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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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Uhr. »Wir besprechen das noch ausführlich. Jetzt gehen Sie am besten wieder. Wenn die Jacht beobachtet wird, ist es auffällig, daß wir alle so lange in der Kajüte sitzen. Wir müssen die Tarnung beibehalten – das ist wichtig.«
    »Was ist mit Bailey?« wollte Buchanan wissen. »Wir teilen Ihnen unsere Entscheidung später mit.«
    »Sir, die Zeit ist knapp.«
    »Das wissen wir, Captain.« Der Colonel schien indigniert.
    »Wie gesagt, wir melden uns wieder.«
    »Was soll ich inzwischen tun?«
    »Das liegt doch auf der Hand – oder? Das, was nach Ihrer Meinung Victor Grant tun würde.« Eine vage und aalglatte Antwort. Buchanan machte sich plötzlich Sorgen.

12
 
    Buchanan kletterte an der Strickleiter hinunter in das Motorboot, ohne den verletzten rechten Arm zu belasten. Er setzte die Mütze und die Sonnenbrille wieder auf; die beiden Männer und die Frau blickten ihm nach. Sie schlug den blauen Bademantel auf und ließ den engsitzenden roten Bikini sehen, spielte die Rolle einer Femme fatale.
    »Schicken Sie uns einfach die Rechnung«, sagte der Oberst.
    »Ja, Sir. Danke.« Buchanan fing die beiden Leinen auf, die ihm der Major zuwarf. Er startete den Motor und ließ die Jacht hinter sich.
    Herrgott, dachte er. Die sind ratlos. Ich brauche eine Entscheidung, und sie haben nichts entschieden. Ich darf nicht ohne Befehl handeln. Wenn ich bis heute abend nichts von ihnen höre, wie soll ich dann Bailey hinhalten?
    In Gedanken vertieft, näherte sich Buchanan dem Ende eines Kanals, auf der einen Seite ein Kai, auf der anderen eine von Palmen umstandene Villa, und befand sich wieder auf der weiten Fläche des Intracoastal Waterway. Plötzlich drängte sich das Problem Bailey geradezu auf, denn an Backbord, neben einer Fahrwasserboje saß Bailey in einem Motorboot, das Buchanans eigenem glich. Der Motor lief nicht, das Boot lag ruhig, nur vom Kielwasser vorbeifahrender Schiffe bewegt.
    Bailey strich sich mit der Hand über die Bürste und schnippte lächelnd seine Zigarette ins Wasser.
    Buchanan nahm etwas Gas weg und bemerkte die mit Teleobjektiv ausgestattete Kamera, die Bailey um den bulligen Hals trug. Buchanan hielt sich an seine Instruktionen: Er entschloß sich, als Victor Grant diesen Erpresser zu behandeln, wie er es verdiente.
    Er nahm Kurs auf Bailey, stoppte den Motor, ließ sich auf Bailey zutreiben und hielt sich dann an dem anderen Fahrzeug fest.
    »Wie geht’s, Crawford?«
    »Ich kann es Ihnen wohl nicht oft genug sagen – ich heiße nicht Crawford.«
    Bailey zog an der Reißlasche einer Büchse Blue Ribbon. »Ja, ich denke mittlerweile auch, daß Sie recht haben. Wahrscheinlich heißen Sie ganz anders. Aber mit absoluter Sicherheit nicht Victor Grant.«
    »Hören Sie endlich auf! Ich habe Sie im Gefängnis in Mexiko zum ersten Mal gesehen.«
    »Da sind Sie auf dem Holzweg.« Bailey nahm die Füße von der Konsole des Boots und setzte sich gerade hinter das Steuer. »Ich habe was zu verkaufen, und Sie müssen es kaufen. Als Sie sich mit den Typen auf der Jacht trafen, dachte ich mir, Sie wollen die hunderttausend von dort holen. Aber Sie sind mit leeren Händen weggefahren. Die Zeit vergeht. Beeilen Sie sich und treiben Sie das Geld irgendwo auf. Denn nach Mitternacht… Übrigens, das Weib auf der Jacht ist toll, was? Durch das Teleobjektiv habe ich sie ganz nahe heranholen können … Ich habe ein paar wirklich gute Aufnahmen von ihr, von den beiden Kerlen und von Ihnen auf Deck. Fotografieren ist mein Hobby. Ich habe da gerade ein paar Aufnahmen …«
    »Ich bin nicht interessiert.«
    »Oho, ich garantiere Ihnen, daß die Bilder wirklich interessant für Sie sind. Ich muß aber zugeben, ich habe sie nicht selbst geschossen. Habe sie von einem Videoband kopieren lassen.«
    »Wovon reden Sie eigentlich?«
    »Verdammt noch mal, dann gucken Sie sich die Bilder doch an, Crawford!«
    Zögernd griff Buchanan nach dem braunen Briefumschlag, den Bailey ihm hinhielt. Beklommen überlegte er nur, welche Bedrohung die erwähnten Fotos darstellen könnten. Denn die Offiziere waren in der Öffentlichkeit nicht bekannt. Wenn Bailey die Aufnahmen an die Polizei weitergab und wenn der Colonel im Verlauf der Nachforschungen identifiziert wurde, dann hätte das allerdings katastrophale Folgen.
    Doch als er die Hochglanzfotos, schwarzweiß und im Format 20 x 25, betrachtete, wurde ihm mit einem Mal klar, daß er sich über etwas ganz anderes viel mehr Gedanken machen mußte. Denn was er sah, war eine Szene in

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