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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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aufgenommen, die nun nicht mehr blutete, und war auf einen Hügel gelaufen. »Sani!«, hatte er gebrüllt. »Sani! Sani!«
    Ein Sergeant hatte ihm auf halber Höhe des Hügels zugerufen und auf einen Sanitäter in hundert Metern Entfernung gezeigt, der gerade einem Mann das Knie verband. Tom war hingerannt und hatte Hanks Leiche sachte auf die Erde neben den Mann mit dem Knie gelegt. »Das ist ein Notfall«, hatte er zu dem Sanitäter gesagt. Der Mann hatte einen kurzen Blick auf Hank geworfen, war dann hingegangen und hatte ihn genauer untersucht.
    »Für den brauchen Sie keinen Notarzt mehr«, hatte er beiläufig gesagt. »Der ist schon seit Stunden tot. Legen Sie ihn zu den anderen Toten da drüben.« Der Sanitäter hatte auf einen unregelmäßigen Haufen gezeigt, der von einem zerrissenen Fallschirm bedeckt war. Auf dem weißen Tuch waren Fliegen herumgekrabbelt.
    »Nein«, hatte Tom gesagt.
    »Er ist tot«, hatte der Sanitäter gesagt.
    »Nein.«
    Der Sanitäter hatte Tom groß angesehen und geseufzt. »Ich mach’s für Sie«, hatte er gesagt, umstandslos Hanks Leiche gepackt und angefangen, ihn wegzuziehen.
    »Fassen Sie ihn nicht an. Ich will, dass ein richtiger Arzt sich um ihn kümmert«, hatte Tom gesagt.
    Der Sanitäter hatte sich aufgerichtet und Tom angestarrt. Dann hatte er über die Schulter nach einer Gruppe Soldaten gerufen, die sich in den Matsch gesetzt und schon angefangen hatten, Karten zu spielen. »He, ihr da, kommt mal her«, hatte der Sanitäter gesagt. Die Soldaten hatten sich müde erhoben. Ein Messer in der Hand, hatte Tom über Hanks Leiche gestanden. Die Soldaten waren langsam näher gekommen und ein paar Meter vor Tom stehengeblieben.
    »Captain, der Mann ist tot«, hatte der Sanitäter gesagt. »Die Männer hier kümmern sich um ihn, und Sie ruhen sich mal aus.« Die Soldaten hatten sich um ihn herum verteilt, aber Abstand gehalten. Tom hatte nichts gesagt, doch sein mächtiger Körper war angespannt und wach gewesen, und einige der Soldaten waren schon zurückgewichen. Nach einem Augenblick des Schweigens hatte Tom ruhig und vernünftig gesagt: »Ich will nur, dass ein richtiger Arzt sich diesen Mann ansieht.«
    »Lass ihn«, hatte ein dicker Corporal zu dem Sanitäter gesagt. »Der Captain scheint mir ein ziemlich kräftiger Kerl zu sein, und wenn wir ihn drängen, könnte was passieren.«
    »Der Mann ist durchgedreht«, sagte der Sanitäter.
    Während sie noch diskutierten, hatte Tom sich plötzlich gebückt, Mahoneys Leiche aufgenommen und den lockeren Kreis, den sie gebildet hatten, durchbrochen. Er war schnell gerannt, ohne die schwere Last von Mahoneys Leiche zu spüren. Nach einigen Minuten hatte er Kies unter sich gespürt und viele Stimmen gehört. Er hatte aufgeblickt und gesehen, dass er nur wenige Dutzend Meter vom Meer entfernt war, umringt von Negersoldaten, die aus einem Landungsboot strömten. »Was ist los, Captain?«, hatte ein riesiger schwarzer Sergeant ihn gefragt. »Suchen Sie die Ärzte?«
    »Ja.«
    »Die bringen Verwundete zum Lazarettschiff da drüben«, hatte der mächtige Sergeant gesagt und zu einem anderen Landungsboot mehrere hundert Meter den Strand entlang gezeigt. Tom war losgegangen, hatte dann aber eine große Hand auf der Schulter gespürt. »Ich trag ihn für Sie, Captain«, hatte der Sergeant gesagt. »Sie sind bestimmt kaputt.«
    »Ich nehme ihn.«
    Der Sergeant hatte schon einen mächtigen Arm um Hanks Leiche gelegt. Schockiert hatte er dann plötzlich gesagt: »Captain, der Mann ist tot. Sehen Sie doch seine Brust.«
    »Lassen Sie ihn los.«
    »Hat keinen Sinn, Captain«, hatte der Sergeant leise erwidert. »Legen Sie ihn hin und ruhen Sie sich aus.«
    »Ich bringe ihn nicht zu den Toten.«
    »Natürlich nicht. Kommen Sie, ich lege ihn hin.« Der riesige Sergeant hatte Hanks Leiche sanft und respektvoll genommen, und Tom hatte sich nicht dagegen gesträubt. Achtsam hatte der Sergeant Hanks Leiche hundert Meter von den anderen Männern entfernt auf den Kies gelegt. »Setzen Sie sich mal hin, Captain«, hatte der Sergeant gesagt.
    Benommen hatte Tom sich hingesetzt. Der Sergeant hatte ihm eine Zigarette gegeben und sie ihm angezündet. Tom hatte auf die Schuhe des Sergeant gestarrt, die dick mit Schlamm überzogen, oben aber noch immer blank poliert waren. Nachdem er die Schuhe lange angestarrt hatte, hatte er es über sich gebracht, einen kurzen Blick auf Mahoney zu werfen, und dabei gesehen, dass auf dessen Gesicht das höhnische Grinsen der

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