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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Klingen, die sich unvermittelt aus dem Boden schoben. Danach bestieg die Drohne ein Gleitband, von dem sie rasch davongetragen wurde. Genau vierzig Sekunden lang.
    Die bislang zurückgelegte Strecke war schon vor langer Zeit von einem terranischen Forscher namens Cartissant erkundet worden, bevor auch er den Tod gefunden hatte. Er hatte einen genauen Bericht über seine Erfahrungen und Entdeckungen im Irrgarten durchgegeben. Fünf Minuten und dreißig Sekunden lang, dann war er verstummt. Sein Fehler hatte darin bestanden, noch eine einundvierzigste Sekunde auf dem Gleitband zu bleiben. Seine Gefährten, die draußen geblieben waren und ihn auf ihren Monitoren verfolgt hatten, konnten nicht sagen, was ihm genau zugestoßen war.
    Als der Roboter vom Band stieg, führte Rawlins eine weitere Simulation durch. Er bekam rasch eine Darstellung von dem geboten, was das Computergehirn als wahrscheinlichste Möglichkeit errechnet hatte: Das Gleitband tat sich plötzlich auf und verschluckte seinen Passagier. Die Drohne bewegte sich inzwischen rasch auf die Stelle zu, die wie der Ausgang dieser äußersten Labyrinthzone aussah. Dahinter lag ein hell erleuchteter, angenehm aussehender Platz, der von treibenden Kugeln aus einer perlartigen, glühenden Substanz umgeben war.
    Rawlins meldete: „Ich bin jetzt in der siebten Minute, und wir rollen immer noch weiter, Charles. Vor uns scheint ein Tor zu Zone G zu liegen. Vielleicht sollten Sie sich einschalten und meiner Übertragung besondere Aufmerksamkeit schenken.“
    „Wenn Sie noch zwei Minuten durchhalten, werde ich es tun“, sagte Boardman.
    Der Roboter blieb vor dem Innentor stehen. Vorsichtig aktivierte er sein Gravitron und strahlte einen Energieball mit einer Masse aus, die der seinen entsprach. Er ließ den Ball durch das Tor schweben. Nichts geschah. Zufrieden wandte sich die Drohne danach selbst dem Durchgang zu. Als sie auf der Schwelle stand, prallten die beiden Seiten plötzlich abrupt wie die Backen einer gewaltigen Presse zusammen und zerstörten so den Roboter. Neds Schirm wurde dunkel. Rasch schaltete er auf eine der Flugdrohnen um und erhielt ein Bild, auf dem sein Roboter auf der anderen Seite der Schwelle lag, zusammengepreßt zu einer zweidimensionalen Karikatur seiner ehemaligen Form. Ein Mensch, der in die gleiche Falle geraten wäre, wäre zu Staub zermahlen worden.
    „Meine Drohne ist soeben ausgeschaltet worden“, meldete er Boardman. „Sechs Minuten und vierzig Sekunden.“
    „Wie erwartet“, ertönte die Antwort. „Wir haben nur noch zwei aktive Roboter. Schalten Sie um und sehen Sie es sich an.“
    Das Hauptdiagramm erschien auf Neds Bildschirm: eine vereinfachte und stilisierte Tuschestiftdarstellung des gesamten Labyrinths, wie man es von der Luft aus sah. Ein kleines x war überall dort angebracht, wo ein Sondierungsroboter zerstört worden war. Nach einigem Suchen fand Rawlins den Weg, den seine Drohne gewählt hatte. Ein x war zwischen den Zonengrenzen an der Stelle eingezeichnet, wo sich die zuschnappende Tür befand. Es wollte Rawlins so vorkommen, als sei sein Roboter weiter vorangekommen als die meisten anderen. Aber dann mußte er über den kindischen Stolz lächeln, den diese Entdeckung in ihm hervorgerufen hatte. Schließlich bewegten sich zwei Roboter immer noch weiter hinein. Einer befand sich sogar schon in der zweiten Labyrinthzone, während der andere gerade ein Tor durchfuhr, das Zutritt zu dem inneren Ring gewährte.
    Das Diagramm verschwand, und jetzt sah Rawlins auf das Labyrinth, wie es durch die Linsenaugen einer der Drohnen aufgenommen wurde. Fast zierlich bewegte sich der mannshohe Metallkörper durch die barocken Kniffe und Fallen des Labyrinths, zeigte durch seine Optik, wie er eine goldene Säule passierte, von der eine schwirrende Melodie in seltsamem Tonfall kam, einen Lichtsee, ein Netz aus glitzernden, metallischen Speichen und Haufen spitzer, gebleichter Knochen. Rawlins konnte nur kurze Blicke auf die Knochen werfen, da die Drohne rasch weiterrollte, aber er war davon überzeugt, daß nur wenige von Menschen stammten. Dieser Ort war ein galaktischer Friedhof für alle Mutigen und Verwegenen.
    Die Erregung in ihm wurde immer stärker, als die Drohne weiter und weiter rollte. Er war so von den Bildern auf seinem Schirm gefesselt, daß es ihm so vorkam, als befände er sich selbst in dem Irrgarten und würde Todesfalle um Todesfalle ausweichen. Triumph stieg in ihm auf, als die Anzahl der Minuten sich immer mehr

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