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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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einer Ampel hielt. Nach dem Gespräch mit Bailey hatte Buchanan sofort den Colonel verständigt, der ihn aufforderte, bis drei Uhr im Büro von Bon Voyage, Inc. zu warten. Dann sollte er losfahren, ohne das Fenster am Beifahrersitz zu schließen. An der nächsten Ampel hatte kurz ein Motorradfahrer neben ihm gestoppt und die Box durch das Fenster geschoben.
    Nun parkte Buchanan mit erhöhtem Pulsschlag vor dem überfüllten Minimarkt in der Pine Island Road. Er trug seine wertvolle Last zum Pizzaladen und wartete rechts neben dem Eingang. Kunden kamen und gingen, ein Botenjunge brauste davon.
    »Heißen Sie Grant?« fragte eine Stimme.
    In der offenen Tür des Pizzaladens stand ein schlaksiger, pickeliger junger Mann in einer weißen, mit Sauce beschmierten Schürze.
    »Stimmt.«
    »Da hat eben einer angerufen. Hat gesagt, er ist ein Bekannter von Ihnen. Und Sie geben mir fünf Dollar, wenn ich Ihnen was ausrichte.«
    »Ist in Ordnung.« Buchanan gab ihm die fünf Dollar. »Und die Nachricht?«
    »Sie sollen ihn in zwanzig Minuten in der Eingangshalle vom Tower Hotel treffen.«
    Buchanan überlegte. »Tower Hotel? Wo ist das?«
    »Broward Boulevard, Nähe Victoria Park Road.«
    Buchanan nickte und ging rasch zum Auto. Bailey besitzt einen guten Instinkt, dachte er, während er auf dem Stadtplan nachsah und dann zum nächsten Treffpunkt fuhr. Das Team, das ihm unauffällig folgte, hatte den Auftrag, Bailey nach der Aushändigung des Geldes zu beschatten und herauszufinden, wo er das Videotape, die Fotos und die Negative aufbewahrte, vor allem die mit Buchanan und den drei Offizieren.
    Auf dem Broward Boulevard überprüfte Buchanan noch einmal im Rückspiegel, ob ihm jemand folgte. Er hielt nach Bailey Ausschau, nicht nach dem Team des Colonel, denn das hätte er sowieso nicht bemerkt. Bailey würde es noch weniger gelingen. Gleichgültig, welche Ausweichmanöver er versuchen mochte, das Team würde ihm auf der Spur bleiben. Denn Augenkontakt war nicht nötig. Sie brauchten bloß auf ihren audiovisuellen Monitor zu schauen und den Peilsignalen zu folgen, die der batteriegespeiste Standortsender aussandte. Er war im Plastikboden der Kühlbox versteckt.
    Zwei Minuten vor der angegebenen Zeit erreichte Buchanan den Glaspalast des Tower Hotels. Er rief dem Parkplatzwächter zu, daß er sofort wieder wegfahren werde, und stürzte in die feudale Lobby. Eine Gruppe von Herren und Damen in festlicher Abendgarderobe starrten den Mann in Jeans und Nylonjacke mit der Kühlbox in der Hand amüsiert an.
    Buchanan, stets darauf bedacht, nicht aufzufallen, wurde unsicher. Er suchte Bailey unter den Gästen, ohne sich große Hoffnung auf Erfolg zu machen, und war gespannt, wie Bailey ihn diesmal benachrichtigen wollte. Die Uhr an der Rezeption zeigte neun Uhr zwanzig, genau die Zeit, zu der Buchanan …
    »Mr. Grant?« redete ihn ein livrierter Diener an.
    Buchanan war der kleine Puertoricanertyp mittleren Alters schon aufgefallen, als er von einem Gast zum anderen ging und alle höflich ansprach. »Ja, richtig.«
    »Ein Bekannter von Ihnen hat diesen Umschlag für Sie abgegeben.«
    Er suchte sich eine stille Ecke und riß den Umschlag auf.
    Warten Sie dreiviertel zehn am Eingang von Shirttail Charlies Restaurant.

16
     
    Buchanan kam pünktlich am Riverside Hotel auf dem Las Olas Boulevard an. Bailey erschien abermals nicht zur vereinbarten Zeit. Zwanzig Minuten nach elf war Bailey noch immer nicht aufgetaucht, die Lobby wie ausgestorben.
    »Mr. Grant?«
    Buchanan saß auf einem Rattanstuhl in der Nähe einer großen Glasschiebetür, damit er auch von draußen gesehen werden konnte. Die Augenbrauen hochgezogen, rief ihn die Frau an der bescheidenen Rezeption zu sich.
    »Ja.«
    »Ein Anruf für Sie.«
    Buchanan, die Kühlbox in der Hand, übernahm das Gespräch.
    »Benutzen Sie die Hintertür, überqueren Sie die Straße und gehen Sie durch das Tor, vorbei an dem Swimmingpool.« Baileys Instruktionen endeten im Surren des Wähltons.
    Buchanan reichte dankend das Telefon zurück und begab sich zum Hinterausgang. Er sah das Tor auf der anderen Straßenseite und einen Pfad durch einen kleinen, dunklen Park; der Pool lag verlassen da, alle Lichter gelöscht.
    Als er unter den Palmen stand, erwartete er, Baileys Stimme aus dem Dunkel zu hören und die Aufforderung, das Geld auf den kaum erkennbaren Tisch am Pool zu legen. Statt dessen vernahm er tuckerndes Motorengeräusch und dann die Stimme eines Mannes: »Mr. Grant? Es fehlt noch ein

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