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Der Mann mit dem goldenen Colt

Titel: Der Mann mit dem goldenen Colt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Fleming
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gewesen war. Während er den beiden roten Schlußlichtern des vor ihm fahrenden Wagens durch ein eindrucksvolles schmiedeeisernes Eingangstor und eine Allee junger Königspalmen folgte, hörte er in der Nähe die Wellen an den Strand rollen. Er erriet nach Lage der Zufahrt, daß die Zuckerrohrfelder bis knapp an die neue hohe Mauer herankommen mußten, die das TOunderbird-Grundstück umgab. Von den Mangrovesümpfen unterhalb der hohen Hügel, deren Silhouette er gelegentlich im Schein des umwölkten Dreiviertelmondes zu seiner Rechten gesehen hatte, wehte ein schwacher Duft herüber.
    Aber ansonsten hatte er keinen exakten Anhaltspunkt dafür, wo er war und wie der Ort aussah, dem er sich näherte - es war ein unangenehmes Gefühl.
    Einen Kilometer weiter vorn mußte jemand die herankommenden Lichter gesehen und einige Schalter angeknipst haben, denn plötzlich schien helles Licht durch die Bäume, und beim Durchfahren der letzten Strecke erkannte man das Hotel.
    Ein mächtiger Torbogen in Weiß und Hellrosa verlieh ihm eine aristokratische Front, und als Bond hinter dem anderen Wagen beim Eingang vorfuhr, konnte er durch die hohen Regencefenster einen Blick auf den schwarz-weißen Marmorboden unter brennenden Kandelabern werfen.
    Ein Portier und sein Stab von Jamaikanern in roten Jacken und schwarzen Hosen eilten die Stufen herab. Nachdem Scaramanga untertänigst begrüßt worden war, nahmen sie ihm und Bond die Koffer ab. Dann begab sich die kleine Schar in die Eingangshalle, wo Bond ins Register »Mark Hazard« und die Kensingtoner Adresse des »Transworld Consortiums« eintrug.
    Scaramanga sprach mit einem Mann, der der Geschäftsführer zu sein schien, ein junger Amerikaner mit einem netten Gesicht und einem netten Anzug. Dann wandte er sich an Bond.
    »Sie wohnen auf Nummer 24 im Westflügel. Ich bin ganz in der Nähe auf Nummer 20. Bestellen Sie, was Sie wünschen, beim Zimmerkellner. Auf Wiedersehen morgen gegen zehn Uhr. Die Herren werden gegen Mittag aus Kingston herüberkommen.«
    Bonds Zimmer lag fast am Ende des Ganges, links. Nummer 20 befand sich gegenüber. Der Page schloß Nr. 24 auf und hielt die Tür für Bond offen. Klimatisierte Luft strömte heraus. Es war ein hübsches modernes Doppelzimmer mit Bad in Grau und Weiß.
    Sobald er allein war, schaltete Bond die Klimaanlage auf Null. Dann zog er die
    Vorhänge zurück und kurbelte die zwei breiten Fenster herunter, um frische Luft hereinzulassen.
    Draußen wisperte die See leise an dem unsichtbaren Strand, und das Mondlicht warf die schwarzen Schatten der Palmen über den gepflegten Rasen.
    Bond hörte, wie links, dort, wo das gelbe Licht des Eingangs einen Winkel der Kieseinfahrt erhellte, sein Wagen angelassen und fortgefahren wurde, wahrscheinlich zu einem Parkplatz, der, wie er annahm, hinten lag.
    Er ging wieder ins Zimmer zurück und untersuchte es sorgfältig. Die einzigen verdächtigen Gegenstände waren ein großes Bild an der Wand über dem Doppelbett und das Telefon.
    Das Bild zeigte eine jamaikanische Marktszene von einem lokalen Maler. Bond stellte fest, daß die Wand dahinter unberührt war.
    Dann zog er sein Taschenmesser heraus, legte das Telefon vorsichtig, um den Hörer nicht zu bewegen, umgekehrt auf das Bett und schraubte ruhig und sorgfältig die Bodenplatte ab. Er lächelte zufrieden. Hinter der Platte lag ein kleines Mikrophon, das an das Hauptkabel innerhalb der Gabel angeschlossen war. Er schraubte die Bodenplatte ebenso vorsichtig wieder an und stellte das Telefon geräuschlos zurück auf den Nachttisch.
    Er kannte die Vorrichtung. Sie war mit Transistoren ausgerüstet und stark genug, um eine Unterhaltung aufzunehmen, die in normaler Lautstärke im Zimmer geführt wurde. Er packte seine wenigen Habseligkeiten aus und rief den Zimmerkellner an. Eine jamaikanische Stimme antwortete. Bond bestellte eine Flasche Walker’s de Luxe Bourbon, drei Gläser, Eis und für neun Uhr Eier »Benedikt«.
    Die Stimme sagte: »Gern, Sir.«
    Bond zog sich aus, legte seinen Revolver und die Halfter unter ein Kissen, läutete nach dem Diener und ließ seinen Anzug zum Bügeln bringen.
    Er duschte, erst heiß, dann eiskalt. Inzwischen war der Bourbon gekommen.
    Er zog einen Stuhl ans Fenster, stellte einen niedrigen Tisch daneben, nahm das Buch »Zivilcourage« von John Kennedy aus seinem Koffer, setzte sich und ließ die würzige Luft über seinen halbnackten Körper streifen.
    Die Eier kamen, und sie waren gut. Die Mousselinesauce hätte

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