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Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry

Titel: Der Mann, der zweimal starb Kommissar Morry Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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sofort auf. Er führte sie hinaus. Draußen am Hoxton Gate parkte sein Wagen. Sie stiegen ein. Der Wagen fuhr mit leisem Summen ab.
    Nadja Orban sinnierte träumend vor sich hin. „Wenn ich den Ausgang dieses Tages vorausgeahnt hätte“, sagte sie leise, „so wäre mir manches erspart geblieben. Sie glauben nicht, wie häßlich und anstrengend es ist, nach einem Zimmer zu suchen. Ich bin zehn Stunden kreuz, und quer durch London gelaufen.“
    „In Zukunft brauchen Sie nicht mehr auf Zimmersuche zu gehen“, meinte Stanley Calvin lächelnd. „Sie können bei mir wohnen bleiben, solange Sie wollen.“
    Am Green Park stiegen sie aus. Stanley Calvin fuhr rasch den Wagen in die Garage, dann geleitete er Nadja Orban in die altertümliche Villa. Wieder einmal lagen alle Fenster dunkel. Es sah fast so aus, als stünde dieses Haus seit Jahren leer. Ein frostiger Hauch ging von dem dunklen Gemäuer aus.
    „Es ist gut, wenn etwas Leben und Sonne zwischen diese Mauern kommt“, sagte Stanley Calvin heiter gelaunt. „Es war immer so einsam an den langen Abenden. In Zukunft werde ich Sie nach der Sperrstunde aus der Sidney Bar abholen. Ist es Ihnen recht?“
    Nadja Orban wußte nichts darauf zu sagen. Seine Güte war einfach zuviel für sie. Sie hatte einen solchen Mann noch nie gesehen. Er führte sie die Treppe hinauf. Er ging mit ihr bis ans Ende des langen Korridors. Er öffnete eine Tür zur Rechten.
    „Hier“, sagte er, nachdem er Licht gemacht hatte, „das ist in Zukunft Ihr Reich, Miß Orban. Gefällt es Ihnen?“
    Der Raum war altertümlich eingerichtet wie das ganze Haus. Das einzige Fenster ging auf die Straßenseite hinaus. Wuchtige Möbel nahmen die Hälfte des Zimmers ein. In der rechten Ecke befand sich eine moderne Toilettennische.
    „Die habe ich einrichten lassen“, sagte Stanley Calvin nicht ohne Stolz. „Früher stand da ein alter Schrank. Wenn Sie wollen, werde ich ein paar helle Polsterstühle ins Zimmer stellen. So etwas verändert den ganzen Raum.“
    Nadja Orban blickte sich aufmerksam in ihrem neuen Reich um. Es war groß und nüchtern und ziemlich düster. Aber seltsamerweise merkte sie das nicht. Sie dachte daran, daß sie Blumen auf den Tisch stellen würde. Ein paar hübsche Ölbilder besaß sie selbst. Auch eine Anzahl leuchtender Sofakissen. Damit konnte man den Raum entschieden freundlicher machen.
    Stanley Calvin schien ihre Gedanken erraten zu haben. „In diesem Zimmer war noch nie ein junges Mädchen“, sagte er verlegen. „Bitte verändern Sie alles ganz nach Belieben. Ich werde schon morgen früh Ihre Sachen holen lassen.“
    „Danke!“ sagte Nadja Orban gerührt. „Sie wissen nicht, wie dankbar ich Ihnen bin, Mr. Calvin.“
    Sie verabschiedete sich von ihm und schloß dann die Tür ab. Bevor sie schlafen ging, wollte sie noch etwas lüften, denn die Luft im Zimmer war dumpf und schwer.
    Sie ging zum Fenster und zog die Vorhänge zurück. In diesem Augenblick erkannte sie Joseph Hattan, der drunten am Gartentor stand. Er war es. Er trug wie immer den dunklen Hut mit der auffällig breiten Krempe, den Trenchcoat mit hochgeschlagenem Pelzkragen und glänzende Schaftstiefel. Sein Anblick hypnotisierte Nadja Orban wie die giftig schillernden Augen einer Schlange. Sie prallte verstört vom Fenster zurück und lief entsetzt aus dem Zimmer. Laut rief sie nach Stanley Calvin. Sie entdeckte ihn drunten in der Halle. Er saß am Kamin und blätterte in einem Buch. Hilflos und furchtsam lief sie auf ihn zu. Hastig sprudelte sie ihre Angst heraus.
    „Ich wage mich nicht mehr nach oben“, stammelte sie. „Ich kann nicht allein in diesem Zimmer bleiben. Ich würde die ganze Nacht kein Auge zu tun.“
    Stanley Calvin ging schließlich mit ihr hinauf. Er wartete vor der Tür, bis sie sich ausgekleidet hatte. Dann rückte er sich einen bequemen Sessel an die offene Tür und hielt die Wache bei ihr, bis der Morgen graute.
     
    16
     
    Am nächsten Vormittag wurde Kommissar Morry zum Sektionspräsidenten befohlen. Der gestrenge Herr saß hinter seinem wuchtigen Schreibtisch und blätterte in verschiedenen Zeitungen. Sein zerfurchtes Gesicht wirkte ernst und streng. Die Augen blickten kühl und forschend auf dem berühmten Kommissar.
    „Sie bearbeiten doch den Fall Joseph Hattan, Morry“, sagte er frostig. „Wie ist das nun mit diesen rätselhaften Schlingenmorden? Ist Joseph Hattan wirklich der Täter? Oder spielt ein anderer seine Rolle weiter?“
    „Joseph Hattan ist tot“, sagte

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