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Der Mann im braunen Anzug

Der Mann im braunen Anzug

Titel: Der Mann im braunen Anzug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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Gesicht. «In Ihrer Kabine ist ein fürchterlicher Geruch, Miss. Ich kann nicht herausfinden, was es ist, aber Sie werden hier nicht schlafen können. Auf Deck C ist noch eine Kabine frei; am besten ziehen Sie dorthin um, wenigstens für diese Nacht.»
    Es war jedoch nicht nur ein Geruch, wie die Stewardess zartfühlend gesagt hatte, sondern ein übler, widerlicher Gestank.
    Wonach stank es derart penetrant? Tote Ratten? Nein, es war viel schlimmer – und ganz anders. Ich schnüffelte wieder. Das Zeug kam mir bekannt vor, ich musste es früher schon mal gerochen haben. Irgendetwas – ah! Jetzt fiel es mir ein: Asa foetida! Ich hatte während des Kriegs einige Zeit in einem Krankenhaus gearbeitet und wusste über diese ekelhafte Droge Bescheid.
    Asa foetida – das war es! Aber warum…
    Ich sank auf mein Bett nieder. Plötzlich hatte ich begriffen. Jemand hatte absichtlich eine Prise von dem Zeug hier verstreut, damit ich wieder ausziehen würde. Warum wollte man mich um jeden Preis aus dieser Kabine haben? Jetzt betrachtete ich den Streit vom Nachmittag unter einem neuen Gesichtswinkel. Weshalb war diese Kabine siebzehn für mehrere Leute so wichtig? Die beiden anderen Räume waren größer und schöner, und doch beharrten die beiden Männer starrköpfig auf dieser Nummer siebzehn.
    17! Die Zahl schien mich zu verfolgen. Am Siebzehnten war die Ki l morden Castle von Southampton abgefahren. Es war eine Siebzehn… plötzlich schnappte ich nach Luft. Hastig schloss ich meinen Handkoffer auf und holte den kostbaren Zettel aus seinem Versteck zwischen zusammengerollten Strümpfen hervor.
    17.122! 17 konnte genauso gut Kabine siebzehn bedeuten. Und 1? Natürlich die Zeit: ein Uhr. Dann musste 22 also das Datum sein. Ich blätterte in meinem kleinen Kalender.
    Morgen war der Zweiundzwanzigste!

10
     
    Meine Erregung kannte keine Grenzen. Diesmal war ich bestimmt auf der richtigen Fährte. Und eins war klar: Ich durfte mich auf keinen Fall aus meiner Kabine vertreiben lassen. Das Asa foetida musste ausgehalten werden. Ich überdachte noch einmal alle Tatsachen.
    Morgen war der Zweiundzwanzigste, und um ein Uhr sollte irgendetwas geschehen. Ein Uhr in der Nacht oder ein Uhr mittags? Ein Uhr nachts schien mir wahrscheinlicher zu sein. Jetzt hatten wir sieben Uhr – in sechs Stunden würde ich es wissen.
    Der Abend wollte kein Ende nehmen. Ich zog mich bald nach dem Essen zurück und ging zu Bett, doch in Anbetracht des Kommenden hüllte ich mich in einen dicken Morgenmantel und behielt meine Hausschuhe an. So konnte ich jederzeit aufspringen und an den Ereignissen aktiv teilnehmen.
    Ich hörte, wie sich die anderen Passagiere nach und nach zurückzogen, vernahm Gelächter und Bruchstücke von Unterhaltungen. Dann wurde es langsam still, und die meisten Lichter gingen aus. Von Zeit zu Zeit blickte ich auf meine Uhr. Mitternacht! Die Stunde, die nun folgte, war die längste meines Lebens. Wenn um eins nichts geschah, dann waren meine ganzen Überlegungen falsch, und ich hatte alles, was ich besaß, einer romantischen Phantasterei zum Opfer gebracht.
    Endlich war es ein Uhr. Ein Uhr – und nichts geschah. Doch halt, was war das? Schritte auf dem Korridor, leichte, rennende Füße. Mein Herz hämmerte.
    Plötzlich flog meine Tür auf, und ein Mann stolperte in die Kabine.
    «Retten Sie mich», flüsterte er leise. «Sie sind hinter mir her!» Jetzt war keine Zeit für Erläuterungen und Erklärungen. Andere Schritte wurden draußen hörbar. Mir blieben höchstens vierzig Sekunden zum Handeln.
    Eine Schiffskabine bietet nicht viel Platz, um einen Mann von einem Meter achtzig zu verstecken. Mit einem Arm riss ich meinen großen Koffer unter der Koje hervor. Rasch kroch der Eindringling unter das Bett. Gleichzeitig klappte ich den Kofferdeckel zurück und ließ Wasser in mein Waschbecken laufen. Hastig steckte ich mein Haar zu einem Knoten auf. Mein Aussehen war mit Sicherheit nicht sehr vorteilhaft, doch als Vorbereitung für das Kommende durfte es als diplomatisches Meisterstück gelten. Eine Dame, die einen hässlichen Knoten trug und im Begriff stand, eine Seife aus dem Koffer zu holen, um sich zu waschen, konnte kaum verdächtigt werden, einen Flüchtenden zu verstecken.
    Jemand klopfte an meiner Tür, und fast gleichzeitig wurde sie aufgestoßen.
    Ich weiß nicht genau, was ich erwartet hatte. Wahrscheinlich verfolgten mich unklare Vorstellungen von Mr Pagett mit einem Revolver in der Hand, von Reverend Chichester mit

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