicht verstehen konnte.
    Sie sagten beide kein Wort, hörten nur laut ihr Herz klopfen und schauten sich an. Er fühlte sich wie in einem Film.
    »Es ist wunderschön hier oben«, sagte Angela schließlich.
    »Ja. Weil du hier bist.«
    Als sie nicht darauf antwortete, nahm er ihre schmale Hand. »Bereust du es auch nicht?«
    »Was denn?«
    »Mit mir altem Knacker hier oben zu sitzen?«
    Sie lächelte. »Nein. Ich würde es bereuen, wenn ich mit einem anderen hier säße.«
    Als er lachte, hakte sie sich bei ihm unter, lehnte ihren Kopf an seine Schulter.
    »Hattest du schon oft Momente im Leben, die du einfach nur festhalten wolltest?«
    Er drückte vor Freude ihren Arm, so als wollte er sie daran hindern, sich je wieder von ihm loszumachen.
    »Nein«, sagte er dann mit sanfter, zärtlicher Stimme. »Ich bin gerade völlig überrascht, dass es solche Momente gibt.«

14
    Am Montag in der Firma konnte Röhrdanz sein seliges Lächeln nicht verbergen. Sein Kollege Harald klopfte ihm auf die Schulter: »Soll ich dir einen Eimer Wasser über den Kopf schütten, oder schaffst du’s auch so, Alter?« Danach verließ er das Zimmer.
    Als es an der Tür klopfte und Angela hereinkam, hüpfte ihm das Herz fast aus dem Mund. Sie trug ihre Lieblingsjeans, dazu das rote T-Shirt, das sie in Venlo gekauft hatten, und ihre kessen Stiefeletten. Er räusperte sich, um möglichst geschäftsmäßig zu klingen, doch es misslang.
    »Hallo. Gut geschlafen?« Seine Stimme war zärtlich und aufgeregt.
    »Ich hab Kaffee gemacht. Für Dröppelminna haben wir ja heute keine Zeit …«
    Sie senkte die Stimme, weil draußen auf dem Gang Schritte zu hören waren.
    »Ich hoffe, er ist genau so, wie du ihn willst.«
    »Du bist genau so, wie ich dich will.«
    Wortlos wandte sie den Blick ab, doch Röhrdanz sprach weiter. »Du bist fast mit deiner Ausbildung fertig. Du bist volljährig. Jetzt liegt es nur noch an dir …«
    »Der Kaffee ist ziemlich stark.« Sie senkte den Kopf.
    »Du machst den besten Kaffee der Welt!« Er wollte sie berühren, doch sie entglitt ihm. Trotzdem sprach Röhrdanz
weiter. »Lass mich ausreden - bitte. Gestern in Schloss Burg hast du gesagt, wie sehr du es genießt, mit mir zusammen zu sein. Und ich empfinde genau dasselbe. Doch es fällt mir schwer, hier in der Firma irgendwelche Spielchen zu spielen.«
    Nervös zupfte sie an den Perlen herum, die ihr T-Shirt aus Venlo verzierten.
    Irgendwie sträubte sie sich gegen das, was er sagte, während es sie gleichzeitig unendlich glücklich machte. »Es war wunderbar gestern, aber heute ist wieder Alltag, und wir sind in der Firma. Wir sind auch nicht allein …« Sie sah sich verstohlen um. Mehrere Mitarbeiter kamen und gingen über den Flur, und die Tür stand einen Spalt offen.
    »Ich will dich nicht verlieren, Angela. Wenn du in eine andere Abteilung wechselst, dann nur, damit du nicht den Neid deiner Kolleginnen zu spüren bekommst. Ich kann mir einfach nicht mehr vorstellen, dich morgens in der Empfangshalle zu sehen und so tun zu müssen, als wäre nichts zwischen uns. Ich kann mir auch nicht vorstellen, nach der Arbeit nicht gemeinsam mit dir nach Hause zu gehen …«
    Er schluckte und musste an seiner Krawatte zerren, um überhaupt weitersprechen zu können.
    »Und außerdem kann ich mir überhaupt nicht vorstellen, dass mir je wieder so ein blonder Engel begegnen wird …«
    Angela schien sich nicht sicher zu sein, ob sie ihn richtig verstanden hatte. Wahrscheinlich wagte sie es nicht, seine Worte ernst zu nehmen. Aber es war früher Morgen,
sie waren nicht in einer Kneipe, und es war kein Alkohol im Spiel. Sie waren auch nicht mehr auf dieser märchenhaften Terrasse, die wie ein schöner Traum gewesen war. Er warf ihr einen Blick zu, der aus der Tiefe seines zwar angeschlagenen, aber doch liebesfähigen, ja liebeshungrigen Herzens kam. Ihr Widerstand schmolz dahin wie Eis in

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