Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)
und Poliopatienten zusammengenommen?«
»Davon habe ich gehört«, sagte Tom. »Haben diese Ärzte ein bestimmtes Programm vorgeschlagen?«
Hopkins lächelte. »Ein solches Programm zu entwickeln ist leider unsere Sache«, sagte er. »Was würden Sie machen?«
»Ich denke, wir könnten die Operation ganz allgemein in zwei Teile teilen«, sagte Tom, »Werbung und Taten.«
»Was meinen Sie, welcher ist wichtiger?«, fragte Hopkins sanft.
»Ich glaube nicht, dass man ihre Wichtigkeit abschätzen kann«, sagte Tom, »denn der Zweck der Werbung wäre ja, zu Taten zu kommen.«
»Das ist wohl wahr«, sagte Hopkins, als hätte er soeben etwas sehr Tiefgründiges gehört. »Was glauben Sie, welche Taten wir anstreben sollten?«
Eine Kellnerin kam und ersetzte die leeren Cocktail-Gläser durch volle. »Natürlich rede ich jetzt nur aus dem Stegreif«, begann Tom, »aber rein theoretisch könnten wir vermutlich die Leute auffordern, mehr Geld für die Erforschung der psychischen Gesundheit zu spenden, wir könnten versuchen, sie dazu zu bewegen, für mehr staatliche und bundesstaatliche Mittel für Nervenkliniken zu stimmen, und wir könnten eine Form direkter Aktion auf lokaler Ebene wie die Organisation kommunaler Nervenkliniken anregen.«
»Und wie könnten wir das tun?«, fragte Ogden in unmissverständlich gelangweiltem Ton, der sich scharf von Hopkins’ Begeisterung abhob.
»Natürlich«, sagte Hopkins beruhigend, »kann zu diesem Zeitpunkt noch keiner von uns etwas Genaues sagen.«
Walker saß mit amüsiertem Blick da und sagte nichts. Toms Nervosität kehrte zurück. Eine Kellnerin nahm ihre Essensbestellungen auf.
»Wie ich höre, leben Sie in Westport«, sagte Hopkins zu Tom. »Ich wohne ebenfalls in der Gegend – gerade habe ich etwas in South Bay gekauft.«
»South Bay!«, sagte Tom. »Da bin ich geboren. Meine Großmutter lebt noch da.«
Es war lächerlich, aber Tom konnte sich Hopkins unmöglich in South Bay vorstellen. Ihm schien, dass jeder in South Bay entweder wie seine Großmutter und ihre Freundinnen war oder eines dieser unmöglichen Häuser gekauft hatte, die auf dem Golfplatz entstanden waren. Hopkins jedenfalls passte in keine der beiden Kategorien.
»Wir haben etwas Kleines am Wasser gebaut«, sagte Hopkins. »Ein schönes Städtchen, finden Sie nicht?«
Er muss das Land des alten Yachtclubs gekauft haben – es stand doch zum Verkauf, dachte Tom. Möchte mal wissen, was er sich da hingestellt hat. Laut sagte er: »Ich glaube, es wird Ihnen dort gefallen – für mich ist South Bay von jeher die hübscheste Stadt in Pendelentfernung.«
»Schauen Sie doch rein, wenn Sie das nächste Mal Ihre Großmutter besuchen«, sagte Hopkins. »Wir würden uns freuen.«
Er klang, als meinte er es auch so. Plötzlich sah Tom sich und Betsy und die drei Kinder, alle mit Windpocken, im Hopkins’schen Haus einfallen. Was für eine Frau Hopkins wohl hatte? Bill Hawthorne hatte alle möglichen Gerüchte gehört, aber es schien nicht möglich, dass sie der Wahrheit entsprachen.
»Spielen Sie Crocket?«, fragte Hopkins.
»Ja«, sagte Tom, obwohl er seit fünfzehn Jahren nicht mehr gespielt hatte. Er hatte eine Vision, wie er mit Hopkins Crocket spielte, die Bälle aus massivem Gold, die Schläger aus Silber.
»Wir müssen bald einmal miteinander spielen«, sagte Hopkins. »Früher habe ich Tennis gespielt, aber dafür werde ich wohl ein wenig zu alt …«
Während des ganzen Essens plauderte Hopkins weiter, als wäre es ein rein gesellschaftlicher Anlass und keine Gelegenheit für ihn, einen potenziellen Angestellten unter die Lupe zu nehmen. Aber noch bevor das Dessert serviert war, schaute er auf die Uhr. »Oje!«, sagte er. »Ich muss wieder ins Büro! Wollen die Herren mich entschuldigen?«
Noch bevor die anderen sich erheben konnten, winkte er fröhlich und sauste zum Fahrstuhl.
»Kaffee?«, fragte Walker Tom.
»Gern«, sagte Tom.
Tiefe Stille lastete auf ihnen, und Tom fragte sich, was nun entschieden war, wenn überhaupt etwas. Was war der nächste Schritt? Würden Hopkins, Walker und Ogden sich nun zusammensetzen und beschließen, ob sie ihn nahmen, und wenn ja, wann würde er davon hören?
»Zigarette?«, fragte Ogden.
Tom nahm eine. Er fand es merkwürdig, dass sie ihm keinerlei Andeutung machten, was er zu erwarten hatte. Vielleicht hatte Hopkins ihn ja gar nicht gemocht und deshalb das freundliche Geplauder aufrechterhalten, um ein schwieriges Mittagessen zu überstehen. Vielleicht
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