Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)
vielleicht noch hinzufügen«, sagte Dick, »dass wir Sie, wenn Sie gehen, falls Sie gehen, ersetzen müssen und dass es uns vielleicht nicht möglich sein wird, für Sie hier eine Stelle zu finden, falls Sie hier wieder eine suchen würden.«
»Selbstverständlich«, sagte Tom.
Dick lächelte. »Treffen Sie Ihre eigene Entscheidung«, sagte er. »Egal wofür, ich wünsche Ihnen Glück.«
Tom dankte ihm und ging zu seinem Schreibtisch. Hätte er mich wirklich behalten wollen, dann hätte er mir eine große Gehaltserhöhung anbieten können, aber das hätte dann alle anderen bewogen, mit ihrem Weggang zu drohen, dachte er. Das konnte er nicht zulassen. Oder er könnte, wenn er mich behalten wollte, mir einfach nur schlechte Referenzen geben. Das könnte er am Telefon machen, und ich würde nie davon erfahren, aber so etwas würde Dick nie im Traum einfallen. Die Vereinigung der Bosse ist mächtig, aber innerhalb ihrer selbstgesetzten Grenzen wunderbar gewissenhaft.
Tom schaute auf die Uhr und sah, dass es schon fast Mittagszeit war. Auf seinem Schreibtisch lag ein langer Bericht von einem College, in dem versucht wurde zu erklären, wie es die Beihilfe über eine halbe Million von der Schanenhauser-Stiftung verwendet hatte. Tom machte sich an die Lektüre. Er beschloss, nicht zu Mittag essen zu gehen. Er arbeitete den ganzen Tag durch, wobei er unauffällig dafür sorgte, dass Dick Haver es mitbekam.
Als Tom am Abend nach Westport zurückkehrte, war das Haus makellos, und im Herd wartete ein riesiges Steak auf ihn.
» IM BROTKASTEN IST EIN APFELKUCHEN «, brüllte Mrs Manter. » DIE KINDER HABEN SCHON ZU ABEND GEGESSEN UND SIND IM BETT. «
»Schön«, sagte Tom. »Und wie geht’s allen hier?«
» IHRE FRAU IST EIGENTLICH GAR NICHT KRANK «, sagte Mrs Manter. » BRINGEN SIE MICH JETZT NACH HAUSE – ES IST SCHON FAST SECHS UHR. «
Davor lief Tom aber noch die Treppe hinauf zu Betsy, die auf einem sauber gemachten Bett lag und schlapp wirkte. »Wie geht’s dir?«, fragte er.
»Erschöpft«, sagte sie. »Allein schon der Anblick dieser Frau erschöpft mich. Weißt du, was sie gemacht hat? Sie hat Wäsche mit der Hand in der Badewanne gewaschen und sämtliche Holzverkleidungen in der Küche geschrubbt. Sie hat den Rasen gemäht. Sie hat Kekse gebacken. Und die Kinder folgen ihr wie trainierte Seehunde. Sie sagt, sie sollen still sein, und sie sagen kein Wort.«
»Vielleicht können wir ja was lernen«, sagte Tom.
»Die Kinder sind jetzt in ihrem Zimmer und geben Ruhe.«
»Dann bringe ich sie jetzt nach Hause«, sagte Tom. »Schaffst du es, bis ich wieder da bin?«
»Ich sage den Kindern einfach nicht, dass sie weg ist«, sagte Betsy matt.
Am nächsten Morgen um sieben erwachte Tom in dem Wissen, dass er den Kindern Frühstück machen, Mrs Manter holen und nach New York fahren und mit dem Vorstandsvorsitzenden der United Broadcasting Corporation zu Mittag essen musste. Zu seiner Bestürzung musste er feststellen, dass in seinem Schrank kein frisch gebügelter Anzug hing und an dem einen Hemd in der Schublade, das keinen abgewetzten Kragen hatte, zwei Knöpfe fehlten.
»Betsy!«, sagte er. »Ich kann doch nicht zu Hopkins und wie ein Landstreicher aussehen!«
»Hab ich vergessen!«, erwiderte sie. »Ich wollte deine Sachen schon vorgestern von der Reinigung holen. Es war so viel los!«
»Was mache ich denn jetzt?«
»Geh runter und iss dein Frühstück«, sagte Betsy. »Ich bügle dir inzwischen deinen grauen Flanellanzug und nähe die Knöpfe an.«
»Bist du denn auch kräftig genug?«
Betsy mühte sich aus dem Bett. »Man muss nicht sehr kräftig sein, um einen Knopf zu hochzuheben.«
Nur in Schuhen, Socken und Unterhose ging Tom in die Küche und briet sich Eier. Die Kinder, denen es schon viel besser ging, auch wenn ihre Gesichter noch nicht verheilt waren, bestanden darauf, in der Küche zu frühstücken statt im Bett. Tom erinnerte sich an das förmliche Frühstück, das der Butler seiner Großmutter während seiner Kindheit immer bereitet hatte, mit silbernen Deckeln auf Tellern mit Eiern und Würstchen, und als er sich nun sah, wie er in Unterwäsche seine Kinder bediente, dachte er: Für die ist das schon ganz schön anders – immerhin müssen sie sich mal nicht von einem gehobenen Lebensstil erholen.
Als er dann angezogen war, merkte Tom zu seiner Überraschung, dass er ob der Aussicht, bald Hopkins zu treffen, doch recht nervös war. Fast fühlte er sich wie damals im Krieg vor einem
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