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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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war gekommen, an dem Menschen ihr Leben im Labyrinth riskieren mußten. Der Zeitpunkt kam unvermeidlich. Boardman bedauerte das, so, wie er es bedauerte, Steuern zu zahlen, alt zu werden, sich seiner Abfallprodukte zu entledigen oder dem Zug der Schwerkraft ausgesetzt zu sein. Steuern, Altern, Stuhlgang und Gravitation waren allesamt permanente Aspekte der Bedingungen, denen sich der Mensch ständig auszusetzen hatte, ganz gleich, wie sehr sie auch vom medizinischen Fortschritt gelindert worden sein mochten. Ebenso verhielt es sich mit dem Damoklesschwert des Todes, das ständig über ihm schwebte. Die Sondierungsroboter hatten ihnen hier eine Menge genutzt und wahrscheinlich das Leben von einem Dutzend Menschen geschont. Aber jetzt war der Moment gekommen, wo der Verlust von Menschenleben nicht mehr ausgeschlossen werden konnte. Boardman bedauerte das. Aber nicht sehr lange und auch nicht sonderlich tief. Seit Jahrzehnten schon hatte er Menschen dazu aufgefordert, ihr Leben aufs Spiel zu setzen, und etliche von ihnen waren dabei auch umgekommen. Er war bereit, auch sein eigenes nicht zu verschonen. Aber zum richtigen Zeitpunkt und für die richtige Sache.
    Kartographisch war das Labyrinth nun vollständig erfaßt.
    Im Zentralcomputer auf dem Schiff war die sichere Route durch den Irrgarten gespeichert, mit allen entdeckten Fallen. Boardman war davon überzeugt, daß er Roboter hineinschicken konnte, die mit einer Wahrscheinlichkeitsrate von fünfundneunzig Prozent unbeschädigt Zone A erreichen würden. Ob ein Mensch die gleiche Route ebenso sicher durchqueren konnte, blieb abzuwarten. Selbst mit einem Computer im Hintergrund, der einem jeden einzelnen Schritt zuflüsterte, mußte ein Mensch doch alle Informationen durch ein fehlbares, zur Erschöpfung neigendes Gehirn filtern und mochte vielleicht nicht alles so aufnehmen wie die seelenlose, automatisch bewegte Maschine. Er mochte auch zu eigenen Erkenntnissen und Schlüssen kommen, die sich als fatal erweisen konnten. Daher mußten die Daten, die sie bislang gesammelt hatten, zuerst sorgfältig überprüft werden, bevor er oder Ned Rawlins sich in den Irrgarten wagen konnten.
    Dafür waren die Freiwilligen da.
    Sie gingen in dem Bewußtsein, ohne größere Schwierigkeiten den Tod zu finden. Niemand hatte versucht, das zu beschönigen oder ihnen etwas vorzumachen. Sie wußten genau, was ihnen bevorstand. Man hatte ihnen erklärt, daß es eine für die Menschheit entscheidende Frage war, Richard Muller zu bewegen, freiwillig das Labyrinth zu verlassen. Und das konnte am ehesten gelingen, wenn bestimmte Menschen – Charles Boardman und Ned Rawlins – persönlich mit Muller sprachen. Da Boardman und Rawlins unersetzlich waren, war es für die anderen unausweichlich, vor ihnen und für sie die Route zu erproben. So sah es eben aus. Die Freiwilligen standen bereit, wußten, daß sie ersetzbar waren. Sie wußten auch, daß die ersten tödlichen Unfälle in ihren Reihen durchaus von Nutzen sein mochten. Jeder Tod brachte neue Informationen und Erkenntnisse. Erfolgreich durchquerte, mit mehr Glück behaftete Passagen dagegen keine, zumindest zu diesem Zeitpunkt noch nicht.
    Sie zogen Lose.
    Der dabei ermittelte erste Mann war ein Lieutenant namens Burke. Er wirkte sehr jung, und das war er wahrscheinlich auch, denn Militärpersonen unterzogen sich nur selten chirurgischen Verjüngungsoperationen, solange sie nicht in die höchsten Ränge gelangt waren. Burke war klein, kräftig und hatte dunkle Haare. Er bewegte sich so, als könne er theoretisch von den Reproduktionsanlagen des Schiffes ersetzt werden, was natürlich praktisch undurchführbar war.
    „Sobald ich Muller gefunden habe“, erklärte Burke – er sagte nicht wenn –, „erzähle ich ihm, ich sei Archäologe. Richtig? Und falls es ihm nichts ausmacht, würde ich gern ein paar Freunde ins Labyrinth mitbringen.“
    „Gut“, sagte Boardman. „Und denken Sie immer daran, je weniger professionelles Zeugs Sie von sich geben, desto eher wird er Ihnen Glauben schenken.“
    Burke würde nicht lange genug leben, um Muller überhaupt etwas sagen zu können. Das wußten alle. Aber er winkte ihnen fröhlich, wenn auch etwas aufgesetzt zum Abschied zu und marschierte in Richtung Irrgarten los. Über ein Empfängergerät auf dem Rücken war er mit dem Schiffscomputer verbunden. Die Datenbank würde ihm genaue Anweisungen für seine Route geben und gleichzeitig den Zurückgebliebenen im Camp ein Bild von seinem

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