Der Mann mit den hundert Namen
Liquidierung der lästigen Reporterin. Und nun …
Merkwürdigerweise ist es inzwischen die Operation, die mir völlig gleichgültig ist.
Mag sein, ich werde ein Mensch.
Ja, aber welcher Mensch?
13
»Noch einmal«, sagte Alan. »Ich will das ganz genau wissen.« Er saß am Steuer eines gemieteten Pontiac, Major Putnam neben ihm und Captain Weller auf dem Rücksitz. »Ist Ihnen etwas über einen Befehl zur Liquidierung von Buchanan bekannt?«
»Absolut nicht«, antwortete Captain Weller.
»Ich habe keinerlei Anweisungen dieser Art erhalten«, sagte Major Putnam.
»Und ich auch nicht«, fügte Alan hinzu.
»Wie war das mit Jack und Cindy Doyle?« fragte der Major.
»Ich dachte, es handelt sich um Mord und Selbstmord.«
»Ich auch«, sagte die Frau. »Von einem Befehl zur Liquidierung der Doyles ist mir nichts bekannt.«
»Und wie steht es mit dem Mordanschlag auf Buchanan?« bohrte Alan weiter.
»Die logischste Erklärung ist nach wie vor ein Raubüberfall«, sagte Major Putnam.
»In einer Menschenmenge vor einem Restaurant?« Alan packte das Steuer fester. »Ich höre zum ersten Mal von einem Taschendieb, der die Aufmerksamkeit auf sich lenkt, indem er den niedersticht, dem er die Brieftasche ziehen will.«
»Wie wäre es mit einem Freak, dem es Spaß macht, Leute vor aller Augen zu erdolchen?« fragte Captain Weller.
»Das klingt schon besser«, entgegnete Alan. »Die Tat eines Verrückten. Das wäre zumindest eine plausible Erklärung.«
»Es geht darum, daß Buchanan uns für die Täter hält, und das ist genauso verrückt«, wandte der Major ein.
»Glauben Sie, er nimmt das tatsächlich an?« fragte Captain Weller. »Er ist ein hervorragender Schauspieler und auf genau kalkulierte Wirkungen aus.«
»Mich hat er jedenfalls überzeugt«, sagte Alan.
»Warum sollte er uns was vorlügen?« fragte Major Putnam.
»Um die Tatsachen zu verschleiern. Um uns zu verwirren und unsere Aufmerksamkeit von der Journalistin abzulenken.«
»Warum?« wiederholte der Major.
»Der Tod der Journalistin würde in der Tat eher Probleme schaffen als lösen«, gab Alan zu bedenken. »Wenn sie wirklich eingeschüchtert ist und nichts schreibt, ist unser Zweck erreicht.«
»Ich glaube, es ist am besten, wir unternehmen im Augenblick nichts und lassen alles auf uns zukommen«, argumentierte Captain Weller.
»Es ist gut, daß die Entscheidung nicht bei uns liegt, sondern beim Colonel«, sagte der Major.
»Hat nun jemand versucht, Buchanan umzulegen oder nicht?« Alan ließ nicht locker. »Kein Irrer, sondern ein Profi, der auf Befehl handelte. Und wenn der Befehl nicht von uns kam, von wem dann?«
14
Die Regel lautete: Wenn ein Kontaktmann nicht pünktlich am vereinbarten Ort erschien, gab es vierundzwanzig Stunden später einen Ersatztermin. Wenn es auch diesmal nicht klappte …
Darüber wollte sich Buchanan nicht den Kopf zerbrechen. Er ging durch das Französische Viertel – belebte, enge Straßen, aus allen Ladeneingängen Dixieland, Blues, Tanz auf dem Bürgersteig, Trubel … Da die Menschen jetzt keine Masken mehr trugen, wäre es nicht schwer gewesen, etwaige Verfolger zu bemerken. Mit einem unangenehmen Gefühl im Bauch ließ er den dunklen Jackson Square hinter sich, überquerte die Decatur Street und begab sich zum gutbesuchten Café du Monde. Um nicht wieder von drängenden Menschen am Eintreten gehindert zu werden, war er bereits um Viertel elf gekommen.
Er ließ sich seine Ungeduld nicht anmerken, als er wartete, bis ihn ein Kellner an mehreren Säulen vorbei durch die schwatzende Menge in eine entlegene Ecke führte. Zufälligerweise genau zu dem Platz, den er gewählt hätte, um den Eingang beobachten zu können.
Dennoch war er nicht zufrieden, er mußte ganz sichergehen. Als er eine Chance entdeckte, stand er auf und setzte sich an einen gerade frei gewordenen Tisch in der Mitte des Restaurants. Ungefähr hier, so erinnerte er sich, hatte er mit Juana vor sechs Jahren gesessen. Wenn sie kam, würde sie ihn ohne Schwierigkeiten finden, denn ihr Blick würde zuerst in diese Richtung fallen.
Als der Kellner ihn nach seinen Wünschen fragte, bestellte er die Spezialität des Hauses: café au lait und beignets , außerdem ein Glas Wasser für seine Kopfschmerztabletten.
Bald würde Juana kommen. »Ich liebe dich«, hatte er ihr gestanden. »Ich möchte dir sagen, daß du mir immer nahe sein wirst. Ich werde mich stets mit dir verbunden fühlen. Ich schwöre es dir. Wenn du jemals Hilfe
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