Der Mann mit der dunklen Maske
gerade eine Kiste eintraf. Sir John konnte seine Brille nicht finden, und ich war in der Lage, die Schrift auf einem Stein, der darin war, für ihn zu entziffern. Er brauchte jemanden. Es gab eine Besprechung, und ich wurde eingestellt.“
Brian Stirling hatte sie die ganze Zeit angestarrt. Sie fühlte sich äußerst unsicher, denn sie war noch nie so intensiv beobachtet worden.
Sie stellte ihre Tasse ab. „Ich habe keine Ahnung, warum Sie um alles in der Welt glauben, dass ich lüge oder mir das alles ausdenke. Sie können jeden der beteiligten Männer fragen, und Sie werden erfahren, dass ich die Wahrheit sage. Jedenfalls ist diese Stellung sehr wichtig für mich.“ Sie zögerte einen Moment. „Mein Vormund … also seine Vergangenheit ist nicht völlig fleckenlos. Ich tue alles, was ich kann, My Lord, um uns eine respektierte Stellung zu erhalten. Ich bin äußerst beunruhigt, dass Tristan über ihre Mauer gefallen ist …“
Er unterbrach sie mit einem unterdrückten Lachen. „Man stelle sich das vor. Und ich war gerade im Begriff, Ihnen jedes Wort zu glauben!“ rief er.
Wut wallte in Camille auf, aber zugleich wurde sie puterrot, denn er hatte jedes Recht zu lachen. Sie stand auf. „Ich fürchte, Lord Stirling, dass Sie nichts anderes vorhaben, als Rache an mir und an Tristan zu üben. Und dass es nichts gibt, was ich tun oder sagen kann, das Sie davon abhalten könnte, ihn vor Gericht zu zerren. Ich kann Ihnen nur versichern, dass meine Arbeit sehr wichtig für mich ist. Dass Tristan oft Dummheiten macht und sich vom rechten Weg abbringen lässt, aber niemals Böses tut. Und wenn Sie gegen ihn vorgehen wollen, dann müssen Sie das eben tun. Wenn ich jedenfalls nicht bald im Museum erscheine, werde ich bestimmt hinausgeworfen. Vielleicht ist das jetzt sowieso egal, denn ich werde meine Verbindung zu Tristan niemals leugnen. Und sobald Sie gegen ihn vorgehen, wird sich die Kunde schnell verbreiten, und ich werde meine Stellung sowieso verlieren.“
„Ach, Miss Montgomery, setzen Sie sich bitte“, sagte der Earl und klang plötzlich müde. „Ich gebe zu, dass ich immer noch ein bisschen … sagen wir misstrauisch bin. Was Sie beide betrifft. Aber für den Moment würde ich vorschlagen, dass Sie mir einfach vertrauen. Wenn Sie so weit sind, bringe ich Sie zur Arbeit. Und ich werde mich persönlich darum kümmern, dass man Ihnen keinen Vorwurf wegen irgendwelcher Nachlässigkeiten macht.“
Überrascht starrte Camille ihn an.
„Setzen Sie sich hin, und trinken Sie Ihren Tee aus.“
Camille ließ sich mit gerunzelter Stirn auf ihren Stuhl sinken. „Aber …“
„Ich bin schon eine ganze Weile nicht mehr im Museum gewesen. Mir war nicht einmal bekannt, wie die Hierarchie in Ihrer Abteilung genau funktioniert. Ich denke, es wäre ganz angemessen, mich dort mal wieder sehen zu lassen.“ Er stand auf. „Bitte seien Sie in fünf Minuten an der Eingangstür.“
„Aber was ist mit Tristan?“
„Er braucht heute Ruhe.“
„Ich habe ihn bisher ja kaum gesehen. Ich muss ihn wirklich nach Hause bringen.“
„Heute nicht, Miss Montgomery. Shelby wird heute Abend mit der Kutsche am Museum auf Sie warten.“
„Aber …?“
„Ja? Habe ich noch irgendetwas vergessen?“
„Ich … muss nach Hause. Und dann ist da noch Ralph.“
„Ralph kann sich heute um Ihren Vormund kümmern. Er wird uns nicht verlassen. Ich habe dafür gesorgt, dass er beim Schmied im Hof unterkommt.“
„Also wirklich, Lord Stirling, Sie können doch Leute nicht einfach hier festhalten.“
„Doch, das kann ich schon. Und eigentlich haben sie es hier doch bequemer als im Gefängnis, meinen Sie nicht?“
„Sie erpressen mich“, keuchte Camille. „Sie spielen ein gemeines Spiel mit mir.“
„Ja, aber Sie sind eine kluge junge Frau, und deshalb sollten Sie nach meinen Regeln spielen.“
Er wandte sich um und verließ den Raum. Er wusste, dass sie seinem Vorschlag folgen würde. Ajax hatte zwar beschlossen, Camille zu mögen, aber nicht mehr als seinen Herrn. So trottete der riesige Hund hinter Lord Stirling her.
Als beide fort waren, sprang Camille auf die Füße. „Ich werde mich in diesem Spiel nicht zum Bauern machen lassen“, verkündete sie laut. Aber dann sank sie wieder auf ihren Stuhl und starrte den langen Korridor hinunter. Doch, sie war ein Bauer in diesem Schachspiel. Im Moment blieb ihr keine Wahl.
Ärgerlich trank sie ihren Tee aus. Dann machte sie sich auf den Weg zu der großen Freitreppe. An ihrem
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