Der Mann mit der dunklen Maske
ist ein Gesandter Frankreichs und widmet sich wie wir auch der Jagd nach Funden aus dem alten Ägypten. Monsieur, Miss Camille Montgomery, meine Verlobte.“
Der Franzose war gepflegt, groß und elegant, mit feinen Zügen, einem Schnurrbart und einem neckischen kleinen Spitzbart. Formvollendet beugte er sich über Camilles Hand. „Ich bin entzückt, Mademoiselle.“
Lord Wimbly kam dazu. „Henri! Ich gratuliere. Man sagt, es wäre Ihnen gelungen, eines der schönsten Stücke der letzten Zeit zu erwerben, eine riesige Büste von Nefertiti. Gab es mit der Behörde für Altertümer in Kairo keine Schwierigkeiten?“
„Ich habe schon oft mit der Behörde gearbeitet“, erklärte der Franzose Lord Wimbly. „Die Büste ist legal gekauft worden – es waren übrigens viele in dem Lager.“ Er zuckte die Achseln. „Wenn die ägyptischen Wissenschaftler mit uns handeln, uns Franzosen und Engländern, werden sie wenigstens bezahlt. Meistens sind es ihre eigenen armen Leute, die verzweifelt versuchen, alles zu verkaufen. Es gibt eine ganze Stadt von Grabräubern, wissen Sie – Familien, die seit Jahrhunderten alte Gräber plündern. Aber, Lord Wimbly, viel mehr muss ich Ihnen und Ihrer Gruppe von Kuratoren und Forschern gratulieren. Es hat seit Jahren keinen Fund mehr gegeben, der mit dem von Lord und Lady Stirling zu vergleichen wäre!“
„Ganz richtig“, stimmte Lord Wimbly zu. „Ah, und hier ist unser wahrer Abenteurer, Sir Hunter MacDonald. Hunter, kennen Sie Henri schon?“
Hunter trat zu der Gruppe. „Nein, bisher hatte ich noch nicht das Vergnügen“, sagte er und schüttelte dem Franzosen die Hand.
Aubrey Sizemore trat vor. „Ich glaube, wir haben uns schon kennen gelernt, im Museum in Kairo, Monsieur Lacroisse. Ich bin Aubrey Sizemore.“
Lacroisse wirkte einen Augenblick verblüfft. „Ja, ja … natürlich. Ich erinnere mich an Sie.“ Sein Gesichtsausdruck verriet, dass er das keineswegs tat, aber er war höflich.
„Wo im Himmel ist Sir John?“ wollte Evelyn wissen. „Lord Wimbly, Sie sind doch zu ihm gefahren und haben ihn um seine Anwesenheit gebeten?“
„Natürlich, Evelyn. Aber Sir John war nicht da, oder zumindest hat er nicht aufgemacht“, sagte Lord Wimbly. „Ich habe ihm aber eine Nachricht unter der Tür durchgeschoben.“
„Wir werden mit dem Dinner noch ein paar Minuten warten“, erklärte Brian.
„Sir John ist brillant. Einfach brillant“, sagte Lord Wimbly.
„Ein unglaublich guter Redner“, stimmte Hunter zu.
„Entschuldigen Sie mich bitte“, murmelte Camille. Die Begeisterung bezüglich Sir John wirkte etwas aufgesetzt auf sie. „Ich sehe nur mal nach, ob ich Tristan finden kann.“
„Camille!“ Brian runzelte die Stirn.
Doch sie ignorierte ihn und lief die Treppe hinauf.
Alex war nicht in seinem Zimmer. Und Tristan und Ralph konnte sie ebenso wenig finden. Als sie zurück in den Salon kam, versammelten sich die Gäste gerade im Ballsaal. Es blieb ihr nichts anderes übrig, als sich ihnen anzuschließen.
Der riesige Ballsaal war vollkommen umgestaltet worden. Eine lange Tafel stand in der Mitte, die noch eleganter eingedeckt war als die Tische auf dem Wohltätigkeitsball. Kellner waren extra für den Abend engagiert worden.
Brian saß an einem Ende der langen Tafel, Camille am anderen. Inzwischen waren die meisten der Gäste eingetroffen. Kuratoren vom Museum, die sie noch nie gesehen hatte, viele mit Ehefrauen und Töchtern. Zwei Platzkarten waren entfernt worden, eine davon war die von Sir John.
Sie sah sich um und bemerkte, dass auch Shelby verschwunden war.
Gespräche über das Lieblingsthema der Anwesenden erfüllten den Raum. Kleine Streitgespräche über den Tod von Hatschepsut – wurde sie nun von ihrem Stiefsohn Thutmosis III. in den Tod getrieben, weil er glaubte, dass sie den Thron widerrechtlich an sich gerissen hatte, oder nicht? Und was war mit seiner späteren Herrschaft in Ägypten? Die Gespräche waren aufgeregt, denn der Fund, den die Stirlings gemacht hatten, betraf auch die Regentschaft von Thutmosis III. und den mächtigen Mann, der hinter dem Pharao gestanden hatte, ihm in die Schlacht gefolgt war und ihn, einer alten Legende zufolge, durch Zauberei unterstützt hatte.
„Niemand hat bisher Hatschepsuts Mumie identifiziert“, sagte Henri Lacroisse. „Nun, das wäre mal ein Fund!“
„Viele Pharaonenmumien sind vor zweitausend Jahren von Priestern versteckt worden“, erklärte Lord Wimbly Camille. „Trotzdem, eine Mumie ist
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