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Der Mann mit der dunklen Maske

Der Mann mit der dunklen Maske

Titel: Der Mann mit der dunklen Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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anfangen?“
    „Shelby, jede Nacht kommt irgendjemand ein kleines Stück näher. Das Schloss wimmelt von Türen und Treppen. Mein Vater war überzeugt, dass es einen Tunnel gibt, ich glaube das auch. Ja, das Gelände um diese Mauern ist riesig. Aber wir werden einen Hinweis finden, dass hier etwas nicht stimmt.“ Grinsend rieb er sich das bärtige Kinn, das langsam anfing, ziemlich zu jucken. „Hast du nie die Geschichte von dem kleinen Eichhörnchen im Winter gehört, Shelby?“
    „Ich habe nicht viele Geschichten gehört, wir waren zehn Kinder zu Hause, Lord Stirling. Meine Eltern haben meistens gearbeitet“, erklärte Shelby. Er seufzte. „Sie werden mir die Geschichte bestimmt erzählen, oder?“
    „Allerdings, Shelby. Wenn der Winter kommt, versucht das kleine Eichhörnchen etwa zwanzig Eicheln auf einmal in einem Loch zu verstecken? Nein, es vergräbt sie nacheinander. Heute Nacht werden wir nach und nach beginnen. Du fängst mit Corwin am Tor an. Ihr nehmt euch jede Nacht ein Stück vor, bis ihr einmal um den ganzen Besitz herum seid. Ich sehe zu, dass ich diesen scheußlichen Bart loswerde, und beginne von der anderen Seite an. Jetzt lass uns keine Zeit verlieren. Wenn ich eine Minute länger Arboc bleibe, werde ich noch wirklich zum Monster und reiße mir die Haut in Fetzen vom Gesicht.“
    Shelby starrte Brian einen Moment lang an, dann schüttelte er nachdrücklich den Kopf.
    „Was ist?“ fragte Brian.
    „Sie haben Monate damit verbracht, die Gruft zu durchsuchen“, sagte er schließlich.
    „Eigentlich“, erwiderte Brian, „habe ich Monate in dem Büro verbracht, der alten Folterkammer. In der Gruft bin ich bisher noch gar nicht gewesen.“
    Shelby stöhnte leise. „Müssen Sie es dann unbedingt nachts machen?“
    „Wenn wir einen Dieb oder einen Mörder fangen wollen, ist das die Zeit, zu der er arbeitet, Shelby.“
    Shelby nickte. „Nun gut. Wir machen es so, wie Sie wünschen.“
    Camille schreckte auf und sah Alex an. Er schlief nach wie vor. Sie fragte sich, was sie geweckt hatte. Und dann wusste sie es.
    Die steinernen Mauern des uralten Schlosses ließen das Geräusch entfernt und gedämpft klingen. Manchmal wie ein Knirschen, manchmal wie ein Stöhnen.
    Sie berührte Alex’ Stirn. Sie war kühl.
    Die Tür wurde einen Spalt geöffnet, jemand spähte herein. Bevor sie reagieren konnte, wurde die Tür wieder zugezogen. Es lief Camille eiskalt über den Rücken. Sie stand auf, ging zur Tür und sah hinaus in den Flur.
    Evelyn Prior lief zur Treppe. Sie trug Nachthemd und Morgenmantel in Weiß, es sah fast aus, als würde sie den Korridor entlangschweben. Sie hatte keine Lampe bei sich. Aber Evelyn brauchte natürlich keine. Sie fand sich auch im Dunkeln zurecht.
    Zu gern wäre Camille ihr gefolgt. Sie sah zurück zu Alex. Er schlief immer noch, trotzdem hatte sie Bedenken, ihn allein zu lassen. Und warum? Weil
er
solche Angst hatte. Und seine Angst war … ansteckend.
    Keine seiner Befürchtungen traf zu. Trotzdem befürchtete Camille, dass jemand in sein Zimmer kommen und zu Ende führen könnte, was die Kobra begonnen hatte.
    Sie setzte sich wieder in den Sessel. Sie sehnte sich so sehr nach Brians Händen, sie wollte einfach nur gehalten, verführt, geliebt und genommen werden …
    Brian Stirling war wahrscheinlich unten in der Gruft und suchte verzweifelt wie immer nach Antworten. Wenn Evelyn es auf ihn abgesehen hatte … Das war doch verrückt. Evelyn war schon immer bei ihm gewesen. Wenn sie irgendeine Gefahr für Brian Stirling bedeutete, hätte sie ihren Plan schon lange durchführen können. Außerdem war Ajax bestimmt bei seinem Herrn.
    Plötzlich zog sich ihr Herz zusammen. Wo war Brian den ganzen Tag gewesen? Und noch wichtiger, warum war er nicht zu ihr gekommen, hatte mit ihr gesprochen und sie wieder hinüber in seine Räume geführt …?
    Die verrosteten Tore öffneten sich mit einem Quietschen, das einem durch Mark und Bein fuhr. Er hätte sie besser langsam aufziehen sollen anstatt mit einem Ruck. Er schalt sich selbst aufs Neue, weil er immer noch keine Handwerker geholt hatte.
    Die Gruft, so viele Jahre unbetreten, war erstaunlich staubfrei. Andererseits war hier auch nie etwas bewegt oder verändert worden. Steinsärge standen entlang des Hauptganges und in den Seitennischen. Das älteste Grab stammte aus dem Jahr 1310, es war das von Count Morwyth Stirling, der später der erste Earl of Carlyle wurde. Im späten 18. Jahrhundert war die Gruft renoviert worden,

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