Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
Vom Netzwerk:
Ihre Mühe zu schätzen weiß, und Ihnen für alles danken.«
    Langsam drehte sie sich zu ihm. »Verlassen Sie uns etwa?«
    »Ich muß.«
    Sie wollte sich aufsetzen, schaffte es aber nicht. »Ich hoffe, nicht meinetwegen.«
    »Nein, nein!«
    »Ich hatte im stillen gehofft, daß Sie hierbleiben und Jack Gesellschaft leisten.« Ihr stockender Atem verriet Buchanan, daß sie sich bemühte, nicht zu weinen. »Ich liege die meiste Zeit im Krankenhaus oder im Bett. Ich komme damit klar, aber mir tut Jack so leid.«
    »Er liebt Sie sehr.«
    »Ich weiß.«
    »Er hat mir erzählt, wie stolz er auf Sie war, weil Sie mit allen Problemen fertig geworden sind, als er bei der Armee war, und wie Sie die Zeitungsleute kurzerhand abgefertigt haben.«
    »Ja, ich war hart im Nehmen. Schöne Zeiten damals. Bloß war Jack so oft weg, und nun sind wir zusammen, und ich …«
    »Darauf kommt es an – Sie sind zusammen. Und mich brauchen Sie hier nicht, das ist einer zuviel. Auf Wiedersehen, Cindy.«
    »Nehmen Sie meinen Wagen.« Sie berührte seine Hand. »Seit ich das letzte Mal im Krankenhaus war, fahre ich sowieso nicht mehr. Nehmen Sie ihn. Bitte.«
    »Sie kriegen ihn bestimmt wieder.«
    »Eilt wirklich nicht.«
    Buchanan beugte sich zu ihr, küßte sie sanft auf die Wange und hatte auf den Lippen den Geschmack salziger Tränen. »Machen Sie’s gut.«

14
     
    Doyle hockte in der Küche und legte eine Patience. Er blickte nicht auf, als Buchanan eintrat. »Ich hab alles mitbekommen.«
    »Und?«
    »Danke. Freunde bedeuten ihr viel. Im Augenblick hat sie kaum welche. Die meisten sind weggeblieben, als sie erfuhren, wie krank sie ist. Sind zu einfallslos, ein paar Worte zu finden – anders als Sie eben.«
    »Was habe ich denn gesagt?« Doyle blickte auf. »Cindy hat recht. Es ist eine gute Idee, ihr Auto zu nehmen und nicht den Lieferwagen. Fällt nicht so auf. Wenn Sie es nicht mehr brauchen, sagen Sie Bescheid, wo ich es holen kann. Und diese Idee ist auch gut.« Doyle langte unter den Tisch, wo sich offenbar ebenfalls eine Halterung befand, denn als er die Hand wieder hervorzog, hielt er eine Beretta 9 mm.
    Buchanan sah rasch zum Fenster. Die Jalousien waren heruntergelassen, von außen konnte niemand die Waffe bemerken. Doch noch immer fürchtete er versteckte Mikrofone. Anstelle einer Antwort schüttelte er den Kopf.
    Warum nicht? Doyle bewegte bloß lautlos die Lippen.
    Buchanan griff nach einem Notizblock, der auf dem Arbeitstisch lag, und schrieb: »Was ist, wenn sie mir abgenommen wird?«
    Doyle nahm den Kugelschreiber und schrieb: »Gehörte einem toten Soldaten in Panama. Kann nicht mit mir in Verbindung gebracht werden.«
    Buchanan sah ihn forschend an und nickte. Er prüfte, ob der Ladestreifen voll war, und schob die Waffe hinten in den Gürtel. Um sie zu verdecken, zog er eine dunkelbraune Nylonwindjacke an, die er sich von Doyle geliehen hatte.
    Doyle kontrollierte, wie es aussah. »Paßt hervorragend.«
    Die Uhr über dem Herd zeigte acht Uhr fünfundzwanzig. In fünf Minuten mußte Baileys Anruf kommen. Doyle wandte sich wieder seiner Patience zu und schien zu akzeptieren, daß Buchanan nicht nach Small talk zumute war.
    Halb neun. Buchanan fixierte das Telefon. Fünf Minuten vergingen, zehn Minuten. Sein Schädel pochte. Endlich, dreiviertel neun, klingelte es.
    Buchanan riß den Hörer an sich, bevor Cindy wach wurde. »In Ihrer Nähe, auf der Pine Island Road, ist ein Minimarkt.
    Bloß wenige Blocks vom Sunrise Boulevard entfernt«, sagte Bailey.
    »Kenne ich. Bin schon vorbeigefahren.«
    »Gehen Sie zu der Pizzabude. Rechts vom Eingang. Um neun.«
    Bevor Buchanan die Hinweise wiederholen konnte, legte Bailey auf.
    »Muß was erledigen«, sagte Buchanan zu Doyle.
    »Die Autoschlüssel liegen in der Schublade dort.«
    »Danke.« Buchanan reichte ihm die Hand.
    Mehr Gefühl wagte er nicht zu zeigen. Er nahm die Schlüssel, schnappte sich seinen Koffer und eine kleine rote Picknick-Kühlbox und nickte Doyle zu, der ihm die Tür öffnete.
    Kaum zwei Minuten später war er auf dem Weg zum Treffpunkt.

15
     
    Die rote Kühlbox enthielt einen weißen Plastikeinsatz mit einem Apfel und zwei Salami-Sandwiches. Im Einsatz darunter lagen Eiswürfel und noch weiter unten einhunderttausend Dollar in Hundertdollarscheinen. Der Behälter stand auf dem Beifahrersitz, Buchanan vergewisserte sich im Rückspiegel, ob er verfolgt wurde.
    Die Box mit dem Geld hatte er am Nachmittag erhalten, als er auf dem Rückweg zu Doyles Haus an

Weitere Kostenlose Bücher