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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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geruht. Er war wieder ins Zentrum des Labyrinths gegangen und hatte Muller am Rande des großen Platzes angetroffen. Er lehnte an einer hohen und dunklen Metallsäule mit abgeflachten Seiten.
    „Was hältst du davon?“ fragte Muller zwanglos freundlich, als Ned näherkam. „Acht Stück gibt es davon, eine an jeder Ecke. Ich beobachte sie schon seit Jahren. Sie drehen sich. Sieh her.“ Muller zeigte auf einen der Pfeiler. Rawlins trat näher. Als er zehn Meter entfernt war, empfing er Mullers Ausstrahlung. Trotzdem zwang er sich, noch weiter zu gehen. Gestern war er Dick nicht so nahe gewesen, bis auf den einen Moment, als Muller ihn gepackt und an sich gezogen hatte.
    „Siehst du das?“ fragte Muller und tippte mit dem Finger auf die Säule.
    „Ein Zeichen.“
    „Ich habe fast sechs Monate gebraucht, um es einzuritzen. Ich habe dazu ein Stück Silber aus dem kristallinen Erker von der Wand dort drüben verwendet. Jeden Tag habe ich ein bis zwei Stunden gefeilt und gekratzt, bis ein sichtbarer Strich auf dem Metall zu erkennen war. Danach habe ich ihn beobachtet. Im Verlauf eines Planetenjahres dreht der Pfeiler sich einmal um sich selbst. Das beweist, die Säulen bewegen sich. Man kann es zwar nicht mit dem Auge verfolgen, aber sie tun es. Ich halte sie für eine Art Kalender.“
    „Haben Sie … kannst du … hast du jemals …?“
    „Was du da erzählst, mein Junge, ergibt nicht viel Sinn.“
    „Tut mir leid“, antwortete Rawlins. Er bemühte sich angestrengt, sich nichts von der furchtbaren Ausstrahlung Mullers anmerken zu lassen. Ihm wurde heiß, und er fühlte sich völlig durcheinander. Auf fünf Meter war die Wirkung nicht so betäubend. Ned blieb stehen, riß sich zusammen und sagte sich, daß seine Toleranzschwelle allmählich stieg.
    „Was wolltest du gerade sagen?“
    „Ist das der einzige Pfeiler, den du kontrolliert hast?“
    „Ich habe auch an ein paar anderen geritzt und bin zu der Überzeugung gelangt, daß sie sich alle drehen. Aber den Mechanismus dafür konnte ich noch nicht finden. Weißt du, irgendwo unter dieser Stadt gibt es ein phantastisches Gehirn. Es ist bereits Millionen Jahre alt, funktioniert aber immer noch. Vielleicht handelt es sich dabei um eine Art Flüssigmetall, in dem Kognitionselemente treiben. Auf jeden Fall dreht es diese Pfeiler, hält die Wasserversorgung in Gang und läßt regelmäßig die Straßen säubern.“
    „Und es bedient die Fallen.“
    „Ja, es bedient auch die Fallen“, bestätigte Muller. „Aber bislang ist es mir noch nicht gelungen, auch nur die kleinste Spur von ihm zu finden. Hier und da habe ich ein Loch in die Erde gegraben, aber wie tief ich auch grub, ich stieß auf nichts anderes als Erdreich. Vielleicht werdet ihr verdammten Archäologen das Gehirn der Stadt finden, was? Habt Ihr schon irgendwelche Hinweise?“
    „Nicht, daß ich wüßte“, sagte Rawlins.
    „Du weißt nicht besonders gut Bescheid, was?“
    „Ja, aber ich habe auch noch an keinem Projekt in der Stadt teilgenommen.“ Rawlins lächelte schüchtern. Das kurze Zucken in seinem Gesicht störte ihn und brachte ihm eine Rüge von Boardman ein. Charles erklärte ihm, daß schüchternes Lächeln immer eine anstehende Lüge einleitete und das Muller nicht lange verborgen bleiben konnte. Rawlins sagte dann: „Die meiste Zeit war ich außerhalb der Stadt und habe die Eintrittsoperationen geleitet. Als ich dann endlich selbst das Labyrinth betrat, bin ich gleich bis hierher vorgestoßen. Daher weiß ich nicht, was die anderen inzwischen entdeckt haben.“
    „Haben sie vor, die Straßen aufzureißen?“ wollte Muller wissen.
    „Das glaube ich kaum. Heutzutage graben und buddeln wir nicht mehr so viel. Wir arbeiten lieber mit Scannern, Sensoren und Echolot.“ Beeindruckt von seiner eigenen Improvisationsgabe fuhr er munter fort: „Früher ging die Archäologie natürlich sehr destruktiv vor. Um herauszufinden, was sich unter einer Pyramide befand, mußte sie zuerst auseinandergenommen werden. Aber heute können wir mit Sonden zu denselben Ergebnissen kommen. Das ist ein ganz neues Forschungsgebiet, weißt du, in den Boden zu gucken, ohne ein Loch gegraben zu haben, und so die Monumente aus der Vergangenheit zu erhalten …“
    „Auf einem der Planeten von Epsilon Indi hat vor etwa fünfzehn Jahren ein Archäologenteam einen antiken außerirdischen Grabpavillon vollständig abgetragen“, erklärte Muller. „Und danach war es ihnen unmöglich, die Anlage wieder

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