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Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition)

Titel: Der Mann im grauen Flanell: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sloan Wilson
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Toten lag. Die Toten lachen immer zuletzt, hatte Hank gesagt. Eine Welle der Übelkeit hatte Tom überschwemmt, und er hatte sich übergeben. Mehrere Minuten lang hatte er dagelegen und gewürgt. Der Sergeant hatte ihm kühle Hände auf die Stirn gelegt, so wie eine Mutter einem kranken Kind den Kopf hält. Allmählich hatte sich die Übelkeit gelegt und mit ihr auch der Wahn. Tom war aufgestanden, und der Sergeant hatte ihm eine Feldflasche gereicht. Nachdem er einen Schluck getrunken hatte, hatte Tom sich Wasser auf die Hände geschüttet und es sich ins Gesicht gespritzt. »Danke, Sergeant«, hatte er gesagt.
    »Ich helfe Ihnen, einen Begräbnistrupp zu finden«, hatte der Sergeant erwidert. »Sie sehen ganz schön müde aus.«
    »Ich hätte gern einen mit einem Geistlichen.«
    Der Sergeant hatte Mahoney aufgehoben. Sie waren lange gegangen, bis sie einen Priester mit einem Kommando fanden, die gerade eine Bestattung vorbereiteten. Der riesige Sergeant hatte Mahoney abgelegt, und der Geistliche war sogleich herbeigekommen und hatte ihn sanft mit einem Tuch bedeckt.
    »Nehmen Sie sich seiner an, Vater«, hatte Tom gesagt und war dann wieder über die Insel zu seiner Einheit gelaufen. Er hatte seine Männer erschöpft auf der Erde liegend angetroffen, wo sie auf ein Landungsschiff warteten, das sie von der Insel bringen sollte. Caesar war verwundet worden. Als Tom gesehen hatte, wie er auf einer Trage fortgebracht wurde, war er zu ihm hingeeilt. »Das wird schon wieder«, hatte er gesagt, doch Caesar hatte nur das Gesicht abgewandt, als schmerzte ihn Toms Anblick.
    Tom hatte geholfen, die anderen Verwundeten zum Lazarettschiff zu bringen, und sich dann auf die Erde gelegt, um zu schlafen. Er war nur in einen unruhigen Halbschlaf gefallen und hatte die ganze Zeit mitbekommen, dass Männer um ihn herumliefen. In jener Nacht war alles Mögliche passiert. Einige derer, die nach den Kämpfen gekommen waren, hatten die aufgewühlte Erde nach Souvenirs abgesucht, hatten sich aus Zähnen und Fingernägeln von Leichen Halsketten gemacht. Offener Streit war um japanische Schwerter, Pistolen und Fahnen ausgebrochen. Um zwei Uhr morgens hatte man einen Japs entdeckt, der in einem Gebüsch Deckung gesucht hatte, und einige vom Nachschub, die geglaubt hatten, der Krieg werde für sie ohne Feindberührung zu Ende gehen, hatten ihn fröhlich mit Bajonetten erstochen und kastriert.
    Schließlich hatte ein Landungsschiff Tom und die meisten unverletzt gebliebenen Fallschirmjäger aufgenommen. Als es von der Insel ablegte, hatte Tom in einer dunklen Ecke im Rumpf gesessen und an Mahoney gedacht, wie er gerannt war, über ihm die Handgranate, auf immer schwebend wie Keats’ Liebende auf einer griechischen Vase, Hank immer jung und lebendig, die Handgranate immer scharf gegen den Himmel abgezeichnet, nur ein, zwei Meter über seiner Schulter.
    Ein Major hatte sich zu ihm hingehockt und gesagt: »Ein paar der verdammten Matrosen haben Köpfe. Die sind an Land gegangen und haben sich Köpfe von Japsen geholt, und sie wollten sie in der Kombüse kochen und die Schädel als Souvenir mitnehmen.«
    Tom hatte die Achseln gezuckt und nichts gesagt. Dass Tom zu schnell die Handgranate geworfen und Mahoney getötet hatte, dass ein paar junge Matrosen Schädel als Souvenir gewollt und dass ein paar hundert Mann bei der Eroberung der Insel Karkow ihr Leben gelassen hatten – das alles war einfach unbegreiflich und musste vergessen werden. Das, hatte er beschlossen, war die letzte Wahrheit des Krieges, und er hatte sie voller Erleichterung begrüßt, begierig begrüßt, die schlichte Tatsache, dass es unbegreiflich war und vergessen werden musste. So was passiert eben, hatte er beschlossen. Es passiert und wird wieder passieren, und jeder, der versucht, einen Sinn darin zu sehen, verliert den Verstand. Plötzlich hatte er sich danach gesehnt, nach Hause zu gehen, zu Betsy und der Heiterkeit von Großmutters Haus. »Was meinst du, wie viel Zeit lassen sie uns bis zum nächsten Absprung?«, hatte er den Major gefragt.
    Jetzt, in seinem Büro in der Schanenhauser-Stiftung im Jahr 1953, fragte sich Tom, ob Caesar Gardella tatsächlich nach Rom zurückgekehrt war und Gina geheiratet hatte oder ob er nach dem Krieg einfach wieder nach New York gegangen war und versucht hatte, das Ganze zu vergessen, so wie Tom. Und vor allem fragte er sich, ob Gardella ihn wiedererkannt hatte und ob er es ihm noch immer übel nahm, dass er Maria verlassen hatte. Es war

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