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Der Mann mit den hundert Namen

Der Mann mit den hundert Namen

Titel: Der Mann mit den hundert Namen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Morrell
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wurden ganz schmal. »Ich bleibe.«
    »Seien Sie vernünftig«, ermahnte sie der Begleiter.
    »Ich weiß, was ich tue.«
    »Ich finde das alles sehr aufregend«, unterbrach sie Buchanan. »Aber ehrlich – ich bin müde.«
    »Ich auch. Aber ich bleibe.«
    »Einverstanden … Wenn Sie das von meiner Ehrlichkeit und Ehrbarkeit überzeugen kann. Sie können sich gern vergewissern, daß ich selbst im Schlaf nichts Besonderes auszuplaudern habe.«
    »Holly! Überlegen Sie sich das genau«, warnte sie ihr Gorilla.
    »Ich bin absolut sicher, daß mir nichts passiert, Ted.«
    »Stimmt, Ted«, sagte Buchanan. »Ihr passiert nichts. Ich verspreche, ihr nicht die Kleider vom Leib zu reißen. Gute Nacht, Ted.« Buchanan ließ ihn hinaus. »Bleiben Sie auf dieser Welle. Ich schnarche – hoffentlich stört Sie das nicht beim Schlafen.«
    Ted verschwand in einem Abteil drei Türen weiter. Buchanan winkte ihm erleichtert nach und kehrte dann zu Holly zurück.
    Er schloß die Tür hinter sich ab und sah seinen Übernachtungsgast fragend an. »Welche Position ist Ihnen lieber? Oben oder unten?«
    »Machen Sie sich keine falschen Vorstellungen. Ted ist ein kräftiger Bursche. Wenn er glaubt, daß ich nicht sicher bin, wird er …«
    »Welche Koje, hätte ich gern gewußt.«
    »Wie bitte?«
    »Ich spreche von Betten.« Buchanan zog mit einem Hebeldruck das obere Bett herunter und begann, das untere für die Nacht herzurichten. »Ich weiß nicht, was Sie bei mir erreichen wollen. Abgesehen davon schlage ich vor, wir werfen eine Münze hoch und klären, wer zuerst ins Bad geht. Und wenn Sie zufällig keine Zahnbürste dabei haben, können Sie meine benutzen.«

8
 
    »Ich habe sie mehrmals gefragt, woher sie meinen richtigen Namen und so viele meiner Pseudonyme kennt und wie sie mir folgen konnte.« Buchanan stand in einer Telefonzelle in der verkehrsreichen Loyola Avenue unweit des Bahnhofs in New Orleans. Es war ein feuchtwarmer Tag unter einem Oktoberhimmel von verschwommenem Blau, doch er achtete nur auf die Worte am Telefon und auf einen möglichen Verfolger.
    »Wir klären das«, sagte die tiefe Stimme des Kontaktoffiziers. »Ändern Sie Ihre Pläne nicht und tun Sie, was Sie sich vorgenommen hatten. Wir melden uns wieder. Wenn es neue Probleme gibt, rufen Sie uns sofort an. Vergessen Sie folgendes nicht: Das angebliche Belastungsmaterial – die Fotos – beweist gar nichts.«
    »Eigentlich dürfte sie die Aufnahmen gar nicht mehr haben. Was war in Fort Lauderdale los, nachdem ich weg war? Das Problem sollte doch gelöst werden.«
    »Wir gingen davon aus, daß die Frau nur eine Hilfskraft war. Niemand hat geahnt, daß sie Journalistin ist. Als sie nicht wieder aufkreuzte, schien sie nicht mehr wichtig. Bleiben Sie gelassen. Genießen Sie Ihren Urlaub. Die Frau kann nichts beweisen.«
    »Berichten Sie dem Colonel, daß er auf einem der Bilder ebenfalls zu sehen ist.«
    »Ich berichte es ihm. Bleiben Sie heute abend zwischen sechs und acht Uhr in Ihrem Hotelzimmer, falls wir Kontakt mit Ihnen aufnehmen wollen. Nach acht behalten Sie die vor Ihrer Abreise vereinbarten Treffpunkte im Auge.«
    Unzufrieden legte Buchanan auf, nahm seine Reisetasche und verließ die Telefonzelle.
    Holly McCoy und ihr Begleiter spähten hinter den Bäumen eines nahegelegenen Parks hervor. Verdammt, dachte Buchanan, und ging ihnen entgegen. »Jetzt reicht es mir. Ich lasse mir durch Ihre ständige Schnüffelei nicht den Urlaub vermiesen.«
    Holly McCoy war enttäuscht, daß er sie entdeckt hatte. »Wen haben Sie angerufen? Ihre Vorgesetzten, um ihnen zu sagen, daß wir Ihnen auf die Schliche gekommen sind?«
    »Einen alten Freund, der hierhergezogen ist. Das geht Sie aber gar nichts an.«
    »Beweisen Sie es. Kommen Sie, wir besuchen ihn. Wie heißt er?«
    »Verehrteste, die Sache wird dadurch nicht besser, daß Sie …«
    »Holly. Bitte nennen Sie mich Holly. Nachdem wir beinahe die Nacht miteinander verbracht haben, können wir uns auch mit dem Vornamen anreden, finde ich.«
    Buchanan wandte sich an den Begleiter. »Was immer man Ihnen zahlt, es ist nicht genug. Sie müssen ihr die ganze Zeit zuhören – geraten Sie da nicht in Versuchung, sich einen Strick um den Hals zu legen und allem ein Ende zu machen?« Er steuerte auf den Eingang eines Postamts zu.
    »Brendan!« rief Holly.
    Buchanan reagierte nicht.
    »Bren!«
    Buchanan ging weiter.
    »He!« rief sie. »In welchem Hotel wohnen Sie?«
    Er wandte sich um. »Warum soll ich es Ihnen leicht machen?

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