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Der Mann mit der dunklen Maske

Der Mann mit der dunklen Maske

Titel: Der Mann mit der dunklen Maske Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heather Graham
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eine Zeit gegeben, in denen sich keine Scheiben darin befunden hatten. Man konnte gut erkennen, wie dick die Schlossmauern waren, und das war fast noch verblüffender als die ägyptischen Artefakte. Vor langer Zeit waren diese Mauern zum Schutz errichtet worden. Schloss Carlyle hatte den Schwertern und Pfeilen der Feinde getrotzt, genauso stark und undurchdringlich, wie sie heute den Earl vor der englischen Gesellschaft schützten.
    Camille stieß einen Seufzer aus. Am liebsten wäre sie zurück zu Tristan gelaufen und hätte ihm die Meinung gesagt, auch wenn er sie im Moment nicht hören konnte. Aber sie wusste, dass dieses Viech vor ihrer Tür Wache hielt. Kopfschüttelnd lief sie hinüber zum Bett, nahm das Leinennachthemd, das man dort bereitgelegt hatte, und ging ins Bad.
    Wie versprochen war das Bad ziemlich modern mit Wanne, Waschkommode und sogar fließendem Wasser. Der Earl mochte komische Rachegelüste haben, aber dieser Raum bot entschieden mehr Annehmlichkeiten, als sie gewöhnt war.
    Eine Kerze brannte neben einem Tablett mit Brandy und Gläsern. Ohne zu zögern ließ Camille Wasser in die ausladende Wanne laufen. Dann zog sie sich aus, goss sich einen Brandy ein und stieg ins Wasser.
    Wie seltsam! Der Abend war eine Katastrophe gewesen, und doch lag sie hier in einer Wanne, entspannte sich und trank Brandy. Mit gerunzelter Stirn rief sie sich in Erinnerung, dass sie sich in einer schrecklichen Situation befand.
    Plötzlich verspannte sie sich, wusste aber, warum. Ein sechster Sinn meldete ihr, dass irgendetwas nicht stimmte. Sie verharrte bewegungslos, weil sie glaubte, etwas gehört zu haben. Eine Bewegung. Kein Rascheln. Keine Schritte. Nur … als ob sich Stein an Stein reiben würde.
    Sie wartete, aber das Geräusch ertönte nicht noch einmal. Hatte sie es sich nur eingebildet? Dann hörte sie vor der Schlafzimmertür ein wütendes Bellen. Was immer sie gehört hatte, der Hund hatte es auch bemerkt.
    Beinah wäre ihr der Brandy aus der Hand gefallen, aber es gelang ihr, das Glas auf den Läufer neben der Wanne zu stellen. Sie sprang aus dem Wasser und schlüpfte in einen schweren Brokathausmantel, der an der Badezimmertür hing. Sie dachte daran, sich in ihr Zimmer einzuschließen, aber zuerst wollte sie herausfinden, woher das Geräusch gekommen war, das sie so erschreckt hatte.
    Als sie hinaus in das Schlafzimmer stürmte, hörte sie ihren Namen.
    „Miss Montgomery!“ Es war der Earl of Carlyle persönlich. Sie lief weiter, als auch schon die Tür aufflog. Da standen sie und starrten einander an. Seine blauen Augen hinter der wilden Maske. Sie mit zerzausten Haaren und einem nicht unbedingt züchtig geschlossenen Hausmantel. Sie fühlte sich irgendwie verwundbar.
    Sie zog den Mantel zusammen und griff nach dem Gürtel.
    Der Hund stürzte ins Zimmer. Er bellte nicht mehr, stand aber angespannt neben seinem Herrn und hielt die Nase in die Luft. Roch er etwas?
    Der Earl räusperte sich. „Ist bei Ihnen alles in Ordnung?“ fragte er.
    Die Stimme versagte Camille, also nickte sie.
    „Haben Sie irgendetwas gehört?“ wollte er wissen.
    „Ich … weiß nicht.“
    Er fluchte ungeduldig. „Miss Montgomery, entweder Sie haben etwas gehört oder nicht. War jemand hier?“ Er runzelte die Stirn, als würde er diese Möglichkeit eigentlich eher bezweifeln, müsse die Frage aber stellen.
    „Nein!“
    „Sie haben nichts gehört?“
    „Ich … glaube nicht.“
    „Sie glauben nicht? Und warum sind Sie dann aus dem Bad gestürzt, als wären alle Teufel der Hölle hinter Ihnen her?“
    „Es schien, als ob … ich weiß nicht“, erwiderte sie und hob das Kinn. „So ein schabendes Geräusch von irgendwoher.“ Sie nahm die Schultern zurück. „Aber wie Sie – und Ihre Kreatur da – leicht erkennen können, ist niemand hier. Ich nehme an, dass es in alten Gebäuden wie diesem hier einfach mal knackt.“
    „Mhm“, murmelte er.
    Sie hasste die Maske. „Verzeihen Sie, My Lord. Ich bin nur ein unfreiwilliger Gast, und zu dieser Stunde ziehe ich meine eigene Gesellschaft vor.”
    Zu ihrer Überraschung zögerte er, den Raum zu verlassen.
    „Finden Sie das Zimmer nicht … verwirrend?“
    „Nein. Lag das in Ihrer Absicht?“
    Er winkte ab. „Ich meine nicht die Einrichtung“, entgegnete er.
    „Sondern?“
    „Das Knarren, das Sie, und offensichtlich auch mein Hund, gehört haben.“
    Kopfschüttelnd überlegte sie, was für eine Närrin sie war. Ich will raus aus diesem Raum, rief eine innere

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