Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann, der wirklich liebte

Der Mann, der wirklich liebte

Titel: Der Mann, der wirklich liebte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
Vom Netzwerk:
Sonnenstrahl hatte sie sein verhärtetes Gemüt erwärmt. Angela hatte ihm sein Lächeln wiedergeschenkt.
    Beim Aussteigen reichte er ihr die Hand, und sie sprang anmutig aus dem Sessellift, der sich langsam tuckernd weiterdrehte und erneut auf Talfahrt begab. Allerdings ohne sie.
    Ihre Talfahrt sollte erst noch kommen.
     
    W ährend des Spaziergangs fasste Röhrdanz sich ein Herz und legte seine Hand um Angelas schmale Hüfte. Sie wehrte ihn nicht ab. Er war glücklich. Er hatte seine Traumfrau im Arm. Sie schlenderten schweigend an
den alten Fachwerkhäusern vorbei, und auch Angela machte einen gelösten Eindruck. Sie schien sich in seiner Nähe einfach nur wohlzufühlen. Röhrdanz war glücklich wie noch nie in seinem Leben: Sein Herz pochte wie wild, als sie sich plötzlich von ihm losmachte und lachend auf einen kleinen Felsen kletterte. Was sollte das denn jetzt? Sollte er ihr nachlaufen? Ihr Rock schien für die Kletterei ungeeignet, er rutschte ihr hoch, er sah ihre braun gebrannten Beine, an den Füßen trug sie Stoffturnschuhe.
    Als sie sprang, breitete er die Arme aus. Sie landete an seiner Brust. Sie schauten sich lange in die Augen. Niemand senkte den Blick. Niemand löste sich aus der Umarmung.
    Und jetzt wusste Röhrdanz, dass der richtige Moment gekommen war. Er konnte nicht anders. Er küsste sie, ausdauernd und innig, und sie erwiderte seinen Kuss. Ihre Lippen waren so voll und weich wie eine reife Erdbeere. Einen Moment lang befürchtete er, sie würde ihren Entschluss bereuen und ihn wegstoßen, aber das tat sie nicht. Hingebungsvoll lag sie in seinen Armen. Als er sie endlich frei gab, war ihr Gesicht gerötet vor Freude. Sie strich sich eine blonde Haarsträhne aus dem Gesicht, und Röhrdanz wusste, dass er noch nie in so strahlende Augen gesehen hatte.
    »Mich hat’s voll erwischt«, verkündete sie, halb schüchtern, halb triumphierend, »aber meine Eltern haben gesagt, dass man aufhören soll, wenn’s am schönsten ist.«
    »Deine Eltern scheinen ja richtige Spielverderber zu
sein …« Röhrdanz hielt immer noch ihre Hüfte umschlungen und wollte sie wieder an sich ziehen.
    »Na ja, wenn sie von uns beiden wüssten, würden sie mich umbringen.«
    »Aber warum denn? Wir sind doch einfach nur glücklich!« Er strich ihr sanft eine Strähne aus dem erhitzten Gesicht: »Kann denn Liebe Sünde sein?«
    Angela wollte etwas entgegnen, schien es sich aber wieder anders zu überlegen. Schließlich meinte sie kopfschüttelnd: »Das würde ihnen nicht gefallen.«
    »So was gibt es nicht: Eltern, die ihren Kindern ihr Glück nicht gönnen.«
    Die Antwort lag auf der Hand, und Angelas Gesicht wurde ernst. »Sie würden mich für ein Flittchen halten und dich für einen Mädchenverführer …«
    Er legte den Kopf schräg und sah ihr fest in die Augen: »Glaubst du das denn?«
    Angela schloss die Augen und näherte sich seinem Gesicht erneut. »Aber sie sind ja nicht hier …«
    Sie küssten sich wieder, und der Kuss schmeckte nach mehr … Sie vergaßen die Menschen um sie herum, vergaßen die ganze Welt. Sie schmiegte sich an ihn, und er fühlte, dass sie bereit war. Da war diese überwältigende Sehnsucht, mit ihr allein zu sein, und er spürte, dass es keinen Zweck hatte, sich noch länger dagegen zu sträuben.
    »Lass uns«, er räusperte sich verlegen, »irgendwohin gehen. Komm.«
    Er zog sie mit sich, sie liefen Hand in Hand zwischen den flanierenden Menschen hindurch zu einem Gasthaus,
wo die Leute auf einer originellen Dachterrasse in Schaukelstühlen und Hollywoodschaukeln saßen und Kaffee tranken.
    »Bergische Kaffeetafel« stand auf einer Schiefertafel am Eingang, wo sich Buschwindröschen rankten. »Bergische Waffeln, Rosinenstuten, frisches hausgemachtes Brot, Honig, Apfel- und Rübenkraut, selbst gemachte Erdbeermarmelade, Butter, Quark, Käse, Wurst, Schinken, Milchreis mit Zucker und Zimt.«
    »Bergische Kaffeetafel?«, fragte Angela. »Was ist das denn?«
    »Das kennst du nicht?!« Röhrdanz zog sie übermütig lachend in den Gastgarten. »Das ist Tradition im Bergischen Land. Man trinkt den Kaffee aus einer Dröppelminna, das ist eine Kranenkanne auf drei Beinen, meist aus Zinn, und der Kaffee tröpfelt ganz langsam aus der Kanne. Man lässt es langsam angehen.« Er zeigte auf eine freie Sitzecke im hinteren Teil der Terrasse, die von wilden Rosenbüschen fast verdeckt war. »Schau. Dieses Plätzchen ist extra für uns reserviert.«
    Angela strahlte ihn an. Sie glitt neben ihn auf

Weitere Kostenlose Bücher