Der Mann mit der dunklen Maske
einen erwachsenen Mann, der gerade Mumie gespielt hat“, sagte sie. „Hunter, das war wirklich grausam. Was wollten Sie damit überhaupt erreichen?“
Er seufzte. „Camille, ich kann Ihnen gar nicht beschreiben, wie viele Sorgen ich mir mache. Vielleicht kann ich Sie nicht davon überzeugen, dass es so etwas gibt wie einen Fluch. Aber auf Schloss Carlyle stimmt etwas ganz und gar nicht. Und mit Brian Stirling auch nicht. Solange er sich vom Museum fern gehalten hatte, war alles gut. Kaum taucht er wieder auf, wird Alex von einer Giftnatter gebissen, Lord Wimbly wird zur Königin zitiert …“
„Oh nein!“
„Oh ja!“
„Und es scheint, dass Sir John ebenfalls etwas durchgedreht ist. Er hört niemandem mehr zu, er ist nie an seinem Schreibtisch … Camille, bitte, ich habe solche Angst um Sie.“
Er wirkte so ernsthaft, es war geradezu rührend. Aber sie war immer noch empört. „Ich hätte einen Herzanfall bekommen können, wissen Sie das?“
„Kaum!“ protestierte er. „Sie waren sich doch sicher, dass eine Mumie sich nicht erheben kann.“
„Vielleicht gehen wir jetzt am besten“, sagte Camille und seufzte. „Hunter, wenn Sie jemals wieder …“
„Camille, bitte versprechen Sie mir, dass Sie zumindest über das nachdenken, was ich gesagt habe“, bettelte er.
„Hunter, Sie haben Recht. Ich glaube nicht an Flüche. Wir hätten keine Kobra im Museum halten sollen. Natürlich muss Lord Wimbly dafür geradestehen, was passiert ist. Jedenfalls glaube ich, dass alles gut werden wird. Es sind mehr Besucher hier als sonst an einem Sonntag, und sie drängen alle in die Ägyptische Abteilung.“
„Irgendetwas Böses ist im Gange, ob nun ein Fluch dahintersteckt oder ein Verrückter.“ Er machte einen Schritt auf sie zu und hob ihr Kinn an. „Sie lieben diesen Bastard, nicht wahr?“
„Hunter …“, begann sie und erstarrte.
Starr lauschten beide in die Dunkelheit. Sie vernahmen ein schauriges Stöhnen.
16. KAPITEL
B rian saß mit Detective Clancy und Sergeant Garth Vickford, der als Erster am Ort der gestrigen Schießerei aufgetaucht war, in einem der wenigen privaten Büros der Metropolitan Police Station.
Brian, mit Perücke und falschem Bart, hatte sich gleich am Ort des Geschehens zu erkennen gegeben, wollte aber auf keinen Fall weiter in der Öffentlichkeit diskutieren. Deswegen hatte er darauf bestanden, das Gespräch in der Polizeistation fortzusetzen.
„Wir wissen, dass der Kerl, den es gestern auf dem Platz erwischt hat, in Schwarzmarktgeschäfte verwickelt war”, erklärte Clancy. „Wir wissen inzwischen auch, dass sein Name wahrscheinlich William Green war. Genaueres werden wir über seine Identität aber wohl nicht herausfinden. Offenbar hat diese Frau im McNally’s im Zeitalter von Jack the Ripper ihre Arbeitsweise geändert, obwohl ich mir vorstellen kann, dass sie hin und wieder auch mal einen Freier mitnimmt. Hauptsächlich gibt sie vor, eine Hure zu sein, vermittelt dabei aber alle möglichen kriminellen Geschäfte. Bis Green getötet wurde und einige der Umstehenden erwähnten, dass er aus dem McNally’s gekommen war, wussten wir nicht, wo gestohlene ägyptische Fundstücke den Besitzer wechseln.“
„Schwarzmarktgeschäfte hat es doch schon immer gegeben“ sagte Brian. „Woher Ihr plötzliches Interesse?”
Clancy errötete leicht und sah Vickford an. „Na ja, wissen Sie, das hat sich so ergeben.” Er räusperte sich. „Wir wissen alle, dass unsere gute Queen Victoria mal an Mesmerismus und Ähnliches geglaubt hat. Und so eifrig, wie sie sich für ihr Reich, für Großbritanniens Interessen in Ägypten und dem Commonwealth einsetzt, macht es den Eindruck, dass sie durchaus auch an verfluchte Gräber und solchen Quatsch glaubt. Aber neulich hat sie herausgefunden, dass einige Schätze, die für Großbritannien bestimmt waren, in Frankreich gelandet sind. Nichts verärgert sie mehr, als wenn die Franzosen bei irgendetwas die Führung übernehmen. Die Königin hat unsere Vorgesetzten gewarnt, seit Sie, Lord Stirling, aus Ägypten zurückgekehrt sind … mit den sterblichen Überresten Ihrer Eltern. Wir haben ein paar der kleinen Hehler in die Finger bekommen, aber es gibt da einen Franzosen, der diplomatische Immunität genießt. Der Mann heißt Lacroisse, Henri Lacroisse. Er ist regelmäßig bei Hofe und reist auch genauso regelmäßig nach Hause. Wir glauben, dass er ein ganz bestimmtes Stück kaufen will, das ihm jemand versprochen hat. Als wir Green
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