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Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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nicht so gut …«
    Röhrdanz zog fragend die Augenbrauen hoch.
    »Ähm … wegen meinem Vater. Der ist doch gar nicht viel älter als Sie.«
    »Wegen meines Vaters heißt das. Also gut. Dann treffen wir uns auf dem Firmenparkplatz.«
    Angela lachte und deutete fragend aus dem Fenster. Anschließend sagte sie gespielt gehorsam: »Ist gut, Chef.«
    Es wurde ein wunderschöner Tag. Bereits im Auto unterhielten sie sich angeregt und gingen schnell zum Du über. In Venlo angekommen, bummelten sie entspannt durch die Fußgängerzone, und Angela sah sich die Schaufenster an. Ein T-Shirt hatte es ihr besonders angetan. Als Röhrdanz es ihr schenken wollte, wehrte sie erschrocken ab: »Nein, das zahle ich selbst.«
    Aha. Natürlich, ein Rückzieher.
    Die Verkäuferin, die das T-Shirt einpackte, gab ihm
den Rest: »Das kann doch ruhig der Papa bezahlen, bei so einer hübschen Tochter …«
    Röhrdanz musste schlucken und wandte sich ab. Blöd gelaufen. Jetzt stehst du da wie ein Trottel. Sie gingen weiter, verlegen, jeder hatte die Hände in den Manteltaschen vergraben. Der Zauber war verflogen. Man hielt sie für Vater und Tochter. Dabei war er vor zehn Minuten fast so weit gewesen, ihre Hand zu nehmen. Jetzt waren zwei Meter Abstand zwischen ihnen.
    »Darf ich dich wenigstens zum Essen einladen?« Röhrdanz schob die Tür zu einem netten Restaurant auf.
    »Ich würde gerne selbst zahlen …« Angela schälte sich aus ihrem Mantel und sah ihn verlegen an.
    »Dann sollten wir uns auch lieber wieder siezen …« Röhrdanz nahm ihr den Mantel ab und hängte ihn an einen Haken, so wie er seine Hoffnung auf sie an den Haken hängte. Im Grunde ist es besser so. Sie ist deine Auszubildende, dachte Röhrdanz.
    »Wir können doch privat du sagen und in der Firma Sie!« Angela hatte ganz rote Wangen, als sie ihm diesen Vorschlag über der Speisekarte unterbreitete. Dann sah sie ihn mit kindlichem Ernst an: »Wir mögen uns doch.«
    »Ja?« Röhrdanz fühlte sein Herz, das gerade noch mit K.o.-Tropfen in der Ecke gelegen hatte, leise flattern. »Tun wir das?«
    »Also ich mag Sie. Äh, dich. Ich finde es schön mit dir.«
    »Und dein Freund hat selbstverständlich nichts dagegen, wenn ich wieder einen Ausflug mit dir mache
und dich möglicherweise zum Kauf eines T-Shirts animiere?«
    »Nö. Muss er ja nicht wissen.« Sie grinste entwaffnend. »Ich mag dich nämlich wirklich.«
    »Obwohl ich immer so streng bin?«
    »Du tust doch nur so.« Angela lächelte ihn an, dass ihm ganz warm wurde.
    Er griff über den Tisch, und sie nahm seine Hand. Da saßen sie sich gegenüber, sahen sich an, und er konnte sein Glück kaum fassen. Sollte diese junge Frau in seinem Leben tatsächlich eine Rolle spielen? Sie war gerade volljährig geworden, die Ausbildung würde bald vorbei sein, und dann …
    »Mein Privatleben war bisher ziemlich verkorkst«, sagte er ehrlich, nachdem die Kellnerin ihnen die Speisekarten wieder abgenommen hatte. Sie hatten irgendwas bestellt, nur damit sie wieder ging.
    »Du hast zwei Söhne, nicht?« Angelas Gesicht wurde ernst.
    »Woher weißt du das? Spionierst du mir nach?« Gespielt strenger Blick.
    »Die Fotos stehen auf deinem Schreibtisch. Nur keines von einer Frau. Da hab ich mir schon gedacht …«
    »Dass sie tot ist …?«
    »Nö. Dann stünde ihr Bild bestimmt da.« Angela lächelte verschmitzt. »Ich hab schon mitgekriegt, dass du geschieden bist.«
    Röhrdanz ließ ihre Hand los und spielte nachdenklich mit seinem Glas:
    »Irene ist so … anders als du. Sie macht sich so viel
aus materiellen Dingen, sie braucht immer die neueste Handtasche und das schnellste Auto …« Er griff nach einem Stück Brot und bestrich es gedankenverloren mit Kräuterdip: »Sie braucht dieses Schickimicki-Getue, die wilden Partys und vernachlässigt darüber die Kinder.«
    Angela schüttelte nur stumm den Kopf. »Sie bekam immer mehr Ähnlichkeit mit der bösen Königin aus dem Märchen. Reich, aber ein Herz aus Stein. Sie war einfach die Falsche.«
    »Wieso ist deine Frau reich?«
    »Du wirst es nicht glauben, Angela, und denkst jetzt, ich will dir einen Bären aufbinden, aber es ist wahr: Weil wir sechs Richtige im Lotto hatten.«
    Angela lachte. »Das glaube ich wirklich nicht!«
    »Ist aber so! Wir haben immer Lotto gespielt, Irene und ich, und auf einmal hatten wir sechs Richtige. Irre viel Geld. Aber glücklicher hat uns das nicht gemacht. Im Gegenteil. Sie hat es mit vollen Händen ausgegeben, für Klamotten, Reisen, ein

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