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Der Mann im Labyrinth

Der Mann im Labyrinth

Titel: Der Mann im Labyrinth Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Silverberg
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über so eine Entfernung mit Ihnen zu reden, wo ich brüllen muß. Ich kann Ihnen doch ruhig noch etwas näher kommen, nicht wahr?“
    Mit neu erwachtem Mißtrauen erwiderte Muller: „Du bist doch nicht etwa so eine Art Masochist?“
    „Da muß ich leider passen. Nein.“
    „Nun, ich bin andererseits auch kein Sadist. Ich möchte nicht, daß du allzu nah an mich herantrittst.“
    „So schlimm ist es wirklich nicht, Dick.“
    „Du lügst. Dir behagt es genauso wenig wie allen anderen auch. Ich bin für die anderen wie ein Pestkranker, mein Junge. Und wenn du eine perverse Neigung zur Pest hast, dann tut es mir für dich leid. Komm mir nicht näher. Es behagt mir gar nicht, wenn ich sehe, wie andere durch meine Schuld leiden müssen.“
    Rawlins blieb stehen. „Wie Sie wollen. Also, um das einmal klarzustellen, Dick, ich möchte Ihnen keine Unannehmlichkeiten bereiten. Ich versuche nur, höflich, freundlich und zuvorkommend zu sein. Wenn ich Ihnen damit auf die eine oder andere Weise Unbehagen bereite … nun, dann brauchen Sie mir das nur zu sagen, und ich höre damit auf. Es freut mich weder, noch nützt es mir etwas, wenn ich Ihnen auf die Nerven gehe.“
    „Sag mal, mein Junge, was willst du eigentlich wirklich von mir?“
    „Nichts.“
    „Warum läßt du mich dann nicht allein?“
    „Sie sind ein menschliches Wesen und waren hier so lange ganz allein. Da ist es doch nur selbstverständlich, wenn ich Ihnen meine Gesellschaft anbiete. Oder hört sich das für Sie so eigentümlich an?“
    Muller zuckte die Achseln. „Ich fürchte, ich bin kein guter Gesellschafter. Vielleicht solltest du deine ganze christlich reine Barmherzigkeit wieder einpacken und verschwinden. Es gibt keine Möglichkeit, wie du mir helfen kannst, Ned. Du bist höchstens fähig, mir Schmerz zuzufügen, … indem du mich an all das erinnerst, was ich nicht mehr haben kann oder weiß.“ Muller wandte sich ab und sah an dem jungen Mann vorbei auf die Schattenfiguren, die an den Wänden entlanghüpften. Er verspürte Hunger. Dies war die Stunde, in der er sich immer sein Abendessen jagte. Hart sagte er: „Mein Sohn, ich glaube, meine Geduld ist allmählich erschöpft. Es wird Zeit für dich zu gehen.“
    „In Ordnung. Darf ich denn morgen wiederkommen?“
    „Vielleicht. Wir werden sehen.“
    Der Junge lächelte freundlich. „Vielen Dank, daß ich mit Ihnen reden durfte, Dick. Ich komme wieder.“
     
     
4
     
    Im schwachen und veränderlichen Licht des Mondes suchte sich Rawlins einen Weg aus Zone A. Die Stimme des Schiffscomputers in seinem Ohr führte ihn den Weg zurück, den er gekommen war. Hin und wieder, an Stellen, wo keine Gefahr drohte, schaltete Boardman sich ein. „Sie hatten einen ausgezeichneten Start“, erklärte er. „Wir können es als Pluspunkt buchen, daß er Sie überhaupt akzeptiert hat. Wie fühlen Sie sich?“
    „Beschissen, Charles.“
    „Weil Sie so nahe an ihn herantreten mußten?“
    „Weil ich etwas so Schmutziges tun mußte.“
    „Jetzt aber Schluß damit, Ned. Wenn ich Sie jedes Mal moralisch wieder aufrichten muß, sobald Sie von einem Trip ins Zentrum zurückkehren …“
    „Ich tue das, was von mir verlangt wird“, sagte Rawlins. „Aber deshalb muß ich meine Arbeit noch nicht mögen.“ Er bewegte sich vorsichtig an einem Katapultsteinblock vorbei, der ihn in einen Abgrund schleudern konnte, falls er die Kontaktstelle zu sehr mit seinem Gewicht belastete. Ein kleines, gefährlich aussehendes Tier fletschte die Zähne, als er an ihm vorbeikam. Nachdem er das Katapult hinter sich hatte, stieß er an passender Stelle gegen eine Wand und gewann so Zutritt zu Zone B. Er sah zum Sims hinauf und entdeckte dort in einer Nische den Schlitz der visuellen Überwachungsanlage des Labyrinths. Er lächelte, für den Fall, daß Muller seinen Rückzug am Monitor verfolgte.
    Er begriff jetzt, warum Muller sich dafür entschieden hatte, sich wie ein moderner Robinson hier einzurichten. Unter ähnlichen Umständen hätte er wahrscheinlich das gleiche getan. Oder etwas noch Verrückteres. Muller schleppte, dank der Hydrier, eine seelische Verformung in einer Zeit mit sich herum, wo Deformationen als unfein galten. Es war fast ein ästhetisches Verbrechen, sich mit einem fehlenden Glied, nur einem Auge oder ohne Nase in der Öffentlichkeit zu zeigen. Diese Verstümmelungen konnten leicht behoben werden. Und jeder schuldete es einfach seinen Mitmenschen, körperliche Gebrechen tilgen zu lassen. Die Gesellschaft

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