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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Neds Arbeit bestand darin, auf dem Schirm den Weg der Drohne durch diesen Sektor zu verfolgen. Die anderen Sondierungsroboter wurden ebenfalls von einem Computer und einem Mann an einem Bildschirm überwacht. Boardman und Hosteen dagegen saßen am Zentralterminal und beobachteten und leiteten die Gesamtoperation.
    „Hinein mit ihnen“, ordnete Boardman an.
    Hosteen gab die entsprechenden Anweisungen, und die Roboter rollten durch die Tore. Rawlins warf nun durch die Augen seiner gedrungen dahinrollenden Drohnen einen ersten Blick auf die Zone H des Irrgartens. Er sah eine Wand, die an gekräuseltes, blaues Porzellan erinnerte. Wellenförmig bog sie nach links ab. Und er entdeckte ein Gitter aus metallischen Streben, die sich von einem schweren Steinblock zur anderen Seite erstreckten. Die Drohne bewegte sich nahe an den Streben vorbei, die auf Grund des schwachen Luftzuges leise zu klingeln und zu zittern begannen. Der Roboter lief nun an der Porzellanwand entlang und folgte einer Innenkurve, die etwa zwanzig Meter lang war. Dort endete die Wand in einer Art Spirale und bildete eine Kammer, die eigentlich nur nach oben offen war. Beim letzten Mal, als jemand das Labyrinth auf diese Weise betreten hatte – das war bei der vierten Expedition gewesen –, waren zwei Männer an diese Kammer geraten. Einer war draußen geblieben und vernichtet worden. Der andere hatte die Kammer betreten; ihm war nichts passiert. Die Drohne rollte hinein. Einen Augenblick später schoß ein Strahl aus reinem roten Licht aus dem Zentrum der mosaikartigen Dekoration an der Wand und bestrich die unmittelbar vor der Kammer liegende Fläche.
    Boardmans Stimme drang durch den Kopfhörer an Neds Ohr. „Wir haben vier Drohnen verloren, als sie durch ihre Tore traten. Das ist genau das, was wir erwartet haben. Wie steht’s bei Ihnen?“
    „Alles verläuft nach Plan“, sagte Rawlins. „Bis jetzt ist noch alles okay.“
    „Sie müßten sie innerhalb von sechs Minuten nach dem Eintritt verlieren. Wieviel Zeit ist bis jetzt bei Ihnen verstrichen?“
    „Zwei Minuten und fünfzehn Sekunden.“
    Die Drohne hatte die Kammer nun hinter sich gebracht und rollte rasch an der Stelle vorbei, wo der Lichtstrahl eingeschlagen hatte. Rawlins schaltete den Geruchssinn des Roboters ein, der verbrannte Luft mit hohem Ozon-Anteil feststellte. Ein Stück voraus teilte sich der Weg. Auf der einen Seite befand sich eine Brücke aus Stein, die von einem Bogen gehalten wurde und sich über etwas spannte, das wie eine Flammengrube aussah. Auf der anderen Seite lag ein Haufen übereinandergestürzter, riesiger Steinblöcke. Sie waren so aufeinandergeschichtet, daß die oberen jeden Moment herabzustürzen drohten. Die Brücke schien einladender zu sein, aber die Drohne wandte sich plötzlich von ihr ab und begann, über die Blöcke zu klettern. Rawlins fragte sie nach dem Grund und erhielt die Information, daß es die „Brücke“ gar nicht gab. Sie war eine Projektion, die von Sendern innerhalb der gegenüberliegenden Wände ausgestrahlt wurde. Rawlins simulierte mit der Elektronik ein Betreten der Brücke und beobachtete dann auf dem Bildschirm, wie die Drohne auf den Überweg trat, völlig unerwartet durch die solide aussehende Brücke brach und dabei das Gleichgewicht verlor. Während die simulierte Drohne sich um die Wiedererlangung des Gleichgewichts bemühte, geriet der Boden in Bewegung und schleuderte sie in die Flammengrube. Hübsch, dachte Ned, während ihm ein Schauer über den Rücken lief.
    Inzwischen hatte die echte Drohne die eine Seite des Steinhaufens bezwungen und machte sich unbeschädigt auf der anderen an den Abstieg. Drei Minuten und acht Sekunden waren mittlerweile vergangen. Ein Stück gerader Straße erwies sich als so sicher, wie es aussah. Zu beiden Seiten wurde die Straße von fensterlosen Türmen flankiert, die an die hundert Meter hoch und ganz schlank waren, aus einem schimmernden Mineral bestanden und eine ölig-glatte Oberfläche aufwiesen. Sie warfen glitzernde Moiremuster auf den Boden, während der Roboter an ihnen vorbeizog. Zu Beginn der vierten Minute wich die Drohne einigen Pfeilern aus, die an zuschnappende Zahnreihen erinnerten. Dann trat sie zur Seite und entging so einem regenschirmförmigen Rammbock, der plötzlich mit vernichtender Wucht vorstieß. Achtzig Sekunden später machte der Roboter einen Bogen um eine Falltür, die sich über einem gähnenden Abgrund öffnete, und entging geschickt fünf vierschneidigen

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