Der Mann mit dem goldenen Colt
Aufklatschen - ein mannsgroßer Alligator ließ sich ins Wasser fallen und zeigte seine Schnauze, ehe er untertauchte.
Bond lächelte in sich hinein. Wenn das Hotel erst fertig war, würde zweifellos dieses ganze Areal in einen Aktivposten verwandelt werden. Man würde einheimische Bootsleute ausrüsten und sie entsprechend als Arawak-Indianer herrichten. Es würde einen Landungssteg und bequeme Boote mit befransten Sonnendächern geben, von denen aus die Gäste für zusätzliche 10 Dollar auf der Rechnung den »tropischen Dschungel« besichtigen könnten.
Bond sah auf seine Uhr und schlenderte zurück.
Links lagen die Küchen, die Wäscherei und die Personalwohnungen - die üblichen Hinterquartiere eines Luxushotels, noch nicht verdeckt von den jungen Oleandern und Crotonen, die zu diesem Zweck gepflanzt worden waren. Aus dieser Richtung kam Musik, das herzschlagartige Hämmern des Jamaikacalypso
- wahrscheinlich probte die Combo aus Kingston.
Bond ging rundherum und durch den Torbogen in die Haupthalle.
Scaramanga stand neben dem Empfangspult und sprach mit dem Geschäftsführer.
Als er Bonds Schritte auf dem Marmor hörte, wandte er sich um und nickte ihm zu. Er sagte: »Okay denn« zu dem Geschäftsführer, und zu Bond: »Sehen wir uns das Konferenzzimmer an.« Bond folgte ihm durch die Tür des Restaurants und durch eine weitere Tür rechts. Sie führte in ein Vestibül, dessen eine Wand von einem Büfett mit Gläsern und Tellern eingenommen wurde. Scaramanga ging weiter voraus durch einen Raum, der vielleicht später ein Spiel- oder Schreibzimmer sein würde. Jetzt stand nur ein runder Tisch in der Mitte eines weinroten Teppichs da, und rundherum waren sieben weiße Kunstlederstühle mit Armlehnen. Davor lagen Notizblöcke und Bleistifte. Vor dem Stuhl gegenüber der Tür, wahrscheinlich dem Scaramangas, stand ein weißes Telefon.
Bond ging durch den Raum, untersuchte Fenster und Vorhänge und sah sich die Wandarme der Beleuchtung an. Er meinte: »Die Arme könnten präpariert sein. Und natürlich auch das Telefon. Wollen Sie, daß ich’s ansehe?«
Scaramanga blickte Bond steinern an.
Er sagte: »Nicht nötig. Ist natürlich präpariert. Von mir. Brauche eine Aufzeichnung von allem, was gesprochen wird.«
Bond erwiderte: »Na denn, in Ordnung. Wo soll ich bleiben?«
»Vor der Tür. Setzen Sie sich mit einer Illustrierten hin und lesen Sie. Heute nachmittag gegen vier ist Generalversammlung. Morgen wird es vielleicht ein oder zwei kleinere Besprechungen geben. Ich möchte, daß diese Konferenzen alle ungestört bleiben. Klar?«
»Ist ja ganz einfach. Aber wäre es nun nicht vielleicht an der Zeit, daß Sie mir die Namen dieser Leute sagen, und auch ungefähr, wen sie vertreten und von welchen Sie Schwierigkeiten erwarten?«
Scaramanga sagte: »Nehmen Sie einen Stuhl und Papier und Bleistift.«
Er ging im Raum auf und ab.
»Da haben wir zuerst Mr. Hendriks, Holländer. Vertritt das europäische Kapital, hauptsächlich Schweizer Geld. Sie brauchen sich um ihn nicht zu kümmern. Er ist keiner von den Nörglern. Dann kommt Sam Binion aus Detroit.«
»Von der Purple Gang?«
Scaramanga blieb stehen und sah Bond scharf an. »Das sind anständige Leute, Mister Dingsda.«
»Mein Name ist Hazard.«
»Na schön, Hazard. Anständig, verstehen Sie. Bilden Sie sich nichts Falsches ein. Das sind alles solide Geschäftsleute. Verstehen Sie? Dieser Sam Binion zum Beispiel. Er ist im Grundstückshandel. Er und seine Freunde sind vielleicht zwanzig Millionen Dollar wert. Verstehen Sie, was ich meine? Dann Leroy Gengerella, Miami. Besitzer der Gengerella-Unternehmungen. Großer Mann im Unterhaltungsgeschäft. Der könnte unangenehm werden. Leute in dieser Branche lieben schnelle Gewinne und schnellen Umsatz. Und Ruby Rotkopf, der Hotelmann aus Las Vegas. Er wird unangenehme Fragen stellen, denn er kennt die meisten Antworten schon aus Erfahrung. Hai Garfinkel aus Chikago. Er ist Gewerkschaftsmann wie ich. Vertritt eine Menge Gelder von den Lastfahrerge werkschaften. Er wird kaum Ungelegenheiten machen. Diese Gewerkschaften haben so viel Geld, daß sie nicht wissen, wohin damit. Das macht fünf. Der letzte ist Louie Paradise aus Phoenix, Arizona. Besitzer von Paradise Slots, im Spielautomatengeschäft die größte Firma. Hat auch Kasinointeressen. Keine Ahnung, was er vorhat. Das sind alle.«
»Und wen vertreten Sie, Mr. Scaramanga?«
»Karibisches Geld.«
»Kubanisches?«
»Ich habe karibisches gesagt. Kuba
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