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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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argumentierte Buchanan weiter. »Ist es nicht dumm von Ihnen, mich als Spion zu bezeichnen? Was wäre, wenn ich mich bedroht fühlte? Ich könnte versuchen, Sie zum Schweigen zu bringen.«
    »Das glaube ich kaum. Sie würden nur gegen mich vorgehen, wenn Sie wüßten, daß Sie damit kein neues Risiko eingehen. Aber ich habe mich abgesichert.«
    »Sie scheinen Ihrer Sache verdammt sicher. Haben Sie tatsächlich geglaubt, ich würde wegen dieser Fotos die Kontrolle über mich verlieren und ein Geständnis ablegen? Selbst wenn ich es täte, könnte ich es später widerrufen. Ihr Wort gegen meins. Außer …«
    Buchanan riß ihr die Kameratasche von der Schulter. Sie versuchte vergebens, es zu verhindern, denn er hielt ihr mit der Linken die Handgelenke fest und öffnete die Tasche mit der Rechten. Er entdeckte einen kleinen Kassettenrecorder, dessen Spulen sich leise summend drehten.
    »Sieh mal einer an. Ich bin sozusagen ein Opfer der ›Versteckten Kamera‹. Nur handelt es sich in unserem Fall um ein verstecktes Mikro. Sie sind ja eine ganz Schlimme!«
    Buchanan zog das Gerät heraus und folgte dem Draht zu einem Minimikrofon, das im Verschluß der Tasche verborgen war.
    »Sie können es mir als Reporterin nicht übelnehmen, daß ich es wenigstens versucht habe.«
    Buchanan schaltete das Gerät ab. »Und was hat es Ihnen gebracht? Ich sagte Ihnen doch, ich habe mit dem ganzen Kram nichts zu tun. Mehr haben Sie nicht aufgenommen – nur mein Dementi.«
    Holly hob die Schultern. Ihr Selbstvertrauen war etwas erschüttert.
    »Jetzt machen wir Ernst.« Buchanan trat näher. »Ziehen Sie sich aus.«
    Sie riß den Kopf hoch. »Was?«
    »Ziehen Sie sich aus, oder ich besorge das.«
    »Das kann doch nicht wahr sein!«
    »Meine Dame, wenn Sie Männer im Zug anmachen, müssen Sie damit rechnen, daß selbige etwas mehr als schöne Worte wollen. Ziehen Sie sich aus!«
    »Lassen Sie mich in Ruhe!«
    Draußen trommelte jemand an die Abteiltür.
    »Imponiert mir«, sagte Buchanan. »Schneller, als ich dachte.«
    Auf Hollys Gesicht spiegelten sich Furcht, Erleichterung und Verwirrung.
    Buchanan öffnete die Tür einen Spalt. Ein großer Kerl in den Dreißigern – mit eckigem Kinn, breitschultrig, Typ Ex-Footballspieler – wollte gerade die Schulter dagegen rammen. Buchanans plötzliches Erscheinen überraschte ihn.
    »Und wen haben wir hier?« fragte Buchanan. »Den Ehemann?«
    Der mürrische Mann sah an ihm vorbei, um sich zu überzeugen, daß Holly unversehrt war.
    »Oder den Boyfriend? Antworten Sie«, drängte Buchanan, »mir fällt kein anderer Begriff ein.«
    »Einen Eingeweihten.«
    »Dann können Sie sich ja unserer Party anschließen.« Buchanan forderte den Mann zum Eintreten auf. »Es lohnt nicht, im Korridor zu stehen und die Nachbarn zu wecken. Ich hoffe nur, wir passen alle rein in dieses enge Loch.«
    Der Typ trat langsam ein, das kantige Gesicht argwöhnisch verkniffen.
    Buchanan spürte den Druck der breiten Schultern gegen seine Seite. Es gelang ihm, die Tür zu schließen. »Ein Glück, daß Sie nicht noch mehr Gäste mitgebracht haben. Dann wäre der Sauerstoff knapp geworden.«
    »Lassen Sie die Scherze«, forderte ihn der Kerl auf. »›Ziehen Sie sich aus‹ – was bezweckten Sie mit dieser Aufforderung?«
    »Ich wollte Sie kennenlernen, Mister«, antwortete Buchanan. Dem Hünen blieb vor Staunen der Mund offen stehen. »Der Recorder da ist ein bißchen arg auffällig«, erklärte Buchanan der Journalistin. »Sie wollten, daß ich ihn finde. Ich hätte mich nach dem Abschalten sicher gefühlt. Ich hätte was gesagt, was ich später nicht hätte dementieren können. Ihr Wort gegen mein Wort. Was ich jedoch nicht erfahren sollte: Meine interessanten Aussagen würden durch ein zweites Mikrofon, irgendwo an Ihrem Körper befestigt, an Ihren Partner weitergegeben, der in einem Abteil in der Nähe wartete. Das Mikro war nur zu finden, wenn ich eine Leibesvisitation durchführte, also dachte ich: Versuch’s doch und sieh mal, was passiert.« Er wandte sich an den Mann. »Und hier sind Sie.«
    »Sie …« Holly sprach den Fluch nicht aus.
    »Gibt es noch etwas, was Sie wissen möchten? Es ist nämlich spät, und ich bin müde. Ich brauche etwas Schlaf.«
    »Kommen Sie, Holly«, forderte der Bodyguard sie auf. Buchanan drückte sich an der Wand entlang und öffnete mit einiger Mühe die Tür. »Danke – Sie haben Bier und Sandwiches bezahlt. Sie wissen, wie man einen Mann bei guter Laune hält.«
    Hollys Augen

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