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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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die Sachen an sich. Zuerst wischte er mit der Jacke seine Fingerabdrücke von allen Gegenständen, die er berührt hatte, dann rannte er durch den Gang und die Treppe hinauf. Er hinterließ nasse Spuren.
    Das störte ihn nicht mehr. Er mußte nur raus aus diesem Hotel. Möglicherweise rief der Arbeiter gerade die Polizei an und meldete eine verdächtige Person.
    Buchanan lief auf den Strand zu und hielt sich zwischen dem Wasser und den Hotels. Eine angenehme Brise kühlte ihm den Schweiß auf der Stirn und blies so heftig, daß sogar die nasse Kleidung allmählich trocken wurde.
    Die zerknitterte Arbeitsjacke und die Baseballmütze hatte er unter den rechten Arm geklemmt. Behutsam setzte er die Mütze auf; sie war zwar so abgetragen, daß sie auffallen konnte, doch ohne ihren Schutz würde das Blut am Kopf die Blicke der Leute auf ihn lenken. Schwer atmend zog er die Jacke über die rechte Schulter und verbarg damit das um die Wunde gebundene Handtuch. Nun konnte er sich in die Öffentlichkeit wagen. Als er noch einmal auf seine Digitaluhr sah, stellte er erschrocken fest, daß seit seinem Anruf bereits eine Stunde vergangen war. Unmöglich, dachte er, ich habe den Lagerraum doch erst vor kurzem verlassen. Junge, du hast wohl Blackouts.
    Buchanan überlegte. Er mußte die Schnellstraße erreichen und sich ein Taxi schnappen, sonst würde er den Treffpunkt nicht zur vereinbarten Zeit erreichen.

4
     
    »Mein Gott«, sagte Buchanans Einsatzleiter, »die Wunde muß genäht werden. Nehmen Sie die Mütze ab. Lassen Sie mal sehen … Mann, und die Schramme am Kopf auch.«
    Nachdem Buchanan mit dem Taxi ins Stadtzentrum gefahren war, hatte er höchstens eine Minute vor dem gutbesuchten Lokal gewartet, als der Einsatzleiter mit einem gemieteten Ford erschien und ihn einsteigen ließ.
    Er war ein Mann in den Fünfzigern, mit beginnender Glatze und Bauchansatz. Als Tourist getarnt, trug er Sandalen, ein zitronengelbes Poloshirt und limonenfarbene Shorts. Sie hatten noch nie zusammengearbeitet. Buchanan kannte ihn nur als Wade, was vermutlich weder sein richtiger noch sein Deckname war.
    Wade stöhnte auf, nachdem Buchanan ihm alles erklärt hatte. »Scheiße. Völlig daneben. Meine Güte … Denken wir mal nach.« Er trommelte mit den Fingern auf das Lenkrad. »Wir müssen aufpassen … Die Bullen bewachen den Flughafen in der Stadt und wahrscheinlich auch den drüben in Cozumel. Bleibt uns als Ausweg nur …«
    »Merida«, sagte Buchanan.
    Wade beschleunigte. »Das heißt, am besten bringen wir Sie außer Landes. Vielleicht sollten Sie sich irgendwo verkriechen. Abtauchen. Na, die Polizisten haben nichts weiter als eine Personenbeschreibung, die auf unzählige Amerikaner zutrifft. Kein Foto, vermutlich auch keine Fingerabdrücke. Dafür haben Sie hoffentlich gesorgt.«
    Buchanan nickte. Ihm war übel. Mit dem unverletzten linken Arm wischte er sich immer wieder den Schweiß von der Stirn. »Meine größte Sorge ist, daß viele im Restaurant gehört haben, wie Bailey mich Crawford nannte und ich darauf bestand, Ed Potter zu sein. Folglich hat die Polizei einen Namen, auf den die mexikanische Paßkontrolle auf den Flughäfen achten wird.«
    »Macht nichts«, sagte Wade. »Ich habe Ihnen einen neuen Reisepaß und eine Touristenkarte mitgebracht. Auf einen neuen Namen natürlich.«
    »Klar! Aber die Polizei hat Bailey gekrallt. Er wird ihnen bei einem Phantombild helfen müssen, und sobald das an jeden Flughafen und jeden zuständigen Beamten gefaxt worden ist, halten sie jeden fest, der auch nur halbwegs ähnlich aussieht. Ich muß das Land verlassen, bevor das Bild verteilt ist. Außerdem …« Buchanan sah auf die zuckenden Finger an der rechten Hand. Der verletzte Arm brannte wie Feuer. Das Handtuch war völlig blutdurchtränkt. »Ich glaube, ich brauche einen Arzt.«
    Wade blickte in den Rückspiegel. »Keine Autoscheinwerfer hinter uns.« Er spähte nach vorn auf den durch Wälder führenden Highway. Sie befanden sich inzwischen etwa dreißig Kilometer westlich von Cancún. »Die verlassene Tankstelle da eignet sich ganz gut.« Er fuhr an den Straßenrand, stieg aus und nahm etwas vom Rücksitz.
    Nachdem er Buchanans Tür geöffnet und sich unter dem Strahl einer Taschenlampe die Verletzungen angesehen hatte, murmelte er: »Verflucht, Sie brauchen wirklich einen Arzt. Das muß genäht werden.«
    »Man kann sich doch nicht darauf verlassen, daß ein einheimischer Arzt die Schußverletzung nicht bei der Polizei meldet«,

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