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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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Zeit der Stille, in der sie nur unter Schwierigkeiten atmete, doch sie hielt den Blick fest auf ihn gerichtet, und er sah, dass sie ihn nicht gehen lassen wollte.
    »Ich möchte, dass du etwas für Edward tust«, sagte sie. »Man muss ihn in seine Schranken weisen, aber er war immer loyal. Er ist alt, und man sollte für ihn sorgen.«
    »Ich will es versuchen, Großmutter«, sagte er.
    Sie schloss die Augen. »Was meinst du, wie sieht das Haus aus?«, fragte sie schläfrig.
    »Schön.«
    »Ich habe versucht, es für dich zu erhalten«, sagte sie. »Der Westflügel …«
    Der Satz verwehte, und Tom sah, dass sie eingeschlafen war. Nachdem er zur Sicherheit noch ein paar Minuten hatte verstreichen lassen, ging er nach unten. Dort wartete der Arzt seiner Großmutter, ein älterer Mann namens Worthington.
    »Leider geht es Ihrer Großmutter nicht sehr gut«, begann er.
    »Was glauben Sie, wie lange kann sie noch leben?«
    Der Arzt nahm die Brille ab und putzte sie mit seinem Taschentuch. »Sie hat sich den Oberschenkel gebrochen«, sagte er, »und ich glaube, auch das Becken könnte gebrochen sein. Sie ist schlimm gestürzt. Sie sagt, ihr Bein ist einfach abgeknickt und dann ist sie gestürzt, und so könnte es auch gewesen sein. Bezüglich des Beckens wissen wir erst Genaueres, wenn wir sie ins Krankenhaus gebracht und geröntgt haben.«
    »Sie will nicht ins Krankenhaus«, sagte Tom. »Hat das denn überhaupt noch einen Sinn?«
    »Wir müssen sie röntgen«, erwiderte der Arzt, einigermaßen schockiert. »Und hier können wir sie nicht angemessen versorgen!«
    »Wird sie denn nicht trotzdem recht bald sterben?«
    »Allerdings, wenn sie keine angemessene Pflege erhält«, sagte der Arzt zornig. »Bei angemessener Pflege könnte sie durchaus noch ein Weilchen leben.«
    »Im Krankenhaus wird sie unglücklich sein.«
    »Ich rufe den Krankenwagen«, sagte der Arzt. »Es steht außer Frage, dass sie hinmuss.«
    »Ich glaube nicht, dass sie Ihnen das gestatten wird.«
    »Wir machen es so, dass sie überhaupt nichts davon mitbekommt«, sagte der Arzt. Er nahm eine schwarze Tasche und ging die Treppe hinauf zu ihrem Zimmer. Tom versuchte nicht, ihn aufzuhalten. Dann wacht sie also nun doch in einem Eisenbett in einem fremden Zimmer auf, dachte er.

9
    Florence Rath starb nur acht Tage später. Davor hatte sie weniger über ihren gebrochenen Oberschenkel und das gebrochene Becken geklagt als vielmehr über die Weigerung der Ärzte, ihr zu gehorchen.
    »Die wissen doch, dass sie mich nicht wieder gesund machen können, warum schicken sie mich also nicht nach Hause?«, fragte sie Tom jeden Tag, und nie konnte er eine plausible Antwort erfinden. Vielleicht handelte sie nach der Theorie, dass man sie nach Hause schickte, wenn sie nur genügend unangenehm war, und machte so viel Umstände wie nur möglich und beschimpfte alle unablässig.
    »Die Krankenschwestern sind so ge wöhnlich «, sagte sie laut zu Tom, »und die Ärzte sind auch nicht besser. Die sehen alle aus wie Apotheker !« Aus ihrem Mund klang das Wort wie eine unverzeihliche Obszönität.
    Während der gesamten acht Tage wollte sie immerzu von allen bedient werden. Alle paar Minuten rief sie nach einer Schwester, die ihr die Decke glatt streichen oder das Wasser in den vielen Blumenvasen, mit denen sie sich umgeben hatte, wechseln sollte. Sie bat Ärzte, Anrufe für sie zu tätigen, und einen älteren Mediziner sogar, ihr eine Zeitung zu kaufen. Die Nachtschwester stellte ihr einfach die Klingel ab.
    Kein einziges Mal hingegen klagte die alte Dame über Schmerzen oder zeigte Todesangst. Sie unternahm keinen Versuch, Mitleid zu erregen, und eine derart herrische Person konnte einem auch unmöglich leidtun. Tom war nicht sonderlich überrascht, dass die Ärzte und Schwestern sie liebten – allen Forderungen und Beschimpfungen, mit denen sie sie überschüttete, zum Trotz. So müde und abgehetzt, wie sie waren, erledigten sie doch Besorgungen für sie und saßen bei ihr, um sich ihre endlosen Geschichten über den »Senator« und Toms Vater, den »Major«, anzuhören.
    Sie starb im Schlaf, zwei Stunden nachdem Tom das Krankenhaus verlassen hatte, um nach Westport zurückzufahren. Er hatte sie jeden Abend auf dem Weg von der Arbeit besucht, nachdem er dafür gesorgt hatte, dass Mrs Manter mit dem Taxi nach Hause gefahren wurde. Inzwischen war Betsy auch wieder so weit, dass sie sich ein paar Stunden allein um die Kinder kümmern konnte.
    Als das Krankenhaus anrief, um ihm

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