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Der Mann mit dem goldenen Colt

Titel: Der Mann mit dem goldenen Colt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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fungieren, den Raum von Mikrophonen freihalten, vor der Tür Posten stehen, damit niemand herumschnüffelt. Mit einem Wort: Sie hätten dafür zu sorgen, daß ich wirklich ungestört bleibe, wenn ich ungestört sein will.« Bond mußte lachen.
    »Sie wollen mich also gewissermaßen als persönlichen Leibwächter engagieren. Ist es das?«
    Scaramanga runzelte wieder die Stirn.
    »Und was ist daran komisch, Mister? Ist doch gutes Geld, nicht? Drei, vielleicht vier Tage in einem Luxusladen wie dem ttunderbird. Dafür tausend Dollar. Was ist da so verrückt an dem Vorschlag, he?«
    Scaramanga drückte das Ende seiner Zigarre gegen die Unterseite des Tisches. Funken sprühten. Bond kratzte sich am Hinterkopf, als überlege er. Was er auch tat.
    Er wußte, er hatte nicht die ganze Geschichte gehört. Er wußte auch, daß es mehr als merkwürdig war, wenn dieser Mann einen vollkommen Fremden anstellen wollte, um solche Arbeit für ihn zu besorgen.
    Es war freilich zu verstehen, daß Scaramanga niemanden aus dem Ort beauftragen wollte, zum Beispiel einen ehemaligen Polizeibeamten, auch wenn er einen finden konnte. Solch ein Mann hatte vielleicht selbst Freunde im Hotelgeschäft, die an dem Negril-Projekt Interesse hatten. Andererseits würde Bond natürlich etwas erreichen, was er nie für möglich gehalten hätte - er würde geradewegs in Scaramangas Deckung eindringen.
    Würde er das wirklich? Es roch stark nach einer Falle. Aber vorausgesetzt, daß Bond nicht durch irgendein unverständliches Pech verraten worden war, war nicht einzusehen, wo die Falle liegen sollte.
    Nun, er konnte sich jedenfalls die Chance nicht entgehen lassen. Bond zündete sich eine Zigarette an und sagte: »Ich habe nur darüber gelacht, daß ein Mann mit Ihren besonderen Fähigkeiten beschützt werden will. Der Job verspricht eine Menge Spaß. Selbstverständlich bin ich einverstanden. Wann geht’s los? Ich habe unten auf der Straße einen Wagen.«
    Scaramanga sah auf die dünne goldene Uhr mit dem Goldarmband.
    »18.32 Uhr. Mein Wagen wird draußen sein.«
    Er nahm seinen Koffer, der billig aber neu aussah, ging zum Ausgang, schlug den Perlenvorhang zurück und verschwand.
    Bond trat schnell an die Bar.
    »Wiedersehen, Tiffy, ich hoffe, ich komme mal wieder vorbei. Wenn jemand nach mir fragen sollte, sagen Sie, ich bin im ttunderbird-Hotel in der Bloody Bay.«
    Tiffy streckte die Hand aus und berührte schüchtern seinen Arm. »Seien Sie vorsichtig, Mister Mark. In dem Hotel dort steckt Gangstergeld. Und passen Sie auf sich auf.« Sie wies mit dem Kopf zum Eingang hin: »Das ist der schlechteste Mensch, den es gibt.« Sie beugte sich vor und wisperte: »In dem Koffer hat er Ganja für tausend Pfund. Ein Rasta hat ihn heute früh für ihn dagelassen. Ich hab an dem Koffer gerochen.« Schnell richtete sie sich wieder auf.
    Bond sagte: »Danke, Tiffy. Sehen Sie zu, daß Mutter Edna ihn gut verhext. Eines Tages sag ich Ihnen, warum, das hoffe ich wenigstens. Wiedersehen!«
    Er ging schnell hinaus und hinunter auf die Straße, wo ein rotes ^underbird-Kabriolett wartete. Sein Auspuff machte ein Geräusch wie ein teures Motorboot.
    Der Fahrer war ein Jamaikaner in eleganter Uniform mit Tellerkappe. Ein rotes Fähnchen auf der Radioantenne verkündete in Gold »^underbird-Hotel«.
    Scaramanga saß neben dem Chauffeur. Er sagte ungeduldig: »Steigen Sie hinten ein. Wir bringen Sie zu Ihrem Wagen hinunter. Fahren Sie uns dann nach. Nach einiger Zeit wird die Straße besser.«
    James Bond stieg hinter Scaramanga in den Wagen und fragte sich, ob er dem Mann jetzt in den Hinterkopf schießen sollte. Die verschiedensten Gründe hinderten ihn daran - das Jucken der Neugierde, eine angestammte Abneigung gegen kaltblütigen Mord, das Gefühl, daß das nicht der richtige Moment war, die Wahrscheinlichkeit, daß er auch den Chauffeur würde umbringen müssen - all das, zusammen mit der Milde der Nacht und der Tatsache, daß das Radio jetzt eine gute Aufnahme einer seiner Lieblingsmelodien spielte, »After You’ve Gone«, und daß die Zikaden auf dem Guajakbaum sangen, sagte »nein«.
    Aber in dem Augenblick, als der Wagen die Liebesstraße hinunterfuhr und zu der quecksilbrig hellen See kam, wußte James Bond, daß er nicht nur seinen Befehlen zuwiderhandelte oder sich bestenfalls vor ihnen drückte, sondern daß er auch ein verdammter Narr war.

7
    James Bond kannte die Karte von Jamaika ziemlich genau. Er wußte, daß das Meer immer nahe zu seiner Linken

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