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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Vormarsch projizieren.
    Er bewegte sich geschickt und gewandt an den Fallen von Zone H vorbei. Natürlich verfügte er nicht über das Sensorenarreal, mit dem die Drohnen plötzlich nachgebende Platten und darunter befindliche Todesgruben, verborgene Energiekanonen, zuschnappende Türrahmen und all die anderen Alptraumfallen vorab ausmachen konnten. Dafür führte er jedoch etwas wesentlich Nützlicheres mit: das gesammelte Wissen um diese Schrecken, die auf Kosten von einer Unmenge Sondierungsroboter zusammengetragen worden waren, die sie nicht rechtzeitig genug erkannt hatten. Boardman saß vor seinem Bildschirm und sah auf die mittlerweile vertraut gewordenen Säulen, Pfeiler und Bastionen, auf die zierlichen Brücken, die Knochenhaufen und die gelegentlichen Reste einer zerstörten Drohne. Stumm drängte er den Lieutenant weiter, wußte, daß er in wenigen Tagen selbst diese Route gehen mußte. Boardman fragte sich, wieviel Burke sein eigenes Leben bedeuten mochte.
    Der Lieutenant benötigte knapp vierzig Minuten, um von Zone H in Zone G zu gelangen. Er ließ sich nicht vom Stolz übermannen, als er die Grenze überschritt. Jeder wußte, daß G beinahe ebenso gefährlich war wie H. Aber bis jetzt funktionierte die Computerführung problemlos. Burke führte eine Art mörderisches Ballett auf: Er tänzelte an den Hindernissen vorbei, zählte sorgfältig seine Schritte, sprang hier, drehte sich dort zur Seite und machte dann einen gewaltigen Schritt über eine tückische Stelle im Straßenpflaster. Er kam gut voran. Aber der Computer konnte ihn nicht vor dem kleinen, mit gefährlichen Zähnen bewaffneten Tier warnen, das vierzig Meter innerhalb von Zone G auf einer verzierten Mauerkrone auf ihn lauerte. Das Raubtier gehörte nicht zum Arsenal des Labyrinths.
    Es war eine zufällige, selbständige Falle, die nur auf eigene Rechnung arbeitete. Burke standen nur die Erfahrungen früherer Expeditionen zur Verfügung, auf Neues war er nicht vorbereitet.
    Das Tier war kaum größer als eine kräftige Katze, aber seine Fänge waren lang und die Krallen scharf. Das Kameraauge in Burkes Rückentornister sah es, als es sprang … aber da war es auch schon zu spät. Der Lieutenant wußte eigentlich nicht, warum er seitlich auswich und nach seiner Waffe griff. Doch da saß das Tier bereits auf seiner Schulter und fuhr ihm an die Kehle.
    Die Schnauze öffnete sich verblüffend weit. Der Computer übertrug tierische Kiefer, auf deren Anblick Boardman gern verzichtet hätte: Hinter einer Außenreihe nadelscharfer Zähne befand sich eine zweite Reihe, und dahinter noch eine dritte. Vielleicht konnte das Raubtier damit seine Opfer besser zerkauen. Oder es besaß mehrere Zahnreihen, um Ersatz für ausgebrochene Zähne zu haben. Auf jeden Fall sah man sich bei diesem Tier mit einem ganzen Zahnwald konfrontiert. Einen Moment später schlossen sich die Kiefer.
    Burke stürzte zu Boden und krallte sich an den Angreifer. Blut spritzte. Mensch und Tier wälzten sich zweimal herum, gerieten in eine verborgene Falltür und verschwanden in einer Wolke öligen Rauchs. Als die Sicht wieder klar wurde, war von beiden nichts mehr zu sehen.
    Wenig später meinte Boardman: „Wir haben also wieder etwas Neues gelernt. Die Tiere zeigen kein Interesse, die Drohnen anzugreifen. Wir lassen die nächsten Männer nur noch in Gruppen marschieren und geben ihnen einen Massedetektor mir.“
    So wurde es beim nächsten Versuch gemacht. Ein sehr hoher Preis hatte für diese Erkenntnis bezahlt werden müssen, aber dafür wußten sie nun, daß sie nicht nur mit dem Schrecken der uralten Erbauer fertig werden mußten, sondern auch Angriffe von wilden Tieren abzuwehren hatten. Zwei Männer, Marshall und Petrocelli, gingen als nächste gemeinsam und bewaffnet ins Labyrinth. Sie sahen sich nach allen Seiten um. Kein Tier konnte sich an sie anschleichen, ohne daß seine Wärmeausstrahlung von den Infrarotsensoren des Massedetektors entdeckt werden würde. Die Männer erschossen vier Tiere, eins davon war ein wahrer Koloß, stießen in dieser Beziehung jedoch auf keine weiteren Schwierigkeiten.
    Tief in Zone G gelangten sie an die Stelle, wo das Störfeld alle Datensammelgeräte nutzlos machte.
    Wie mochte dieses Feld funktionieren? fragte sich Boardman. Er kannte irdische Verzerrer, die direkt auf die menschlichen Sinne einwirkten, indem sie sich wie normale sensorische Wahrnehmungen gaben und dann im Gehirn mit dem Ziel für Verwirrung sorgten, alle Korrelationen

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