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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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Philosophie vereint: Töte alles Fremde.“
    „Ist das Spekulation, oder haben Sie irgendwelche Hinweise auf ihre Kultur oder ihr Geistesleben gefunden?“
    „Der einzige Hinweis auf ihre Denkweise ist das, was uns hier umgibt. Aber ich darf mich wohl als Experten in Fragen der außerirdischen Psychologie ansehen, Ned. Ich weiß darüber mehr als jeder andere Mensch. Denn ich bin der einzige gewesen, der jemals bei einer außerirdischen Rasse gewesen ist. Töte das Fremde, … das ist das Gesetz des Universums. Und wenn du es schon nicht gleich umbringst, dann verpaß’ ihm wenigstens eine gehörige Abreibung.“
    „Wir sind nicht so“, sagte Rawlins. „Wir sind nicht instinktiv feindlich eingestellt gegen …“
    „Quatsch.“
    „Aber …“
    „Wenn ein fremdes Raumschiff jemals auf einer unserer Welten landen sollte, dann würden wir es sofort unter Quarantäne stellen, die Besatzung gefangen nehmen und sie solange ausquetschen, bis sie zu Tode gekommen wäre. Was immer wir auch an guten Manieren heutzutage aufweisen mögen, sie sind aus unserer Dekadenz und Selbstgefälligkeit erwachsen. Wir bilden uns ein, wir seien zu nobel, um Fremde zu hassen, aber unsere Höflichkeit heißt in Wahrheit Vogel-Strauß-Politik. Man braucht doch nur einmal an die Zeit der Entdeckung der Hydrier zu denken. Eine nicht zu übersehende Minderheit innerhalb unserer Regierung trat offen dafür ein, innerhalb der Wolkenschicht von Beta Hydri IV ein paar Bomben hochgehen zu lassen. Den Fremden sozusagen eine Extrasonne zu bescheren, … statt zuerst einen Emissär zu ihnen zu schicken, der sich dort umsehen könnte.“
    „Nein!“
    „Doch. Sie wurden überstimmt. Man schickte einen Emissär aus, und die Hydrier haben ihn kaputtgemacht – mich.“ Plötzlich schien Muller eine Idee gekommen zu sein. Entsetzt fragte er: „Welche Beziehungen haben sich in den letzten neun Jahren zwischen uns und den Hydriern entwickelt? Ist es zu weiteren Kontakten gekommen? Hat es Krieg gegeben?“
    „Nichts davon“, sagte Rawlins. „Nichts. Wir haben Beta Hydri nicht wieder betreten.“
    „Sagst du mir auch die Wahrheit? Oder haben wir die Hundesöhne ausgelöscht? Gott im Himmel weiß, daß mir das nichts ausmachen würde, obwohl es nicht ihre Schuld war, daß sie mir das hier angetan haben. Sie haben sich nur gemäß der Norm der überall verbreiteten Fremdenfeindlichkeit verhalten. Ned, sag mir bitte ganz ehrlich, hat es einen Krieg mit ihnen gegeben?“
    „Nein, das schwöre ich.“
    Die Spannung trat aus Mullers Zügen. Nach einem Moment des Schweigens sagte er: „Also gut. Ich will dich nicht danach fragen, was sich in der Zwischenzeit alles ergeben und entwickelt hat. Denn das interessiert mich wirklich einen Scheißdreck. Wie lange wollt Ihr denn auf Lemnos bleiben?“
    „Darüber haben wir noch nicht genau entschieden. Wahrscheinlich ein paar Wochen. Wir haben ja noch gar nicht richtig damit begonnen, das Labyrinth zu vermessen. Und dann gibt es ja auch noch die umliegenden Gebiete. Wir wollen die Arbeit früherer Expeditionen überprüfen und davon ausgehen …“
    „Also wollt Ihr eine Weile hierbleiben. Wollen die anderen auch zu mir ins Zentrum kommen?“
    Rawlins befeuchtete seine Lippen. „Sie haben mich vorausgeschickt, um mit Ihnen die nötigen Kontakte aufzunehmen. Aber diesbezügliche Pläne haben wir noch nicht. Das hängt alles von Ihnen ab. Wir wollen uns Ihnen nicht aufdrängen. Wenn Sie also nicht wollen, daß wir hier vor Ihrer Nase arbeiten …“
    „Ganz genau, das will ich nicht“, erklärte Muller barsch. „Sag das deinen Freunden. In fünfzig oder sechzig Jahren bin ich tot, dann können sie hier so viel herumschnüffeln wie sie wollen. Aber solange ich lebe, möchte ich nicht, daß sie mich belästigen. Sollen sie ruhig in den vier oder fünf äußeren Zonen arbeiten. Aber wenn einer von ihnen seinen Fuß in A, B oder C setzt, bringe ich ihn um. Ich habe die Möglichkeiten dazu, Ned.“
    „Was ist mit mir? Bin ich willkommen?“
    „Gelegentlich. Ich kann meine Stimmungen nicht vorhersagen. Wenn du mit mir reden möchtest, dann komm her und warte ab. Und wenn ich dir erkläre, du sollst dich zur Hölle scheren, dann tust du das auch. Verstanden, Ned?“
    Rawlins grinste freundlich. „Klar, verstanden.“ Er stand auf. Muller, dem es nicht behagte, zu dem Jungen aufzusehen, erhob sich ebenfalls. Rawlins trat ein paar Schritte auf ihn zu.
    „Was hast du vor?“ fragte Muller.
    „Mir paßt es nicht,

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