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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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zunichte zu machen. Aber dieses Feld mußte anders sein. Es konnte nicht das Nervensystem der Sondierungsroboter angreifen, weil die so etwas gar nicht besaßen und ihre mechanischen Augen nur das übermittelten, was wirklich vorhanden war. Und dennoch hatten die Roboter in diesem Feld etwas gesehen und auch an den Computer weitergegeben, was mit der wirklichen Geometrie des Irrgartens an dieser Stelle nichts zu tun hatte. Andere Drohnen, die außerhalb der Feldreichweite standen, hatten völlig andere und verläßlichere Informationen über das vor ihnen liegende Terrain übermittelt. Also mußte das Feld nach irgendeinem direkten optischen Prinzip arbeiten, die Perspektiven in seiner Umgebung unmittelbar verändern, die Umrisse verzerren oder verbergen und aus normalen Konfigurationen falsche machen. Jedes Sehorgan, das in den Bereich dieses Felds geriet, würde ein Bild der Umgebung aufnehmen, an dem es keinen Grund zu zweifeln hatte, weil die Täuschung so perfekt war. Ob es sich dabei um einen menschlichen Verstand oder eine seelenlose Maschine handelte, spielte keine Rolle, der Effekt war derselbe. Eine interessante Erfindung, sagte sich Boardman. Vielleicht bekam man ja einmal die Gelegenheit, die Mechanismen dieser Anlage zu erforschen und zu verstehen. Später, irgendwann einmal.
    Er hatte nicht die geringste Vorstellung, was Marshall und Petrocelli sahen, als sie in den Einflußbereich des Feldes gerieten. Anders als die Drohnen, die alles genauestens weitervermittelten, was ihre Augenlinsen aufnahmen, waren die beiden Menschen nicht direkt mit dem Computer verbunden. Eine Darstellung des Bildes, das sich ihren Augen bot, war nicht möglich. Bestenfalls konnten sie es beschreiben. Und das paßte weder zu dem, was das Kameraauge in ihrer Ausrüstung übertrug, noch zu den wirklichen Konfigurationen, die von außerhalb des Einflußbereichs sichtbar waren.
    Die beiden Männer folgten strikt den Anweisungen des Computers. Sie setzten den Fuß auf Stellen, wo sich vor ihren eigenen Augen gähnende Abgründe zeigten. Sie beugten sich nieder, um durch einen Tunnel zu kriechen, an dessen Decke ausgefahrene Guillotineklingen aufblitzten. Aber der Tunnel existierte nicht. „Jeden Augenblick habe ich damit gerechnet“, sagte Petrocelli, „daß eine dieser Klingen fällt und mich in Stücke schneidet.“ Aber es gab auch keine Klingen. Am Ende des Tunnels wandten sie sich gehorsam nach links zu einem riesigen Dreschflegel, der mit furchtbaren Schlägen den Boden bearbeitete. Aber auch das war nur eine Täuschung. Widerwillig wandten sie sich von einem einladend aussehenden Transportband ab, das aus dem Gefahrenbereich des Felds zu führen schien, denn auch dieses bestand nur in der Einbildung. In ihrem Zustand konnten die Männer das Säurebecken nicht sehen, das sich in Wirklichkeit dort befand.
    „Sie sollten am besten einfach die Augen schließen“, sagte Boardman. „So ähnlich, wie das die Drohnen gemacht haben, ohne Sichtkontakt nach außen.“
    „Sie sagen, dazu hätten sie zuviel Angst“, antwortete Hosteen.
    „Was ist ihnen lieber: überhaupt keine visuellen Informationen oder falsche?“ entgegnete Boardman. „Sie können den Anweisungen des Computers genausogut mit geschlossenen Augen folgen. Und sie brauchten dabei nicht mehr zu befürchten, daß …“
    Petrocelli schrie auf. Auf dem einen Schirm sah Boardman die wirkliche Konfiguration – ein flaches, harmloses Stück Straße. Und auf dem anderen, wo die entstellten, die Phantasieabbildungen übertragen wurden, sah er, wie direkt vor ihren Füßen plötzlich ein Flammengeysir aufschoß.
    „Bleiben Sie dort stehen, wo Sie gerade sind!“ befahl Hosteen barsch. „Da ist nichts!“
    Petrocelli brachte mit äußerster Selbstüberwindung das Bein wieder auf die Erde, das wie erstarrt in der Luft gehangen hatte. Marshall reagierte nicht ganz so schnell. Er hatte sich gerade umgedreht, um dem Flammenstoß zu entgehen, als Hosteens Befehl kam. Und er führte die Drehung zu Ende, bevor er einhalten konnte. Er befand sich jetzt nur zehn Zentimeter zu weit von der sicheren Straße entfernt. Ein glitzerndes Metallband flog aus einer Steinplatte und wand sich um seine Knöchel. Es schnitt sie ohne Schwierigkeiten bis auf die Knochen durch. Marshall stürzte, und ein blitzender, goldener Pfahl heftete ihn an die Wand.
    Ohne sich umzublicken, durchquerte Petrocelli unversehrt die Flammensäule. Er stolperte zehn Schritte weiter und blieb dann außerhalb des

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